Deutscher Krieg von 1866
Der Deutsche Krieg, auch „Bruderkrieg“ oder „Preußisch-Österreichischer Krieg“ genannt, wurde 1866 um die Vorherrschaft in Deutschland ausgetragen. Er endete mit einem Sieg Preußens und hatte die Auflösung des deutschen Bunds durch die Trennung Österreichs von Deutschland (kleindeutsche Lösung) zur Folge.
Die Ursachen für den Krieg lagen im österreichisch-preußischen Dualismus, d. h. der Auseinandersetzung um die Führungsrolle in Deutschland. Äußerer Anlass war der Streit um die Verwaltung Schleswig-Holsteins nach dem Ausgang des Deutsch-Dänischen Krieges.
Die Bedingungen für einen Krieg standen 1866 zudem für Preußen sehr günstig, denn Österreich befand sich in einer schweren Finanzkrise und Frankreich erklärte seine Neutralität für den Fall eines deutschen Bruderkrieges. Bismarck konnte außerdem Italien für seine Pläne gewinnen, da dieses Venetien, das noch zu Österreich-Ungarn gehörte, im Zuge der Irredenta-Bewegung beanspruchte. Am 8. April 1866 schließen Preußen und Italien ein auf drei Monate befristetes Angriffsbündnis gegen Österreich.
Um die Streitigkeiten beizulegen, wendet sich Österreich am 1. Juni 1866 an den Bundestag des Deutschen Bundes und fordert die Einberufung des Landtags von Holstein. Holstein stand zwar unter österreichischer Verwaltung, Österreich duldete aber zum Verdruß Preußens die Nebenregierung des Herzogs Friedrich VIII von Schleswig-Holstein (Friedrich von Augustenburg).
Am 14. Juni stimmt der Bundestag dem mit neun gegen sechs Stimmen zu. Preußen erklärt, dies sei ein Bruch der Bundesverfassung und der Bund damit aufgelöst.
Auf Preußens Seite waren neben Italien Oldenburg, Mecklenburg, Braunschweig, sowie einige thüringische Kleinstaaten als Verbündete.
Auf Österreichs Seite (bzw. formal der des Deutschen Bundes) standen Sachsen, Bayern, Baden, Württemberg, Hannover, Hessen-Darmstadt, Kurhessen, Nassau und ebenfalls einige deutsche Kleinstaaten.
Am 22. Juni überschritten die ersten preußischen Truppen auf der Straße Dresden – Rumburg/Rumburk die böhmische Grenze. Am 26. Juni kam es zu ersten größeren Gefechten bei Hühnerwasser/Kurivody, Sichrow, Turnau/Turnov und Podol zwischen verschiedenen Einheiten der preußischen Ersten Armee (Prinz Friedrich Carl) und der Elbarmee (General Herwarth von Bittenfeld) auf der einen und des I. Österreichischen sowie des Sächsischen Korps auf der anderen Seite. Am 27. Juni überschritt die Zweite preußische Armee (Kronprinz Friedrich Wilhelm) über mehrere Pässe das Riesengebirge, wobei es zu den Gefechten von Nachod und Trautenau/Trutnov kam. Das letztere Treffen war das einzige des gesamten Krieges, welches für die österreichischen Truppen siegreich verlief. Am 28. Juni kam es zu den für die Österreicher sehr verlustreichen Kampfen von Skalitz/Cesky Skalice und Soor/Zdar sowie zu einem Treffen bei Münchengrätz/Mnichovo Hradiste. Schließlich fand am 29. Juni die Schlacht von Gitschin/Jicin zwischen der Ersten preußischen Armee und dem zurückgegangenen I. Österreichischen/Sächsischen Korps statt, im Osten kam es zu den Gefechten von Königinhof/Dvur Kralove und Schweinschädel/Svinistany.
Nach diesen letztgenannten Treffen verloren beide Armeen die Fühlung zueinander, erst am 2. Juli wurde die Aufstellung der Österreicher und Sachsen nordwestlich von Königgrätz/Hradec Kralove aufgeklärt.
Preußische Truppen aus Minden und Hamburg werden von der Armee des Königreichs Hannover am 27. Juni 1866 bei Langensalza geschlagen. Die Hannoveraner müssen aber auf Grund ihrer hohen Verluste, des fehlenden Nachschubs und der mittlerweile großen zahlenmäßigen Überlegenheit der Preußen am 29. Juni 1866 kapitulieren. Noch heute erinnert ein Denkmal im Zentrum Mindens an diesen Sieg. Die preußischen Verbündeten greifen Kassel und Frankfurt an, während der rechte Flügel der preußischen Elbarmee überraschend vor den Toren Nürnbergs auftaucht.
Im Süden hatte Österreich inzwischen am 24. Juni 1866 die italienische Armee unter General La Marmora bei Custozza geschlagen; die österreichische Adriaflotte unter Wilhelm von Tegetthoff siegte bei der Insel Lissa (Vis) am 20. Juli über die überlegene italienische Flotte (wohl eine der letzten Marineschlachten, die durch die Rammtaktik gewonnen wurde). Die Notwendigkeit aber, die Truppen auf zwei Fronten zu verteilen, war neben der im Vergleich zu Preussen rückständigen Waffentechnik einer der Hauptgründe für die schlußendliche Niederlage Österreichs.
Die entscheidende Schlacht gegen Österreich gewinnen schließlich die vereinigten preußischen Armeen am 3. Juli 1866 bei Königgrätz (Sadowa) in Böhmen unter der persönlichen Führung König Wilhelmss von Preußen sowie dem preußischen Generalstabschef Helmuth Graf von Moltke, dem geistigen Vater des gesamten preußischen Aufmarsches. Preußen war in dieser Schlacht Österreich nicht nur zahlenmäßig (250.000 zu 160.000) überlegen, sondern vor allem auch technisch durch die Zündnadelgewehre. Auf einen toten Preußen sollen sieben tote Österreicher gekommen sein.
Nach den jeweiligen Generalstabswerken betrugen die Verluste im einzelnen:
Österreich - 1313 Offiziere, 41499 Mann, davon 330/5328 gefallen;
Sachsen - 55 Offiziere, 1446 Mann, davon 15/120 gefallen;
Preußen 359 Offiziere, 8794 Mann, davon 99/1830 gefallen
Königgrätz ist seitdem das Synonym für den Erfolg der Bismarckschenschen kleindeutschen Lösung und ein österreichisches Trauma.
Siehe auch: Schlacht von Königgrätz, Briefe aus dem Deutschen Krieg (im Aufbau)
Um einer französischen oder russischen Intervention zuvorzukommen, drängte Bismarck den preußischen König dazu, den Sieg nicht voll auszunutzen, sondern einen schnellen Frieden zu schließen.
Dies geschieht am 26. Juli 1866 im (durch den französischen König Napoleon III vermittelten) „Vorfrieden von Nikolsburg“, nachdem Österreich in der Hauptsache (Austritt aus Deutschland) nachgegeben hat, zumal seine militärische Lage aussichtslos war. Der Vorfrieden wird später im „Frieden von Prag“ mit Preußen und im „Frieden von Wien“ mit Italien bestätigt.
Italien gewinnt Venetien, Preußen annektiert alle gegnerischen Staaten nördlich des Mains außer Sachsen und Hessen-Darmstadt. Dadurch erlangt Preußen endlich eine Verbindung zwischen seinen westlichen Rheinprovinzen und dem östlich der Elbe gelegenen Kernland Brandenburg.
Der Deutsche Bund löst sich auf, der durch Preußen beherrschte Norddeutsche Bund wird gegründet. Nach französischen Gebietsforderungen verbünden sich die süddeutschen Staaten mit Preußen in Defensivbündnissen - die Basis für den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71.
Zudem erzielt Bismarck einen großen innenpolitischen Erfolg, indem sein Militärhaushalt auf Grund der Euphoriewelle nachträglich vom preußischen Parlament gebilligt wird (Indemnitätsvorlage).
Vorgeschichte
Preußen betrachtet dieses Vorgehen als Bruch der Gasteiner Konvention, in der Preußen und Österreich 1865 ihre Einflußsphären in Schleswig-Holstein aufgeteilt und ihre Politik festgelegt hatten. Am 9. Juni marschieren preußische Truppen in Holstein ein, worauf Österreich die Mobilmachung des Deutschen Bundes gegen Preußen beantragt.Bündnisse
Verlauf
Ausgang und Folgen
Weblinks
Siehe auch: Liste von Kriegen, Liste von Schlachten