Krüger-Depesche
Die Krüger-Depesche bezeichnet ein am 3. Januar 1896 von Kaiser Wilhelm II an Paulus Ohm Krüger gesandtes Telegramm für den Präsidenten der damals selbständigen Burenrepublik Transvaal, als der einen britischen Umsturzversuch (Jameson-Raid) vom Dezember 1895 erfolgreich zurückschlagen konnte. Diese Depesche verursachte große diplomatische Verstimmungen zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien.Vermutlich unter anderem im Interesse deutscher Konzerne und Großbanken hatte sich damit die deutsche Regierung ungebeten zum Beschützer der Burenrepublik gegen den englischen Handstreich erklärt und dem Londoner Botschafter Paul von Hatzfeld bereits am 31. Dezember 1895 befohlen, im Falle unbefriedigender Erklärungen seitens der englischen Regierung die Rückgabe der Pässe zu fordern. In einer Beratung am 3. Januar 1896 entwickelte Wilhelm II. abenteuerliche Kolonialherrschaftspläne (Entsendung von Kriegsschiffen und Truppen und die Errichtung eines Protektorats über Transvaal), die unweigerlich eine englische Kriegserlärung herausfordern mußten.
Die Teilnehmer der Beratung (unter anderem Vertreter des Auswärtigen Amtes und der Reichskanzler) lehnten diese Pläne ab und billigten gleichzeitig die Absendung des Telegramms. Die Krüger-Depesche, von der englischen Presse als feindseliger Akt gewertet, löste eine Welle chauvinistischer Veranstaltungen und Erklärungen in beiden Ländern aus, die das deutsch-englische Verhältnis erheblich verschlechterten. Die deutsche Regierung nutzte diese diplomatischen und publizistischen Schlagabtausch für die Propagierung einer umfassenden Flottenrüstung.
Das Auswärige Amt entwickelte unter dem Einfluß von Friedrich von Holstein die Idee einer Kontinentalliga.
Die Krüger-Depesche im Wortlaut:
- Ich spreche Ihnen Meinen aufrichtigen Glückwunsch aus, daß es Ihnen, ohne an die Hilfe befreundeter Mächte zu appellieren, mit Ihrem Volke gelungen ist, in eigener Tatkraft gegenüber den bewaffneten Scharen, welche als Friedensstörer in Ihr Land eingebrochen sind, den Frieden wiederherzustellen und die Unabhängigkeit des Landes gegen Angriffe von außen zu wahren.