Christlich Demokratische Union Deutschlands
Die CDU war auch eine gleichnamige politische Partei in der DDR, siehe CDU (DDR)
Die Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) ist eine politische Partei in der Bundesrepublik Deutschland, die in allen Bundesländern außer in Bayern Landesverbände gebildet hat und in allen entsprechenden Landtagen in Fraktionsstärke vertreten ist. Sie versteht sich als christlich-konservative Partei der Mitte. Zusammen mit der CSU, welche nur in Bayern einen Landesverband gebildet hat, bildet sie im Bundestag eine gemeinsame Fraktion (der Unionsparteien).
Allgemein spricht man von CDU/CSU. Sie sind die derzeit stärkste Oppositionspartei in Deutschland auf Bundesebene.
Die CDU stellt zur Zeit die Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und in Thüringen.
Geschichte
Die CDU Deutschlands wurde im Juni 1945 in Berlin und im Rheinland gegründet. Sie organisierte sich 1945 bis 1949 in den deutschen Ländern und Besatzungszonen und schloss sich 1950 auf Bundesebene zusammen. (...)
Ein wesentlicher Teil ihrer Mitgliederschaft (u.a. Konrad Adenauer) entstammt der vor dem Zweiten Weltkrieg existierenden katholisch und süddeutsch geprägten Zentrumspartei, aber auch führende Mitglieder der Deutschnationalen Volkspartei und der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei traten insbesondere in Norddeutschland der CDU bei. Die CDU schaffte es damit, weit über das katholische Milieu des alten Zentrums hinaus auch in protestantischen Kreisen Fuß zu fassen.
Bei der Bundestagswahl 1949 wurde sie knapp vor der SPD stärkste Fraktion im Bundestag und bildete zusammen mit FDP, DP und anderen Parteien eine Koalition. Sie stellte mit Konrad Adenauer den ersten Bundeskanzler und wurde damit zur Führungspartei der ersten Bundesregierung.
1950 wurde Adenauer auch zum ersten Bundesvorsitzendem der CDU gewählt.
Die fünfziger Jahre waren geprägt vom Wirtschaftswunder und der Debatte um die Westanbindung. Adenauers rheinischer Katholizismus und seine Verankerung in der katholischen Soziallehre prägte die deutsche Gesellschaft der 1950er Jahre nachhaltig.
Insbesondere durch die erfolgreiche Politik von Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard, die zu einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung führte, erlebte die Union bei den Bundestagswahlen 1953 und 1957 zwei glänzende Wahlsiege, wobei der Wahlsieg 1957 ihr CDU und CSU sogar die absolute Mehrheit einbrachte.
In Folge des Mauerbaus 1961 und der allzu zögerlichen Reaktion Adenauers hierauf und auch auf Grund einer Öffnung der SPD für weitere Wählerschichten durch das Godesberger Programm erlitt die CDU bei der Bundestagswahl 1961 empfindliche Verluste.
1963 trat Adenauer zugunsten Ludwig Erhards zurück, der bei den Bundestagswahlen 1965 die Regierungsverantwortung für die CDU sichern konnte. Aber bereits ein Jahr später kam wegen Querelen um wirtschafts- und finanzpolitische Fragen zum Bruch mit dem Koalitionspartner FDP. Der bisherige Baden-Württembergische Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger bildete darauf hin mit der SPD die bisher einzige Große Koalition auf Bundesebene.
Die Bundestagswahl 1969 brachte einen tiefen Einschnitt in der Geschichte der Bundesrepublik und auch der Geschichte der CDU mit sich: Erstmals musste die CDU in die parlamentarische Opposition gehen, da SPD und FDP eine Koalition unter Bundeskanzler Willy Brandt bildeten.
Auch der Versuch Rainer Barzels im Frühjahr 1972, Brandt durch ein konstruktives Misstrauensvotum abzulösen misslang. Bei den Bundestagswahlen 1972 erfolgte eine deutliche Niederlage: Erstmals waren CDU/CSU nicht mehr stärkste Bundestagsfraktion.
Barzel, CDU-Vorsitzender seit 1971, verzichtete 1973 auf eine zweite Wahlperiode und übernahm die Verantwortung für die Wahlniederlage, die parteiintern als Debakel angesehen wurde.
Nachfolger wurde der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Helmut Kohl, der die Partei bis 1998 führen sollte.
Seine erste Kanzlerkandidatur gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt bei den Bundestagswahlen 1976 scheiterte jedoch ebenfalls, obwohl CDU und CSU deutliche Gewinne verbuchen konnten und nur knapp die absolute Mehrheit verpassten.
Nachdem auch der CSU-Vorsitzende Franz-Josef Strauß bei den Bundestagswahlen 1980 Helmut Schmidt unterlag, zerbrach die sozialliberale Koalition 1982. Helmut Kohl wurde am 1.10.1982 per Misstrauensvotum zum Nachfolger Helmut Schmidts gewählt.
Helmut Kohl konnte sich bei den Bundestagswahlen 1983, bzw. 1987 gegen Hans-Jochen Vogel und Johannes Rau durchsetzen.
Nachdem ihm die zeitgeschichtlichen Umstände die Gelegenheit dazu gaben, wurde Helmut Kohl 1990 zu einem wesentlichen Mitgestalter der deutschen Einheit, was ihm bei den Bundestagswahlen 1990 einen deutlichen Wahlsieg bescherte.
Nachdem die CDU sich 1994 unter Helmut Kohl noch einmal knapp behaupten konnte, verlor sie bei der Bundestagswahl 1998 zusammen mit der CSU die Regierungsmehrheit und, überhaupt erst zum zweiten mal in der Geschichte der Bundesrepublik, ihre Stellung als stärkste Bundestagsfraktion.
Nachfolger Kohls als Bundeskanzler wurde der bisherige niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD).
Hauptursachen der desaströsen Niederlage, lediglich 1949 erreichten die Unionsparteien einen geringeren Stimmenanteil, waren ungelöste wirtschaftspolitische Probleme, sowie der Umstand, dass die Deutschen nach 16 Jahren Helmut Kohls überdrüssig wurden.
Neuer Parteivorsitzender wurde Wolfgang Schäuble.
Ende des Jahres 1999 wurde die CDU vom Parteispendenskandal Helmut Kohls eingeholt. Kernpunkt der Affäre waren Geldspenden in Millionenhöhe, deren Spender zu nennen sich Helmut Kohl gesetzeswidrig weigerte. Ebenso wurden etliche schwarze Konten unter Umgehung des Fiskus geführt. Über diesen Skandal stürzte auch Wolfgang Schäuble Anfang 2000. Nachfolgerin wurde Angela Merkel, die damit als erste Frau an der Spitze einer der Volksparteien stand.
Bei der Bundestagswahl 2002 kandidierte der bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber als Kanzlerkandidat. Trotz erheblicher Zuwächse in Süd- und Südwestdeutschland blieben CDU/CSU lediglich zweitstärkste Bundestagsfraktion, weil der Bayer Stoiber insbesondere im Norden (wie schon Strauß 1980) und Osten Deutschlands die Wähler nicht ausreichend ansprechen konnte.
Mitglieder
Die CDU hat zur Zeit 587.244 Mitglieder (Stand:31. Dezember 2003)
Das Durchschnittsalter aller CDU-Mitglieder beträgt 55,3 Jahre.
25,1 Prozent der Mitglieder sind weiblich und 74,9 Prozent männlich. Dabei ist der Frauenanteil in den neuen Bundesländern mit 29,6 Prozent höher als in den alten Bundesländern, wo er nur 24,7 Prozent beträgt.
Siehe auch:
Mitgliederentwicklung
(Jeweils zum 31.12. des Jahres)Wahlergebnisse der CDU auf Bundesebene
Bundestagswahlen
1949: 25,2 % - 115 Sitze
1953: 36,4 % - 191 Sitze
1957: 39,7 % - 215 Sitze
1961: 35,8 % - 192 Sitze
1965: 38,0 % - 196 Sitze
1969: 36,6 % - 193 Sitze
1972: 35,2 % - 177 Sitze
1976: 38,0 % - 190 Sitze
1980: 34,2 % - 174 Sitze
1983: 38,2 % - 191 Sitze
1987: 34,5 % - 174 Sitze
1990: 36,7 % - 268 Sitze
1994: 34,2 % - 244 Sitze
1998: 28,4 % - 198 Sitze
2002: 29,5 % - 190 Sitze
(Sitzzahlen für 1949 bis 1987 ohne Berliner Abgeordnete)Europawahlen
1979: 39,1 % - 34 Sitze
1984: 37,5 % - 34 Sitze
1989: 29,5 % - 25 Sitze
1994: 32,0 % - 39 Sitze
1999: 39,3 % - 43 Sitze
(Sitzzahlen für 1979 bis 1989 ohne Berliner Abgeordnete)
1950 bis 1966 | Konrad Adenauer |
1966 bis 1967 | Prof. Dr. Ludwig Erhard |
1967 bis 1971 | Kurt Georg Kiesinger |
1971 bis 1973 | Dr. Rainer Barzel |
1973 bis 1998 | Dr. Helmut Kohl |
1998 bis 2000 | Dr. Wolfgang Schäuble |
seit 2000 | Dr. Angela Merkel |
Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
1949 bis 1955 | Dr. Heinrich von Brentano |
1955 bis 1961 | Dr. Heinrich Krone |
1961 bis 1964 | Dr. Heinrich von Brentano |
1964 bis 1973 | Dr. Rainer Barzel |
1973 bis 1976 | Prof. Dr. Karl Carstens |
1976 bis 1982 | Dr. Helmut Kohl |
1982 bis 1991 | Dr. Alfred Dregger |
1991 bis 2000 | Dr. Wolfgang Schäuble |
2000 bis 2002 | Friedrich Merz |
seit 2002 | Dr. Angela Merkel |
1949 | Dr. Konrad Adenauer |
1953 | Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer |
1957 | Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer |
1961 | Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer |
1965 | Bundeskanzler Prof. Dr. Ludwig Erhard |
1969 | Bundeskanzler Dr. Kurt Georg Kiesinger |
1972 | Dr. Rainer Barzel |
1976 | Ministerpräsident Dr. Helmut Kohl |
1980 | Ministerpräsident Franz Josef Strauß |
1983 | Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl |
1987 | Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl |
1990 | Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl |
1994 | Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl |
1998 | Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl |
2002 | Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber |
Präsidentschaftskandidaten der CDU/CSU
1949 | Unterstützung von Prof. Dr. Theodor Heuss (FDP) |
1954 | Unterstützung von Prof. Dr. Theodor Heuss (FDP) |
1959 | Bundeslandwirtschaftsminister Heinrich Lübke |
1965 | Bundespräsident Heinrich Lübke |
1969 | Bundesinnenminister Dr. Gerhard Schröder |
1974 | Dr. Richard Freiherr von Weizsäcker |
1979 | Bundestagspräsident Prof. Dr. Karl Carstens |
1984 | Regierender Bürgermeister a.D. Dr. Richard von Weizsäcker |
1989 | Bundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker |
1994 | Bundesverfassungsgerichtspräsident Prof. Dr. Roman Herzog |
1999 | Prof. Dr. Dagmar Schipanski |
2004 | Prof. Dr. Horst Köhler |
Josef Hermann Dufhues (Geschäftsführender Vorsitzender) | 1962-1966 |
Dr. Bruno Heck (Geschäftsführendes Präsidialmitglied) | 1966-1967 |
Dr. Bruno Heck | 1967-1971 |
Dr. Konrad Kraske | 1971-1973 |
Prof. Dr. Kurt Biedenkopf | 1973-1977 |
Dr. Heiner Geißler | 1977-1989 |
Volker Rühe | 1989-1992 |
Peter Hintze | 1992-1998 |
Dr. Angela Merkel | 1998-2000 |
Ruprecht Polenz | April-Oktober 2000 |
Laurenz Meyer | seit Oktober 2000 |
In Brandenburg, Bremen und Württemberg-Baden stellte die CDU nie den Regierungschef.
Bundesregierungen mit CDU-Beteiligung
CDU-Ministerpräsidenten
Baden
(1952 in Baden-Württemberg aufgegangen, Titel des MP: Staatspräsident)
1946 - 1952: Leo WohlebBaden-Württemberg
1953 - 1958: Gebhard Müller
1958 - 1966: Kurt Georg Kiesinger
1966 - 1978: Hans Filbinger
1978 - 1991: Lothar Späth
1991 - heute: Erwin TeufelBerlin
(Titel: Regierender Bürgermeister)
1953 - 1955: Walther Schreiber
1981 - 1984: Richard von Weizsäcker
1984 - 1989 und
1991 - 2001: Eberhard DiepgenHamburg
(Titel: Erster Bürgermeister)
1953 - 1957: Kurt Sieveking
2001 - heute: Ole von BeustHessen
1987 - 1991: Walter Wallmann
1999 - heute: Roland KochMecklenburg-Vorpommern
1990 - 1992: Alfred Gomolka
1992 - 1998: Bernd SeiteNiedersachsen
1976 - 1990: Ernst Albrecht
2003 - heute: Christian WulffNordrhein-Westfalen
1947 - 1956: Karl Arnold
1958 - 1966: Franz MeyersRheinland-Pfalz
1946 - 1947: Wilhelm Boden
1947 - 1969: Peter Altmeier
1969 - 1976: Helmut Kohl
1976 - 1988: Bernhard Vogel
1988 - 1991: Carl-Ludwig WagnerSaarland
1956 - 1957: Hubert Ney
1957 - 1959: Egon Reinert
1959 - 1979: Franz Josef Röder
1979 - 1985: Werner Zeyer
1999 - heute: Peter MüllerSachsen
1990 - 2002: Kurt Biedenkopf
2002 - heute: Georg MilbradtSachsen-Anhalt
1990 - 1991: Gerd Gies
1991 - 1994: Werner Münch
2002 - heute: Wolfgang BöhmerSchleswig-Holstein
1946 - 1947: Theodor Steltzer
1950 - 1951: Walter Bartram
1951 - 1954: Friedrich Wilhelm Lübke
1954 - 1963: Kai-Uwe von Hassel
1963 - 1971: Helmut Lemke
1971 - 1982: Gerhard Stoltenberg
1982 - 1987: Uwe Barschel
1987 - 1988: Henning Schwarz (geschäftsführend)Thüringen
1990 - 1992: Josef Duchac
1992 - 2003: Bernhard Vogel
2003 - heute: Dieter AlthausWürttemberg-Hohenzollern
(1952 in Baden-Württemberg aufgegangen, Titel des MP: Staatspräsident)
1947 - 1948: Lorenz Bock
1948 - 1952: Gebhard MüllerVereinigungen innerhalb der CDU
Sonderorganisationen
Siehe auch: Politische Parteien in DeutschlandSonstiges
Nach der Übernahme des Parteivorsitzes durch Angelika Merkel entgegen dem ausdrücklichen von Friedrich Merz wurde das Konrad-Adenauer-Haus zumindest kurzfristig von den Berlinern als Merz-Weg-Halle bezeichnet.