Geschichte der Tschechoslowakei
Die Geschichte der Tschechoslowakei behandelt die Geschichte des historischen Staates der Tschechoslowakei. Dieser Staat existierte mit einer Unterbrechung zwischen 1918 und 1993.Im Folgenden wird Tschechei als Abkürzung für den tschechischen Teilstaat verwendet und Slowakei für den slowakischen Teilstaat. Es sei deutlich, dass es sich um Teilstaaten handelt, aus denen das heutige Tschechien und die heutige Slowakei hervorgegangen sind. Es handelt sich bei den Bezeichnungen um Konstrukte von nicht offizieller Natur, denn es gab offiziell zu dieser Zeit nur die Tschechoslowakei. Jedoch soll die Lesbarkeit des Textes dadurch verbessert und Verwechslungen ausgeschlossen werden. Umständliche Konstrukte wie zum Beispiel: der Teil des heutigen Tschechiens, der tschechische Teil der Tschechoslowakei oder der slowakische Teil der Tschechoslowakei werden trotz Korrektheit nicht verwendet. Zur Verwendung der Begriffe "Tschechei" oder "Tschechien" gibt es einen Beitrag von Hans Lemberg.
Table of contents |
2 1918-1938 (Die erste Republik) 3 1938-1939 4 1939 – 1945 5 1945-1948 (Die Dritte Republik) 6 1948-1989 7 1989 – 1992 |
Die Geschichte der Tschechoslowakei begann im ersten Weltkrieg. Den tschechischen und slowakischen Persönlichkeiten Tomáš Garrigue Masaryk, Edvard Beneš und Milan Rastislav Štefánik gelang es Unterstützung der Alliierten im September 1918 für den in 1916 gegründeten Tschecho-slowakischen Nationalrat zu gewinnen. Es handelte sich bei dem Nationalrat um eine Art provisorische Regierung. Tschechoslowakische Truppen kämpften 1918 an Seite der Alliierten.
Die eigentliche Gründung der Tschechoslowakei erfolgte im Zuge des Zerfalls der Österreichisch-Ungarischen Monarchie mit der Proklamierung der Tschechoslowakischen Republik am 28. Oktober 1918 in Prag und der anschließenden Proklamation der Slowaken, dass sie sich dem Staat anschließen, am 30. Oktober in Turčiansky Svätý Martin (heute Martin). Die offizielle Bezeichnung war von 1918 bis 1938 Tschechoslowakische Republik (ČSR, anfangs RČS); bis 1923 Kurzform Tschecho-Slowakei. Der Staat ging aus den vorher zu Österreich gehörenden Gebieten Böhmen und Mähren, sowie aus den zu Ungarn gehörenden Gebieten Slowakei und Karpatenrussland (Podkarpatska Rus, heute Karpato-Ukraine (Zakarpatská Ukrajina)) hervor. Als erster Präsident wurde der Philosoph und Soziologe Tomáš Garrigue Masaryk gewählt. Erster Regierungschef war Karel Kramar. Die provisorische Verfassung von November 1918 wurde vom Tschechoslowakischen Nationalausschuss verabschiedet, der im Juni 1918 aus Vertretern tschechischer Parteien entsprechend den Wahlergebnissen von 1911 zusammengesetzt war. Im Februar 1920 wurde die zweite Verfassung nicht durch ein gewähltes Parlament, sondern durch die Provisorische Nationalversammlung angenommen, die durch eine Erweiterung des obigen Nationalausschusses gebildet wurde. Von den 270 Abgeordneten der Nationalversammlung wurden den Slowaken nur 54 Sitze zugeteilt. Die Deutschen in Böhmen und Mähren, welche die Gründung des neuen Staates überwiegend ablehnten, waren gänzlich von der verfassungsgebenden Nationalversammlung ausgeschlossen. Die ersten Parlamentswahlen fanden anschließend im April 1920 statt. Die Tschechoslowakei war das einzige Land Mitteleuropas, dass bis zum zweiten Weltkrieg eine parlamentarische Demokratie blieb.
Wegen der Gründung einer romfreien tschechoslowakischen Kirche 1920 und der Erhebung des Hus-Tages zum Staatsfeiertag 1925 kam es zum Konflikt mit dem Vatikan bis Februar 1928.
1920 und 1921 wurde durch eine Serie von Verträgen die Kleine Entente gegründet, ein Bündnis zwischen der Tschechoslowakei, Jugoslawien und Rumänien, das gegen die ungarischee Revisionspolitik und gegen Versuche habsburgischer Widerherstellung gerichtet war.
Auseinandersetzungen der bürgerlich-demokratischen Kräfte in der, von der Oktoberrevolution angefachten, Revolutionsbewegung in Europa machten auch vor der Tschechoslowakei keinen Halt. So wurde 1921 die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei gegründet.
Nach Masaryks Rücktritt 1935 wurde sein engster Mitarbeiter Edvard Beneš zu seinem Nachfolger.
Die Zeitspanne 1934 bis 1938 brachte neben einem wirtschaftlichen Niedergang eine weitere Gefahr, denn in den Grenzgebieten mit überwiegend sudetendeutscher Bevölkerung fand die Sudetendeutsche Partei von Konrad Henlein einen aufnahmebereiten Nährboden.
Die Tschechoslowakei war sowohl politisch als auch konfessionell ein heterogenes Gebilde. Nach den Ergebnissen der einzigen zwei tschechoslowakischen Volkszählungen der Zwischenkriegszeit bestand die Bevölkerung 1921 (1930) neben Tschechen 51,5 % (51,2 %) und Slowaken 14 % (15 %) noch aus einer großen Zahl von Deutschen 23,4 % (22,5%) in der Tschechei (Sudetenland) und der Slowakei (Karpatendeutsche), sowie aus Magyaren 5,6 % (4,9 %) und Ruthenen beziehungsweise Ukrainern 3,5 % (3,9 %) in der Slowakei. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass bei den Volkszählungen die Tschechen und Slowaken als „Tschechoslowaken“ angegeben wurden, so dass in manchen Quellen abweichende Anteile der Tschechen und Slowaken vorzufinden sind (zum Beispiel 43 % Tschechen und 22,5 % Slowaken), deren Summe aber von der obigen nicht abweicht. Die Ruthenen und Ukrainer wurden als "Rus" angegeben.
Problematisch war auch die Politik bezüglich nationaler Minderheiten. Die sudetendeutsche "Minderheit" lebte vor allem in den industriell geprägten Ballungsräumen und stellte prozentual eine größere Volksgruppe dar als die Slowaken. Dennoch waren sie unzufrieden mit ihrer Stellung im Staat. Der Einmarsch tschechischer Truppen hatte 1918 Volksabstimmungen der Deutschen verhindert. Denn der von den Sudetendeutchen geplante Anschluss an Österreich wurde damals von den Alliierten verboten. Ehemals österreichische Beamte, die kein tschechisch sprachen, wurden entlassen, ebenso erging es vielen Chefs staatseigener Betriebe. In den deutschen Schulen wurde die Staatssprache Tschechisch als Pflichtfach eingeführt (der sonstige Unterricht blieb deutsch). Die Sudetendeutschen lehnten selbst die Verpflichtung zum Erlernen der Staatssprache ab, wie sie in den zwanziger Jahren überhaupt in einer Fundamentalopposition gegenüber den neuen Machthabern verharrten. 1928 traten aber einige sudetendeutsche Parteien in die Regierung ein und die Lage entspannte sich vorübergehend. Doch schon wenige Jahre später wurden große Teile der sudetendeutschen Bevölkerung vom Geist des deutschen Nationalsozialismus infiziert. Die zuerst nach Autonomie strebende Sudetendeutsche Partei von Konrad Henlein wandte sich mit Erstarken des Nationalsozialismus Adolf Hitler zu.
Unzufrieden waren auch die Slowaken, die innerhalb der Staates keine Autonomie erhalten haben. Diese wurde ihnen jedoch durch den Vertrag von Pittsburgh zwischen Amerikatschechen und Amerikaslowaken im Mai 1918 zugesichert. Sie fühlten sich zudem durch den Begriff einer "tschechoslowakischen" Nation beleidigt. Zudem kam es 1929 zur Verurteilung einer der slowakischen führenden Persönlichkeiten, des slowakischen Professors Vojtech Tuka (*1880, †1946) zu 15 Jahren Zuchthaus, von denen er allerdings nur acht Jahre lang tatsächlich im Gefägnis saß. Tuka wurde während des zweiten Weltkriegs slowakischer Premierminister. Slowakisch und Deutsch war Anfang des 20. Jahrhunderts an Grundschulen in Ungarn nur als Fremdsprache zugelassen. Daher fehlte es an einer slowakisch sprechenden Intelligenz. Sie wurde durch tschechische Lehrer und Beamte ersetzt, deren Verhalten von den Slowaken als arrogant empfunden wurde. Die tschechischen Lehrer und Beamten trugen deutlich zu einer Tschechisierung der slowakischen Sprache bei.
In der Zwischenkriegszeit war die Tschechoslowakei einer der reichsten Staaten Europas, da Tschechien seinerzeit das industriereichste Gebiet Österreichs und die Slowakei das industriereichste Gebiet Ungarns war. Im direkten Vergleich war dabei die Slowakei bis in die 1960er wirtschaftlich deutlich schwächer als die Tschechei. Karpatenrussland, das 1945 von der UdSSR annektiert wurde, war 1918 ein praktisch industrieloses Gebiet mit einem hohen Anteil an Analphabetismus. Die Weltwirtschaftskrise traf auch die Tschechoslowakei in den Jahren 1929 bis 1933. Die Zahl der Arbeitslosen belief sich auf eine Million.
Am 28. März 1938 hat Adolf Hitler Konrad Henlein nach Berlin eingeladen und diesen aufgefordert, der tschechoslowakischen Regierung bezüglich der Nationalitätenfrage unerfüllbare Forderungen zu unterbreiten („Von den Tschechen immer so viel fordern, dass wir nicht zufriedengestellt werden können“). Entsprechend dieser Forderung stellte Konrad Henlein als Führer der Sudetendeutschen Partei mit Adolf Hitler im Hintergrund am 24. April das Karlsbader Programm auf. Dies beinhaltete acht Punkte, unter anderem Gleichberechtigung, Autonomie und Wiedergutmachung der seit 1918 erlittenen Benachteiligungen.
Am 21. Mai wurde von der Tschechoslowakei eine teilweise Mobilmachung vorgenommen, da es Informationen über eine angebliche Verschiebung deutscher Truppen in Richtung Tschechoslowakei gab. Neun Tage später hat Hitler in Anbetracht der Mobilmachung detaillierte Instruktionen zur militärischen Liquidierung der Tschechoslowakei herausgegeben. Am 21. September hat die Tschechoslowakei einen Plan Frankreichs und Englands akzeptiert, nach dem Gebiete mit über 50% deutscher Bevölkerung an Deutschland zu übergeben waren. Am 23. September wurde eine allgemeine Mobilmachungen ausgerufen, nachdem Hitler den obigen Plan ablehnte. Die Mobilmachungen im Mai und September 1938 zeigten die Entschlossenheit des tschechischen und slowakischen Volkes, seine Republik zu verteidigen. Die Verbundenheit der Regierungspolitik mit Frankreich, Großbritannien und der Kleinen Entente hatte das Scheitern der Erwartungen auf ihre Unterstützung und daraufhin den politischen Zusammenbruch zur Folge.
Am 30. September 1938 wurde das Münchner Abkommen (von den Tschechen auch Münchner Diktat genannt) abgeschlossen. Dieses Abkommen bewirkte, unter Einwilligung Großbritanniens und Frankreichs und in Abwesenheit von der Tschechoslowakei, dass das gesamte Grenzgebiet der Tschechei (Sudetenland) Deutschland angeschlossen wurde. Ungarn sowie Polen wurde erlaubt ähnliche Forderungen an die Tschechoslowakei zu stellen, was später auch geschehen ist. Nach der Ausführung des Abkommens hinterließ man mit mehr als 40% der tschechischen Industrie einen fast wehrunfähigen und nur noch mühsam wirtschaftlich selbstständigen Reststaat. In den besetzten Gebieten fanden zunächst Vertreibungen und Morde an Tschechen, sowie Massenmorde und Verschleppungen von tschechischen Juden und Sinti beziehungsweise Roma statt. Die darauf folgenden Vergeltungsaktionen, wie zum Beispiel Sabotageakte tschechischer Widerstandskämpfer, führten erneut zu grausamen Aktionen durch die Wehrmacht und die SS.
Präsident Beneš hat am 5. Oktober 1938 sein Amt niedergelegt und flüchtete nach London. In Anbetracht des Chaos in der Tschechei, erklärten die Slowaken einen Tag später ihre ersehnte Autonomie innerhalb der Tschechoslowakei. Diese wurde einen Tag später von Prag anerkannt und am 22. November im so genannten Autonomiegesetz verankert, durch das auch der Staat zutreffend in die Tschecho-slowakische Republik umbenannt wurde. Dieser Staat ist auch unter dem Namen die Zweite Republik bekannt. Am 11. Oktober wurde auch die erste autonome Regierung Karpatenrusslands ernannt. Am 31. Oktober erließ Hitler eine Richtlinie über die endgültige Liquidierung der Tschechoslowakei durch Besetzung der Tschechei und Abtrennung der Slowakei. Diese Richtlinie wurde dann in der Folge verwirklicht. Am 2. November verlor die Slowakei durch den Wiener Schiedsspruch etwa ein Drittel des Staatsgebietes an Ungarn. Im Februar 1939 haben die Deutschen begonnen, die slowakischen Vertreter offiziell zur Erklärung einer selbstständigen Slowakei zu überreden. Am 9. März haben tschechische Truppen die Slowakei besetzt, weil sie befürchteten, sie würde sich verselbstständigen. Es wurden 253 Slowaken in Mähren interniert und eine neue Regierung in der Slowakei eingesetzt. Am 13. März hat Hitler den von den Tschechen abgesetzten slowakischen Premierminister Jozef Tiso nach Berlin eingeladen und ihm "empfohlen" so schnell wie möglich (mit Hitlers Worten „blitzschnell“) eine unabhängige Slowakei auszurufen. Sonst würde Hitler die Slowakei Ungarn und Polen überlassen. Am 14. März 1939 hat das aus Wahlen hervorgegangene slowakische Parlament einstimmig für die Selbstständigkeit gestimmt. Die Tschecho-Slowakei hat damit aufgehört zu existieren und die Slowakei wurde staatsrechtlich selbstständig. Einen Tag später hat Hitler, entgegen dem Münchner Abkommen und ohne die Zustimmung der ausländischen Großmächte, die restliche Tschechei einschließlich Prag besetzt und diese zum Protektorat Böhmen und Mähren erklärt. Gleichzeitig hat Ungarn entgegen dem Wiener Schiedsspruch Karpatenrussland besetzt. Im Gegensatz zu den Tschechen haben sich die Slowaken jedoch zur Wehr gesetzt: Nach einem weiteren Angriff Ungarns am 23. März im slowakisch-ungarischen Krieg vom 23. März bis zum 4. April 1938 hat die Slowakei "nur" die östlichste Slowakei an Ungarn verloren.
Beneš rechtfertigte seine Entscheidungen von 1938-1939 mit der Bemühung um eine Verhinderung der Zerstörung der Sehenswürdigkeiten Prags sowie zahlreicher böhmischer und mährischer Städte. In einer Ansprache erläuterte er seine damaligen Beweggründe:
Das Protektorat Böhmen und Mähren umfasste die überwiegend von Tschechen bewohnten Teile Böhmens und Mährens. Die Regierung unter Präsident Emil Hacha stand unter der Aufsicht eines Reichsprotektors. Im Protektorat fanden Massenvernichtungen von Hundertausenden und Verschleppungen in die Konzentrationslager statt. Nach dem erfolgreichen Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich machten die Nazis am 10. Juni 1942 die Gemeinden Lidice und Ležáky dem Erdboden gleich. Alle männlichen Einwohner wurden erschossen und Frauen, Kinder und Alte wurden in Konzentrationslager deportiert. Die Massenvernichtungen und Verschleppungen in die Konzentrationslager wurde fortgesetzt. Vier Tage vor dem Kriegsende brach noch in Prag und anderen tschechischen Städten ein bewaffneter Aufstand aus, der sich vor allem gegen tschechische Kollaborateure und die deutsche Minderheit in Prag richtete.
Die Slowakei dagegen wurde nicht, bis auf einen kleinen Streifen entlang Mährens, von deutschen Truppen besetzt. Sie musste in der Folge mit Deutschland nur einen "Schutzvertrag" abschließen. Verschleppungen der Slowaken oder der Roma fanden nicht statt. Die Juden wurden aber nach ständigem Druck Deutschlands in Arbeitslager ins Ausland verschleppt. Nachdem jedoch publik wurde, um was für Arbeitslager es sich in Wirklichkeit handelte, wurden die Transporte gestoppt. Sie wurden erst Ende 1944 wieder aufgenommen. Ursache hierfür war der Slowakische Nationalaufstand. Viele Slowaken waren im August 1944 in diesem militärisch gescheiterten aber für die Nachkriegszeit wichtigen Aufstand gegen Hitler beteiligt. Hitler hat deswegen beschlossen, auch die Slowakei militärisch zu besetzen.
In London gründete Beneš 1940 eine Exilregierung und er selbst wurde zum Exilpräsidenten. Die Exilregierung wurden von Großbritannien, später auch von den USA und der Sowietunion anerkannt. Die Tschechoslowakei wurde, unter intensiver Unterstützung durch in der UdSSR gebildete tschechoslowakische Legionen, überwiegend von der UdSSR vom Osten befreit (Besetzung von Bratislava am 4. April 1945, von Prag (gleichzeitig Kriegsende) am 8/9. Mai 1945). Die südwestliche Tschechei wurde aber durch die USA befreit. Die Besetzung Prags durch die Sowjetarmee am 9. Mai beendete siegreich den Kampf des tschechoslowakischen Widerstands gegen das Naziregime. Die Tschechoslowakei wurde in ihren Grenzen von 1937 erneuert, außer dass Karpatenrussland der UdSSR überlassen wurde. Die Slowakei verlor ihre kurzlebige Unabhängigkeit.
Nach dem Zweiten Weltkrieg von 1945 bis 1960 war die offizielle Bezeichnung wieder Tschechoslowakische Republik (ČSR). Bezüglich der Sudetendeutschen setzten in der Tschechei Racheakte, Massenflucht, und ihre Abschiebung und Vertreibung auf der Basis des von allen Alliierten beschlossenen Potsdamer Abkommens und der darauf folgenden und darauf basierenden Beneš-Dekrete ein. Bei der ungarischen Minderheit ist nach einer Vereinbarung mit Ungarn sowie der weitgehenden Rückgängigmachung der anfänglichen Umsiedlungsversuche in die Tschechei 1948 die Anzahl der Ungarn in der Slowakei gegenüber dem Vorkriegsstand nur geringfügig gesunken.
Die Wahlen von 1946 haben in der Tschechei die Kommunisten mit 40% und der Slowakei die Anti-Kommunisten (die Demokratische Partei) mit 62% gewonnen. Da jedoch die Slowakei deutlich kleiner ist als die Tschechei, hat dieses Wahlergebnis den (schon seit dem zweiten Weltkrieg teilweise von Moskaus aus gelenkten) Kommunisten insgesamt auf landesweiter Ebene ermöglicht, in Prag zuerst entscheidende Ministerposten zu besetzen, dann 1947 schnell die slowakische Demokratische Partei aus dem Weg zu räumen und mit der Verstaatlichung der Wirtschaft zu beginnen, und schließlich im Februar 1948 durch einen Staatsstreich die Macht vollständig an sich zu reißen.
Der wieder gegründete und 1948 kommunistisch gewordene Staat fügte sich der stalinistischen Politik der Sowjetunion an. Edvard Beneš trat zurück, weil er die neue Verfassung von Mai 1948 nicht unterschreiben wollte. Der kommunistische Führer Klement Gottwald proklamierte eine kommunistische Republik (seit 1960 dann offiziell Tschechoslowakische Sozialistische Republik (ČSSR)) und wurde Präsident. Die tschechischen Landesteile Böhmen und Mähren bildeten mit der Slowakei einen einheitlichen zentralistischen Staat bis 1969.
Nach der Wahl von Alexander Dubček zum Parteichef 1967 begann im Frühjahr 1968 die Kommunistische Partei ein Liberalisierungs- und Demokratisierungsprogramm durchzuführen, welches durch die rasch entstehende kritische und reformorientierte Öffentlichkeit beeinflusst und verstärkt wurde. Dieser Versuch, einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" zu schaffen, ging unter dem Schlagwort "Prager Frühling" in die Geschichte ein. Den Reformbemühungen wurde jedoch am 21. August 1968 durch den Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei ein Ende gesetzt. Dubček wurde entmachtet und durch Gustáv Husák ersetzt, der die Reformen von Dubcek bis Anfang der 1970er rückgängig machte und sämtliche Führungspositionen im Staat bis 1987 innenhatte. 1969 wurde die Tschechoslowakei in einen aus der Tschechei und der Slowakei bestehenden Bundesstaat umgewandelt.
Nach der "Samtenen Revolution 1989, einer verhältnismäßig friedlichen und gewaltlosen Erhebung des Volkes, wurde das Regime der Kommunistischen Partei beendet. Es zeichnete sich bald ab, dass die Tschechoslowakei auf Dauer keinen Bestand mehr haben würde. Im April 1990 wurde die Bezeichnung Tschechoslowakische Föderative Republik in Tschechien beziehungsweise Tschecho-slowakische Föderative Republik in der Slowakei eingeführt; sie wurde aber etwa einen Monat später geändert und bis zu dem Zeitpunkt wo sich die beiden Staaten trennten, also bis zum Ende des Jahres 1992, hieß das Land die Tschechische und Slowakische Föderative Republik (ČSFR) mit den Kurzformen Tschechoslowakei in Tschechien beziehungsweise Tschecho-Slowakei in der Slowakei.
Mit 1. Januar 1991 wurden jegliche (in der Vergangenheit üblichen) Umverteilungen von Budgetgeldern aus Tschechien in die Slowakei beendet. Im Mai 1991 haben die Abgeordneten des tschechischen Parlaments bereist hinter geschlossenen Türen über die Eventualität einer Auflösung der Tschechoslowakei verhandelt. Nach zahlreichen ergebnislosen Verhandlungen zwischen den Tschechen und den Slowaken wurde schließlich beschlossen, bezüglich einer entgültige Entscheidung über die Zukunft der Tschechoslowakei bis zu den Neuwahlen in 1992 zu warten. Nach Verhandlungen der damaligen, aus den Wahlen von 1992 hervorgegangenen Premierminister der Bundesstaaten Tschechien (Václav Klaus) und Slowakei (Vladimír Mečiar), hat man beschlossen die Tschechoslowakei friedlich aufzulösen. Am 1. Januar 1993 teilte sich die Tschechoslowakei dann wie geplant in Tschechien und die Slowakei.
Siehe auch: Liste der Präsidenten der Tschechoslowakei, Geschichte Tschechiens, Geschichte der Slowakei, Geschichte der Karpato-UkraineVorgeschichte
1918-1938 (Die erste Republik)
Innenpolitik
Wirtschaft
1938-1939
1939 – 1945
Protektorat
Slowakei
Exil-Tschechoslowakei
1945-1948 (Die Dritte Republik)
1948-1989
1989 – 1992