Uwe Barschel
Dr. Dr. Uwe Barschel (* 13. Mai 1944 in Glienicke; † 11. Oktober 1987 in Genf) war von 1982 bis 1987 Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein.
Nach dem Abitur in Geesthacht begann Barschel 1964 ein Studium der Rechtswissenschaft, Volkswirtschaftslehre, Politologie und Pädagogik in Kiel, welches er 1968 mit dem ersten und 1971 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen beendete. Schon 1970 erfolgte die Promotion zum Dr.jur. und 1971 die Promotion zum Dr. phil. Seit 1971 war er als Rechtsanwalt zugelassen.
Seit 1960 war er Mitglied der Jungen Union, seit 1962 auch der CDU. 1967 bis 1971 wählte man ihn zum Landesvorsitzenden der Jungen Union in Schleswig-Holstein. 1969 wurde er Stellvertretender Landesvorsitzender der CDU. Von 1973 bis 1981 war er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Herzogtum Lauenburg.
Von 1970 bis 1974 arbeitete er als Mitglied im Kreistag des Kreises Herzogtum Lauenburg.
Seit 1971 war Uwe Barschel Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein. Hier übernahm er 1973 den Vorsitz der CDU-Landtagsfraktion.
Am 1. Januar 1979 wurde er von Ministerpräsident Gerhard Stoltenberg in das Amt des Finanzministers berufen. Nach der Landtagswahl im Frühjahr 1979 ernannte man ihn am 1. Juli 1979 zum Innenminister.
Nachdem Gerhard Stoltenberg nach der Wende in Bonn am 4. Oktober 1982 im Kabinett von Bundeskanzler Helmut Kohl zum Bundesminister der Finanzen ernannt worden war, wurde Barschel am 14. Oktober 1982 sein Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein.
Bei den Landtagswahlen 1983 ging die CDU unter seiner Führung mit 49,0 % der Stimmen durchs Ziel und konnte so die absolute Mandatsmehrheit verteidigen, obwohl die SPD auf 43,7 % zulegte. Hintergrund war, dass alle anderen Parteien den Sprung in den Landtag verfehlten (mit Ausnahme des Einzelabgeordneten des SSW, der für die Regierungsbildung diesmal keine Rolle spielte).
Am 31. Mai 1987, mitten im folgenden Landtagswahlkampf, überlebte Barschel als einziger einen Flugzeugabsturz bei Lübeck nur knapp. Schon vor dem Wahltermin, dem 13. September 1987, wurde bekannt, dass "Der Spiegel" in seiner am Montag nach der Wahl erscheinenden Ausgabe berichten werde, dass Barschel, nach Informationen des wegen Verleumdung vorbestraften Medien-Referenten Rainer Pfeiffer, eine Verleumdungskampagne gegen seinen Herausforderer Björn Engholm initiiert habe. Diese wird heute auch als Barschel-Affäre bezeichnet.
Die CDU verlor bei dieser Wahl ihre absolute Mehrheit und wurde mit 42,6 % der Stimmen nur noch zweitstärkste Kraft hinter der SPD, die 45,2 % der Stimmen erzielen konnte.
Wegen der ungeklärten Affäre und wegen eines Patts im Landtag (einerseits CDU und FDP, andererseits SPD und SSW (Südschleswigscher Wählerverband)) gestalteten sich die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und FDP äußerst schwierig. Schließlich wurde die Person Uwe Barschel selbst zum Hindernis. Er trat daraufhin am 2. Oktober 1987 als Ministerpräsident zurück. Die Landesregierung wird daraufhin kommissarisch von seinem bisherigen Stellvertreter Henning Schwarz geleitet.
Am 11. Oktober 1987 wurde Uwe Barschel von zwei "Stern"-Reportern tot im Hotel "Beau Rivage" in Genf aufgefunden, wobei die Hintergründe bis heute im Dunkeln liegen und bis heute strittig ist, ob es sich um Mord oder Selbsttötung handelte.
Der ehemalige Mossad-Agent Victor Ostrovsky spricht in seinem Buch "Geheimakte Mossad" davon, dass Barschel vom Mossad ermordet wurde. Laut Ostrowsky habe der Mossad in Schleswig-Holstein iranischen Piloten Flugstunden erteilt. Dies soll mit dem Wissen des BND passiert sein. Als der Mossad auch Waffenlieferungen an den Iran von Schleswig-Holstein aus durchführen wollte, soll Barschel vorher gefragt worden sein. Ostrovsky schreibt, Barschel habe abgelehnt, woraufhin der Mossad die Barschel-Affäre inszenierte, um einen Regierungswechsel zu erreichen. Nach verlorener Wahl wollte Barschel auspacken. Der Mossad arrangierte ein Treffen in Genf unter dem Vorwand, seinen Namen nach der Affäre wieder reinwaschen zu können. In seinem Hotelzimmer soll Barschel zunächst ein Betäubungsmittel mit dem Wein verabreicht worden sein. Danach sollen die Mossad-Leute durch einen Schlauch Tabletten in Barschels Magen eingeflößt und ihm außerdem ein starkes Sedativum und ein Fieber erzeugendes Mittel in Form eines Zäpfchens eingeführt haben. Schließlich soll Barschel in ein Eisbad in der Badewanne gelegt worden sein. Der plötzliche Temperaturwechsel zusammen mit den Medikamenten soll den Tod ausgelöst haben. Diese Version wird unterstützt von einem Gutachten des Zürcher Toxikologen Professor Hans Brandenberger, der sagt, dass Barschel nach Einnahme anderer Arzneien nicht mehr in der Lage war, sich das dann tödlich wirkende Schlafmittel Cyclobarbital einzuflößen. Laut Obduktionsbericht von 1987 seien auch winzige Perforationen an der Magenwand entdeckt worden, die durch das Einführen eines Schlauchs in den Magen entstanden sein könnten. Zudem hätten Medikamentenrückstände an Schleimhäuten und Speiseröhre gefehlt. Aus Zweifel an der Selbstmord-Version hat auch die Lübecker Staatsanwaltschaft im Jahre 1994 ein "Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen Verdachts des Mordes an Dr. Dr. Uwe Barschel" eingeleitet. Die Ermittlungen wurden jedoch 1995 eingestellt. Oberstaatsanwalt Heinrich Wille bejahte allerdings weiterhin den Anfangsverdacht für Mord. Auch eine nicht von Barschel stammende Fußspur im Hotelzimmer spricht dafür, dass Barschel zum Zeitpunkt seines Todes nicht allein war.