Kulturkampf
Der Kulturkampf war eine Auseinandersetzung zwischen der katholischen Kirche unter Papst Pius IX und dem Königreich Preußen bzw. dem Deutschen Reich unter Reichskanzler Otto von Bismarck in den 1870er Jahren.Der Papst verlangte von Bismarck, Staatsbeamte, die sich (aus Protest gegen das Unfehlbarkeitsdogma von 1870) gegen die katholische Kirche wandten, zu entlassen. Bismarck lehnte das ab und nahm diesen Vorgang zum Anlass, um die Autonomie des Staates gegen geistlichen Einfluss durchzusetzen. Als erstes hob er die kirchliche Schulinspektion in Preußen auf und unterstellte die Schulen staatlicher Aufsicht. Das wurde später ausgeweitet, so dass selbst Priester ein deutsches Abitur, deutsches Studium und ein Kulturexamen brauchten. Dazu kamen später andere Einschränkungen wie z.B. das Verbot des Jesuitenordens (Erziehung), die Ausweitung des Kanzelparagrafs auf das ganze Reich (keine Besprechung von staatlichen Angelegenheiten in der Kirche) aus und machte nur die Zivilehe rechtsgültig (Standesamt). Außerdem wurden der Kirche alle Geldzuwendungen vom Staat gesperrt (Brotkorbgesetz). Obwohl damit alle Mittel ausgeschöpft wurden, verlor Bismarck diesen Machtkampf. Der Papst erklärte alle Gesetze für ungültig und stärkte den Widerstand der Gläubigen. So waren zwar 1876 alle katholischen Bischöfe verhaftet und viele Pfarreien verwaist, aber das Zentrum (Vorläufer der CDU) konnte 1881 die Reichsmehrheit erlangen. Nach dem Tod des Papstes Pius IX. 1878 legte Bismarck den Kulturkampf in Form eines Kompromisses bei. Die Gesetze wurden gemildert bzw. abgeschafft, aber manche blieben z.T. bis heute bestehen (z.B. die Zivilehe).