Soziale Bewegung
Eine soziale Bewegung ist eine um eine Problemlage (vgl. Soziale Frage) konzentrierte und einen besonderen Aspekt fokussierende, viele Menschen ergreifende und vernetzende Gruppierung.Sie kann sich zu einem oder mehreren kollektiven Akteuren verdichten ("Massenbewegung"), um ein von ihr als solches wahrgenommenes gesellschaftlichen Problem im Rahmen bestimmtern gesellschaftlicher Konflikte in ihrem Sinne zu 'lösen'. Die einzelnen Akteure sind dabei nicht zwangsläufig in nur einer Organisation organisiert, obwohl Organisationen sehr wohl Teil der Bewegung sein können; z. B. organisierte die klassische deutsche Arbeiterbewegung sowohl eine Partei (die SPD) als auch Gewerkschaften, Konsumgenossenschaften und ein ausgedehntes Arbeiterbildungswerk, den Arbeitersport, eigene Formen der Jugendbewegung (Die Falken) u. a. m. Typisch für soziale Bewegungen sind (im heutigen Sinne) Nichtregierungsorganisationen. Es geht sozialen Bewegungen primär um grundlegenden sozialen Wandel, insbesondere in den von ihnen thematisierten Politikfeldern (vgl. dazu: One-Issue-Movements).
Soziale Bewegungen können an Hand ihres Organisationsgrades, ihrer Größe, der von ihnen gewählten Strategien etc. unterschieden werden. Sie durchlaufen idealtypisch mehrere Phasen, die von der ersten Auseinandersetzungen mit dem Problem, der Thematisierung (meistens vor allem Ablehnung des Bestehenden), der Kürung charismatischer Anführer/innen, über die Entwicklung von Alternativen und eine veralltäglichende Etablierung bis hin zur langsamen Auflösung der sozialen Bewegung führt, weil entweder das Problem zufriedenstellend gelöst wurde oder zumindest allgemein als wichtiges Problem gesellschaftlich anerkannt wurde, oder weil eine andere Problemdeutung dominant wurde.
Das Typische an einer sozialen Bewegung ist, dass es zunächst keinerlei Organisationsformen gibt. Im Allgemeinen beginnen bald nach dem Aufbrechen einer Bewegung die Menschen damit, Strukturen zu schaffen (Vereine, Gesetze, etc.) Im weiteren Verlauf geschieht es oft, dass die Bewegung in den Köpfen und Herzen der Menschen längst nicht mehr existiert, jedoch die Strukturen und Formen weiterhin am Leben gehalten werden.
Auch bei manchen Kirchen und Religionsgemeinschaften ist dieser Effekt zu beobachten.
Historische Beispiele
Historische Beispiele für soziale Bewegungen sind alt, z. B.
Im 19. und 20. Jahrhundert wären beispielsweise zu nennen:
Als neuere soziale Bewegungen kennt man vor allem die Bewegungen seit den 1970er Jahren, vor allem
- die Ökologiebewegung bzw. auch Anti-Atomkraftbewegung (vgl. Atomkraftgegner),
- die (neue) Friedensbewegung und
- die (neue) Frauenbewegung. Ganz aktuell sind
- die globalisierungskritische Bewegung und
- die "digital rights"-Bewegung zu nennen.