Karpatendeutsche
Die Karpatendeutschen (auch: Slowakeideutsche) ist die Bezeichnung für die Deutschsprachigen auf dem Gebiet der heutigen Slowakei. Der Begriff Karpatendeutsche wurde durch den Geschichtswissenschaftler Raimund Friedrich Preindel geprägt, er bezieht sich oft auch auf die Deutschen in der Karpato-Ukraine.Deutsche Siedler haben die Slowakei vom 12. bis zum 15. Jahrhundert, vor allem jedoch nach dem Mongoleneinfall von 1241, besiedelt (vereinzelte Siedler im Gebiet von Bratislava gab es wohl auch schon etwas früher). Sie haben vor allem ältere slowakische Städte (v. a. Bratislava), Markt- und Bergbausiedlungen besiedelt und wurden meist von den Königen als Spezialisten (Handwerker, Tiefenbergbau) angelockt. Die drei Hauptsiedlungsgebiete waren Bratislava und Umgebung, einige Sprachinseln in der Zips und das Hauerland. Ungefähr bis zum 15. Jahrhundert bestand die Führungsschicht sämtlicher slowakischer Städte fast ausschließlich aus Deutschen.
Die Karpatendeutschen sind (genauso wie viele Slowaken) einer starken Magyarisierung in Ungarn (dessen Bestandteil die Slowakei war) in der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zum Opfer gefallen. Fast alle verbliebenen Deutschen sind vor dem Ende des 2. Weltkriegs aus der Slowakei nach Deutschland geflüchtet oder wurden von den deutschen Behörden evakuiert. Aus der Zips sind die meisten Deutschen vor der heranrückenden Roten Armee dank der Initiative Adalbert Wanhoffs und den Vorbereitungen des Bischöflichen Amtes der deutschen evangelischen Kirche zwischen Mitte November 1944 und dem 21. Jänner 1945 nach Deutschland oder Sudetenland evakuiert worden. Die Deutschen von Bratislava wurden im Jänner und Februar 1945 nach langen Verzögerungen evakuiert, jene des Hauerlandes flüchteten Ende März 1945 aus ihren Orten. Die Rote Armee erreichte Bratislava am 4. April 1945.
Nach dem Kriegsende (8./9. Mai 1945) ist etwa ein Drittel der evakuierten/geflüchteten Deutschen nach Hause in die Slowakei zurückgekehrt, verlor jedoch ab 2. August 1945 – zusammen mit den Sudetendeutschen in Tschechien und mit den Ungarn in der Südslowakei – ; aufgrund des Edvard Beneš-Dekrets Nr. 33 die Bürgerrechte und wurde in Sammellagern interniert (in Bratislava-Petržalka(dt. Engerau), Nováky, Handlová ). 1946/47 sind schließlich etwa 33000 Personen aufgrund des Potsdamer Vertrags aus der Slowakei vertrieben worden, während ca. 20000 Personen infolge besonderer Umstände in der Slowakei bleiben konnten. Von rund 128000 Deutschen in der Slowakei im Jahre 1938, sind also 1947 etwa 20000 (16%) geblieben.
Heute gibt es nur noch weniger als 6000 Deutsche in der Slowakei, die jedoch seit der Samtenen Revolution sämtliche Rechte genießen. Heute betreibt die Karpatendeutsche Landsmannschaft Traditionspflege.
Der prominenteste Angehörige dieser Volksgruppe war der zweite slowakische Präsident Rudolf Schuster.