Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst
Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingfürst (* 31. März 1819 Rotenburg an der Fulda; † 6. Juli 1901 Ragaz) war ein deutscher Staatsmann.Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst, Prinz von Ratibor und Corvey studierte Rechtswissenschaft und strebte von 1842 bis 1846 eine Karriere im diplomatischen Dienst an, die er aber nach einem Erbvertrag und seiner Heirat, die ihm großen Grundbesitz einbrachten, aufgab. Er wurde erbliches Mitglied in der bayerischen Kammer der Reichsräte, wo er eine liberale, auf die Einigung Deutschlands abzielende Politik verfolgte; nach dem Scheitern der Revolution von 1848 verfocht H.-S. den preußischen Anspruch auf Hegemonie in der deutschen Politik, teils in offener Opposition zur bayerischen Regierung.
Nach der Niederlage im preußisch-österreichischen Krieg übernahm H.-S. am 31. Dezember 1866 das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten und Außenministers; er schloß ein Schutz- und Trutzbündnis mit dem Norddeutschen Bund ab und trieb die Eingliedung Süddeutschlands in das Zollparlament voran. Seine Ablehnung des päpstlichen Unfehlbarkeitsdogmas führte schließlich zu seinem Sturz am 18.Februar 1870.
H.-S. setzte sich für die Eingliederung Bayerns in das Deutsche Reich ein und gehörte von 1871 bis 1881 als Abgeordneter der Freikonservativen dem Reichstag an, wo er trotz seines katholischen Glaubens einigen der Kulturkampfgesetzen zustimmte. 1874 ging er als deutscher Botschafter nach Paris, nahm 1878 am Berliner Kongress teil und amtierte 1880 übergangsweise als Staatssekretär des Auswärtigen Amtes. Von 1885 bis 1894 bemühte sich H.-S. vergeblich, als Reichsstatthalter in Elsaß-Lothringen die Bevölkerung der Reichslande für die deutsche Sache zu gewinnen.
Nach dem Sturz Caprivis wurde H.-S. am 29.Oktober 1894 dessen Nachfolger als Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident; obwohl er das "persönliche Regiment" Kaiser Wilhelms II ablehnte, wagte er doch nie eine offene Opposition gegen die kaiserlichen Eingriffe in die Regierungsgeschäfte. Die Kanzlerschaft H.-S.'s brachte innenpolitisch die Verabschiedung des Bürgerlichen Gesetzbuches 1896 und eine weitere Verschärfung des Konfliktes mit der Sozialdemokratie (Zuchthausvorlage), außenpolitisch den Beginn der imperialistischen deutschen Weltpolitik bei einer versuchten Wiederannäherung an Russland und einer Verschlechtertung der Beziehungen zu England (Krüger-Depesche, Samoa-Konflikt). Seit der Ernennung Bülows zum Staatssekretär des Äußeren 1898 galt der greise Kanzler nahezu nur noch als Platzhalter für seinen noch Regierungserfahrungen sammelnden potentiellen Nachfolger; im Oktober 1900 trat der schon länger innerlich resignierte H.-S. von seinen Ämtern zurück.
H.-S. war verheiratet mit Marie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1829-1897) und hatte drei Söhne und zwei Töchter, darunter den Fürsten Alexander zu Hohenlohe-Schillingfürst (1862-1924).