Vegetarier
Als Vegetarier werden Menschen bezeichnet, die auf den Nahrungsmittelkonsum von Fleisch, Fisch und tierischer Gelatine verzichten. Beim Verzehr von durch Tiere produzierte Produkte, wie Eiern, Milch, Milchprodukten oder Honig gibt es individuell unterschiedliche Entscheidungen der Vegetarier: Vegetarier, die den Verzehr von Eiern (nicht aber von Milch) ablehnen, werden als "Lacto-Vegetarier", bei Ablehnung des Verzehrs von Milchprodukten (nicht aber von Eiern) als "Ovo-Vegetarier" und bei Verzehr von Eiern und Milch als "Ovo-Lacto-Vegetarier" bezeichnet. Letztere Form ist die häufigste. Eine besonders strikte Form betrifft die Ablehnung des Verzehrs tierischer Produkte und den Verzicht auf Verwendung von tierischen Produkten, bei deren Produktion Tiere sterben oder leiden mussten (z.B. Leder, Daunen, Federn, Wolle); diese Form heißt Veganismus. Veganismus und Vegetarismus werden oft verwechselt. Da in der Nahrungsmittelherstellung sehr große Vielfalt herrscht, ist es für Vegetarier nicht leicht, die Produkte zu erkennen, in denen tierische Rohstoffe verwendet worden sind. Tierische Zusatzstoffe, wie Gelatine oder Fette tierischer Herkunft sind insbesondere in Obstquark, Kuchen, Pudding, Joghurt, Eiscreme, Margarine, Marmelade oder Gummifrüchten für den Verbraucher oft unerwartet beigemengt. Deshalb wird zur Zeit in Europa von den Vegetarier-Organisationen ein vegetarisches Label (V-Label) eingeführt. Damit werden für Vegetarier geeignete Produkte und Dienstleistungen zuverlässig gekennzeichnet.
Die Motivation für vegetarische Ernährung ist sehr unterschiedlich; einige sehen moralische Gründe als Hindernis des Fleischverzehrs, andere haben gesundheitliche, privat-ökonomische, global-ökonomische oder global-ökologische Bedenken, wieder andere erklären schlicht, dass ihnen Fleisch nicht schmeckt.
Nach derzeitigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand ist zumindest ein Teil der Tierarten mit nicht unerheblicher Intelligenz ausgestattet und fähig, Schmerz zu empfinden. Die moralische Motivation für Vegetarier ist mit dem Willen verbunden, Tiere vor Leid zu bewahren - Leid durch eine nicht artgerechte Tierhaltung, oder Leid durch den Akt des Tötens an sich. Hinzu können religiöse Motive oder philosophische Sichtweisen über die Gleichwertigkeit des Lebens kommen.
Die meisten Vegetarier auf der Welt sind dies aus Glaubensgründen.
Vergleichbar mit den Muslimen, die es aus ihrem Glauben heraus ablehnen, Schweinefleisch zu sich zu nehmen, lehnen es einige Glaubensgemeinschaft ganz ab, Fleisch zu essen. Hierfür gibt es unter anderem diese Gründe:
Der Mensch ist von der Natur aus Allesfresser (Omnivor), das heißt, sein Körper ist für gemischte Kost eingerichtet. Entgegen langjähriger Ansicht der Medizin gilt heute als gesichert, dass ein gesunder Erwachsener ohne weiteres auf das im Fleisch enthaltenes Eiweiß verzichten kann; bei Jugendlichen, Rekonvaleszenten, Schwangeren, Schwerarbeitern oder Spitzensportlerern muss jedoch bei der üblichen vegetarischen Kost besonders auf die Eiweißversorgungversorgung geachtet werden.
Beim (längerfristigen) Veganismus ist der Mangel am nur in tierischen Nahrungsmitteln, Bakterien, Schimmelpilzen, Algen und Hefen enthaltenen Vitamin B12 eine Gefahr, die u. a. das Zellwachstum hindert und Anämie hervorrufen kann; Vitamin B12 kann dem Körper jedoch auch künstlich zugeführt werden und wird von ihm auch nur in geringsten Mengen benötigt. Wird nur auf Fleisch, nicht jedoch auf Milchprodukte verzichtet, so ist die Aufnahme an Vitamin B12 in ausreichendem Maße gewährleistet. Es gibt bislang keine breite statistische Untersuchung darüber, ob der B12-Mangel bei Vegetariern gehäuft auftritt; es handelt sich also bisher lediglich um eine theoretische Annahme.
Vor allem in den 70-er und 80-er Jahren des 20. Jahrhunderts, aber auch bis heute wurden und werden Kleinbauern in Entwicklungsländern gedrängt, Futtermittel für die Massenviehhaltung der Industrieländer anzubauen, statt durch eine Diversifizierung eine ausgewogene Selbstversorgung sicherzustellen.
Im Rahmen der Dritte-Welt-Bewegung in der Bundesrepublik zu dieser Zeit war es ein wichtiger Aspekt, durch Verzicht auf Fleischkonsum diesem negativen Strukturwandel im Süden entgegenzuwirken.
Die damit einhergehenden potentiellen Probleme durch die Gefahr von Mangel- oder Falschernährung sind in der Regel den meisten Veganern (sowie auch den weniger strengen Vegetariern) bekannt. In verschiedenen Internetforen und mit Hilfe entsprechender Fachliteratur können diese Menschen lernen, sich trotz ihres Verzichts auf Tierprodukte ohne Beeinträchtigung der Lebensqualität vollwertig zu versorgen.
Vollständiger Veganismus ist in unserer Gesellschaft jedoch nicht möglich. Es wäre dann z.B. nicht möglich, eine U-Bahn zu benutzen, aufgrund der Abermillionen Insekten, die beim Bau ebendieser umgekommen sind. Daher lautet einer der Leitsätze des Veganismus auch "Vermeiden des Vermeidbaren".
Manche Vegetarier und Veganer ernähren auch ihre Hundee und Katzenn rein pflanzlich.
Motivation
Moralische Aspekte
Glaubensaspekte
Gesundheitliche Aspekte
Global-ökonomische Aspekte
Global-ökologische Aspekte
Das durch die Tierexkremente ausgedünstete Methangas wird als ein wesentlicher Faktor für den derzeitigen weltweiten Klimawandel angesehen. Zudem belasten die im Tierkot (Jauche oder Gülle) enthaltenen Nitrate das Grundwasser; die Herstellung der enormen benötigten Futtermengen führt zu großflächigen Waldrodungen, insbesondere in den Ländern der dritten Welt.Arten des Vegetarismus
Obwohl die verschiedenen Stufen des Vegetarismus/Veganismus unter ihren Anhängern umstritten und die Grenzen zwischen ihnen oft unscharf sind, lassen sich im Groben folgende Formen des Vegetarismus und verwandter Phänomene festmachen:Eingeschränkter Fleischverzehr
Die oft auf religiöse oder ethische Konzepte basierende Ablehnung bestimmter "unreiner" Fleischsorten ist z.B. bei den Muslimen und Juden bekannt, die das Schwein als unreines Tier betrachten und auf seinen Verzehr verzichten. Dies ist jedoch nicht als Vegetarismus zu bezeichnen.Ovo-Lacto-Pesco-Vegetarismus (auch Ovo-Lacto-Pisce-Vegetarismus)
Diese essen kein Fleisch, aber Fisch und sonstige tierischen Nahrungsmittel, wie Eier, Milch, Honig und nutzen auch die tierischen Nebenprodukte wie Leder, Wolle, Daunenfedern etc. Auch dies kann im eigentlichen Sinne nicht als Vegetarismus bezeichnet werden, da Fische unzweifelhaft Tiere sind. Daher hat sich der Ausdruck "Pescetarier" für die Anhänger dieser Ernährungsweise etaibliert.Ovo-Lacto-Vegetarismus
Hier findet sich die am weitesten verbreitete Form des Vegetarismus, gekennzeichnet durch den Verzicht auf Fleisch und Fisch, nicht aber auf Eier und Milch und anderweitiger tierischer Produkte. Viele Vegetarier verzichten aber auch auf andere Produkte, für die Tiere getötet werden mussten, insbesondere Leder und Pelze.Lacto-Vegetarismus
Dieses Konzept beinhaltet den Verzicht auf alle tierischen Nahrungsmittel und Eier (weil aus ihnen Leben entstehen könnte), gestattet jedoch explizit den Konsum von Milch und Milchprodukten (Käse, Joghurt, Quark usw.).Ovo-Vegetarismus
Eine Form des Vegetarismus mit Verzicht auf sämtliche Milchprodukte wie Joghurt, Butter oder Käse, während Eier "erlaubt" sind ."Puddingvegetarier"
Viele Vegetarier leben aufgrund ethischer Erwägungen zwar vegetarisch und essen keine tierischen Produkte, wohl aber Pudding, Kuchen, Zucker und andere als ungesund geltende Lebensmittel. Sie werden zum Beispiel von der Vollwertkostexpertin Barbara Rütting scherzhaft als "Puddingvegetarier" bezeichnet.Veganismus
Veganer verzichten auf sämtliche tierischen Produkte und neben den tierischen Lebensmitteln auch auf Wolle, Seide, Federbetten, Leder, Pelze etc. Diese verzichten auch auf Kosmetika und Medikamente, die an Tieren getestet wurden.Prominente Vegetarier
Weiterführende Angaben
Siehe auch
Weblinks