Vorderösterreich
Vorderösterreich oder die Vorlande ist ein Sammelname für die Stammlande der Habsburger in Schwaben, die nach der Verlagerung ihres Schwerpunktes nach Österreich in vieler Hinsicht zu einem Anhängsel wurde. Scherzhaft sprach man von der "Schwanzfeder des Kaiseradlers".Durch die Niederlagen von Morgarten 1315 und Sempach 1386 gingen die eigentlichen Stammlande an die Eidgenossen verloren - der Hauptteil dieses Gebietes waren nun der Sundgau (südliches Elsaß) und der Breisgau. Sitz der Regierung war Ensisheim nahe Mülhausen, ab 1651 Freiburg im Breisgau, das sich 1386 den Habsburgern unterstellt hatte. Freiburg war die meiste Zeit über das geistige und kulturelle Zentrum.
Lose mit Vorderösterreich verbunden waren die zerstreuten Besitzungen in Oberschwaben, die größte davon war die Markgrafschaft Burgau.
Bei allen habsburgischen Herrschaftsteilungen im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit kamen die Vorlande an diejenige Linie, die Tirol beherrschte, wurden also immer von Innsbruck aus regiert. 1490 wurde sogar eine Zentralbehörde für Tirol und die Vorlande geschaffen.
1648, mit dem Westfälischen Frieden ging das habsburgische Elsass an Frankreich verloren.
Nach den Türkenkriegen wurden viele Bewohner Vorderösterreichs dazu bewegt, sich an den neuen Südostgrenzen des Habsbugerreiches niederzulassen. Ihre Nachfahren wurden Donauschwaben genannt. Die Reformen der Verwaltung unter Maria Theresia und Joseph II stießen vielfach auf Ablehnung. Im 18. Jahrhundert wurden einige Gebiete wie Tettnang und das Amt Ortenau erworben.
um 1780 hatte Vorderösterreich etwa 400.000 Einwohner. dabei wurde Vorarlberg, das ab 1782 wieder von Innsbruck aus verwaltet wurde, mitgezählt.
1790 war Vorderösterreich in folgende Oberämter gegliedert:
Breisgau, Hauptstadt Freiburg im Breisgau von Herbolzheim und Triberg im Norden bis Laufenburg und Rheinfelden (Schweiz) südlich des Rheins, im Osten Villingen.
Offenburg, nur einige Orte, die Stadt selbst war freie Reichsstadt.
Rottenburg Gebiete am unteren Neckar (Horb (Neckar), Oberndorf am Neckar) und dem Westrand der Schwäbischen Alb (Schömberg, Spaichingen).
Stockach Gebiete vom Nordwesten des Bodensees zur Donau.
Altdorf Gebiete vom östlichen Nordufer des Bodensees bis zur Ostalb (Schelklingen).
Tettnang ein geschlossenes Gebiet am mittleren Nordufer des Bodensees.
Günzburg Gebiete im heutigen bayrischen Regierungsbezirk Schwaben und im Alb-Donau-Kreis (Ehingen).
Winnweiler einige Orte südliche von Mainz und um Kirchheimbolanden.
Außerdem die Stadt Konstanz.
Im Preßburger Frieden von 1805 verloren die Habsburger Vorderöstterreich vollständig. Die Territorien gingen an Bayern, Baden, Württemberg, Hessen-Darmstadt und die Schweiz (Norden des Aargau um Rheinfelden (Schweiz)). 1815, beim Wiener Kongress gab es die Überlegung, auf Salzburg zu verzichten und statt dessen den Breisgau neu zu erwerben. Dies hätte zwar den Wünschen der Breisgauer entsprochen, Salzburg erwies sich aber als praktischer, weil das österreichische Staatsgebiet dadurch besser arrondiert wurde.
Die historische Bedeutung Vorderösterreichs liegt darin, dass es – zusammen mit den Besitzungen der Familie Fürstenberg und einer Anzahl geistlicher Gebiete – für die katholische Prägung der Südhälfte von Baden-Württemberg verantwortlich ist.