Erich Ollenhauer
Erich Ollenhauer (* 27. März 1901 in Magdeburg; † 14. Dezember 1963 in Bonn) war von 1952-1963 SPD-Parteivorsitzender und Fraktionsvorsitzender der im Deutschen Bundestag.Ollenhauer absolvierte 1915 eine kaufmännische Lehre. 1916 trat Ollenhauer in die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) ein, 1920 in die SPD. 1919 war er Volontär der Madgeburger Volksstimme, darauf folgend von 1923 bis 1928 Sekretär der SAJ und Redakteur der Zeitschrift Arbeiterjugend. Von 1928 bis 1933 war er Vorsitzender der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ). Am 26. April 1933 Wahl in den Parteivorstand der SPD.
Auf Beschluss des gesamten Parteivorstands hin flüchtete Ollenhauer am 6. Mai 1933 nach Prag. Seine deutsche Staatsangehörigkeit verliert Ollenhauer 1935. In Prag war er bis 1938 Mitglied des Parteivorstands der Exil-SPD, der Sopade. 1938 erneute Flucht über Polen und Dänemark nach Frankreich. Im Juni 1940 nach dem Einmarsch der Deutschen wird er in einem Pariser Stadion inhaftiert und erst aufgrund des Einwirkens von Léon Blum wieder frei gelassen. Erneute Flucht in den unbesetzten Teil Frankreichs und im September 1940 über Spanien nach Lissabon. 1941 gelangt Ollenhauer nach London, er wird dort engster Mitarbeiter des SPD-Vorsitzenden Hans Vogel.
Ollenhauer kehrt im Februar 1946 nach Deutschland zurück. Er wird Sekretär in Büro Schumacher in Hannover. Seit 1946 bis 1952 ist er stellvertretender Vorsitzender der SPD, ab 1949 bis 1952 auch stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion.
Ollenhauer ist 1949 Mitglied des Parlamentarischen Rates, von 1949 bis 1963 Mitglied des Deutschen Bundestags. Kurz vor seinem Tod wird er im September 1963 zum Vorsitzenden der Sozialistischen Internationalen gewählt. Ollenhauer gilt als Paradebeispiel eines aufrechten Parteisoldaten. Er widmete sein gesamtes Leben der SPD immer in der Meinung, dass Partei und Gewerkschaft der einzig mögliche Weg seien das Los der Arbeiterklasse zu verbessern.
Im Exil gelang es ihm die Dissidenten der SAP (u.a. Willy Brandt) wieder in eine gemeinsame Plattform mit der SPD zu bekommen. In der Nachkriegszeit bildete er die Ergänzung zu Kurt Schumacher. Während Schumacher die Zeit des Nationalsozialismus größtenteils im KZ verbrachte, hatte Ollenhauer den Anschluss an die Entwicklung in der übrigen Welt nicht verloren.
Wo Schumacher mehr als einmal auf Konflikt setzte, half Ollenhauers sachlich-menschliche Art dabei innerparteiliche Spannungen nicht eskalieren zu lassen. Seine hervorragende Kenntnis des Parteiapparats und der Psychologie der SPD trugen viel dazu bei auch nach den enttäuschenden Wahlergebnissen der Nachkriegszeit größere Auseinandersetzungen in der Partei zu vermeiden.
Nach Schumachers frühem Tod übernahm die perfekte Nummer 2 den Vorsitz. Obwohl selbst nicht charismatisch genug, um den Wechsel der SPD von der Arbeiter- zur Volkspartei verkörpern zu können, arbeitete er hinter den Kulissen an einer inneren Veränderung der Partei.
1953 und 1957 trat er erfolglos als Bundeskanzlerkandidat der SPD gegen Konrad Adenauer an.
Die Verabschiedung des Godesberger Programms der SPD von 1959 ging unter anderem auf seinen Einfluss zurück. Ollenhauer beschrieb seine politischen Ideale einst als Sachlichkeit, Menschlichkeit, Rechtsbewusstsein, Toleranz. Das konkrete Los der Arbeiter lag ihm stets mehr am Herzen als das festhalten an ideologischen Leitsätzen.
Auf eine erneute Kanzlerkandidatur 1961 verzichtete er zugunsten Willy Brandts.
Nachfolger als Parteivorsitzender wurde Willy Brandt, im Fraktionsvorsitz Fritz Erler.
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