Tomáš Garrigue Masaryk
Tomáš Garrigue Masaryk (*7. März 1850 in Hodonín/Göding; † 14. September 1937 in Lány) war der Gründer und erste Staatspräsident der Tschechoslowakei.Masaryk stammte aus einfachen Verhältnissen (sein Vater war Kutscher), konnte aber das Gymnasium besuchen und studierte danach von 1872-1876 in Wien Philosophie. 1876 promovierte er, 1878 habilitierte er sich mit einer Schrift über den Selbstmord. 1879 wurde er Dozent in Wien, 1882 außerordentlicher und 1897 ordentlicher Professor in Prag.
1886 wurde er auf einen Schlag einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, als er sich in den Streit um zwei angeblich aus dem Mittelalter stammende, in Wirklichkeit aber zu Anfang des 19. Jahrhunderts gefälschte Handschriften einschaltete. In der Zeitschrift Athenaeum ließ er die Gegner der Echtheit zu Wort kommen und vertrat vehement die Meinung, dass eine moderne Nation sich nicht auf eine erfundene Vergangenheit berufen solle.
1887 ging er auch in die Politik und gründete eine Gruppe unter dem Namen Die Realisten. 1891 wurde er für die so genannten Jungtschechen in den Reichstag gewählt, trat aber wegen Meinungsverschiedenheiten mit dieser Partei 1893 wieder zurück. 1900 gründete er die Realistische Partei, für die er 1900-1914 im Reichstag saß.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs verließ er Böhmen und ging ins Exil nach Frankreich. Dort und in anderen westeuropäischen Ländern propagierte er in Zusammenarbeit mit der tschechischen und der slowakischen Emigration die Gründung eines gemeinsamen Staates nach Kriegsende. Ab Mai 1917 war er in Russland, wo er die so genannte tschechoslowakischen Legionen organisierte, ab März 1918 war er in den USA, wo er Ende Mai 1918 mit der slowakischen Emigration den Pittsburgher Vertrag über die Gründung der Tschechoslowakei aushandelte.
Am 14. November 1918 wurde er von der tschechoslowakischen Nationalversammlung zum Präsidenten gewählt, am 21. Dezember 1918 kehrte in die Tschechoslowakei zurück. Er wurde insgesamt dreimal wiedergewählt (1920, 1927 und 1934) und war bis zu seinem Tod die dominierende Persönlichkeit des neuen Staates. Nach seinem Rücktritt am 14. Dezember 1935 folgte ihm Edvard Beneš nach.
Als Verfechter eines liberalen und demokratischen Humanismus genoss Masaryk im ganzen Land große Popularität. In den Nationalitätenkonflikten der dreißiger Jahre vertrat er zwar eine gemäßigte Richtung, konnte aber die Radikalisierung der deutschen und slowakischen Minderheiten nicht verhindern. Außenpolitisch lehnte er sich an England und Frankreich an.
Masaryk war mit der Amerikanerin Charlotte Garrigue verheiratet, unter seinen Kindern waren der Maler Herbert Masaryk und der Diplomat und Politiker Jan Masaryk.
Literatur
Vorgänger:
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Präsidenten der Tschechoslowakei
Nachfolger:
Edvard Beneš