Narva (Leuchtmittel)
Definitionen
NARVA war die Firmenbezeichnung eines volkseigenen Betriebes (VEB) in der DDR, der Leuchtmittel (insbesondere Glühlampen) herstellte. Der Name setzt sich aus den Abkürzungen N für Nitrogenium (Stickstoff), AR für Argon sowie VA für Vakuum zusammen.
Chronik
Die Geschichte des Unternehmens geht zunächst einher mit der von Osram. Nach dem Ende des Krieges und der beginnenden Teilung Deutschlands wurde auch der Osram-Konzern aufgeteilt. So produzierte ab 1949 das im Ost-Berliner Bezirk Friedrichshain befindliche Werk D fortan als VEB Berliner Glühlampenwerk "Rosa Luxemburg". Ab 1963 findet der Name NARVA Verwendung, 1966 wird der Name als Markenzeichen eingetragen, 1969 erfolgt der Zusammenschluss mit den Betrieben in Plauen, Oberweißbach und Brand-Erbisdorf zum Kombinat. Das Unternehmen hatte allein in Berlin zeitweise 5.000 bis 6.000 Mitarbeiter, 1990 erfolgte am Stammsitz Berlin die Umwandlung in die Gesellschaft für lichttechnische Erzeugnisse mbH.
Zu Unruhen kam es im August 1952, also bereits Monate vor dem 17. Juni 1953, dem Arbeiteraufstand in der DDR. Überwiegend Frauen legten im Berliner Stammbetrieb die Arbeit nieder, weil sie gegen die Betriebskollektivverträge, mit denen eine Nachtschicht eingeführt werden sollte, protestierten. Trotz Verhandlungen mit der Betriebsleitung konnten sich die Arbeiterinnen mit ihrem Anliegen durchsetzen.
Das NARVA-Gebäude
Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts entstand auf dem Gelände des späteren NARVA-Gebäudes Berlins erstes Wasserwerk, welches 1893 dann wieder den Betrieb einstellte. 1894 wurden Versuche für mögliche Müllverbrennungsverfahren gestartet. In den Jahren 1906 bis 1912 errichtete die Deutsche Gasglühlicht AG, die sogenannte Auer-Gesellschaft, das Glühlampenwerk, deren markantestes Bauwerk ein elfgeschossiges Gebäude, Berlins erstes Hochhaus, war. 1963 wurde der Bau um einen Glasturm erweitert. Das Gebäude zählt heute als technisches Denkmal und dient als Bürogebäude. Der Name des Gebäudekomplex lautet nunmehr Oberbaum City, benannt nach der in der Nähe befindlichen Oberbaumbrücke.
Auch der nahegelegene U-Bahnhof an der Warschauer Brücke, der nach dem Mauerbau am 13. August 1961 außer Betrieb war, wurde als Lagerhalle genutzt.
Der Bahnhof wurde inzwischen wieder dem Verkehr übergeben, in einigen ehemals von NARVA genutzten Räumen befindet sich zudem eine Discothek, die NARVA Lounge. 1992 wurde die Produktion eingestellt, das Unternehmen wechselte zum 30. März 1996 den Standort.
Betriebsteile
Arnstadt
1936 errichtete die Firma DAIMON Elektro-Technische Fabrik Schmidt & Co. GmbH ein Taschenlampenwerk. Erst 1959 erfolgte die Umbenennung in ARTAS - Arnstädter Taschenlampenwerk. Aufgrund einer Beteiligung ausländischer Kapitalgeber erfolgte die Umwandlung in einen Volkseigenen Betrieb erst 1970. Zum 1. Oktober 1978 wurde der Betrieb dem Kombinat Narva unterstellt. Die Privatisierung erfolgte 1993, das Unternehmen firmiert heute wieder unter dem Namen Artas.Brand-Erbisdorf
Erst 1966 beginnt man hier mit der Produktion von Leuchtstoffen, 1969 wird dann ein eigenes Glaswerk in Betrieb genommen. 1991 erfolgt die Privatisierung, das Unternehmen firmiert nun als NARVA Lichtquellen GmbH + Co. KG.Groß Glienicke
Auf dem Gutshofgelände wurde in den 20er Jahren vom Physiker von Kramolin ein Labor errichtet (auch als Alte Manufaktur bezeichnet), in welchem dieser Radioröhren entwickelte. Das Labor wurde vom Unternehmen Holzapfel und Co. KG übernommen, später wurde dieses dann in einen Volkseigenen Betrieb umgewandelt und als Außenstelle vom VEB Narva Berlin betrieben. In Groß Glienicke beschränkte man sich jedoch auf die Montage von Industrielampen, eine Produktion fand nicht statt. Der Betrieb wurde mit der Wende in der DDR eingestellt, das Gebäude ist heute ein Wohnhaus.Oberweißbach
Bereits seit 1902 erfolgte an diesem Standort die Produktion von Leuchtstoffen. Bis zur Verstaatlichung 1946 gab es mehrfache Änderungen der Besitzverhältnisse, 1948 wird der VEB Glühlampenwerk Oberweißbach gegründet. 1969 erfolgt die Eingliederung in den NARVA-Verband. Nach der Wende wird der Betrieb 1990 in die NARVA Glühlampenwerk Oberweißbach GmbH umgewandelt und stellt heute in erster Linie Thüringer Glaslichtschmuck (wie z.B. Christbaumschmuck) her.Oschatz
1946 erfolgte die Gründung der privaten Elektrobau Oschatz GmbH, 1954 erfolgte die Umwandlung in einen OHG, das Unternehmen wurde dann 1956 eine Kommanditgesellschaft. 1956 wurden auch staatliche Banken Gesellschafter, womit ein erster Schritt zur Verstaatlichung geschaffen wurde. 1972 erfolgte die vollständige Enteignung, das Unternehmen firmierte nunmehr als VEB Elektrobau Oschatz. 1979 wurde der Betrieb in das NARVA-Kombinat integriert. Seit 1991 ist das Unternehmen wieder im Besitz der Alteigentümer.Plauen
Nach der Wiedervereinigung wurde das Werk privatisert und firmierte als Narva Glühlampenwerk Plauen GmbH. 1991 übernahm der Philips-Konzern das Unternehmen, es erfolgte eine Umbenennung in Narva Speziallampen GmbH.weitere Einrichtungen
In der DDR war es weit verbreitet, dass große Unternehmen neben den eigentlichen Betriebsanlagen auch weitere Einrichtungen unterhielten. In erster Linie waren dies Einrichtungen in den Bereichen Bildung, Soziales und Freizeit/Sport. So gehörten zum Kombinat NARVA auch folgende Schulen und Sportvereine.
Berufsschule VEB NARVA Olga Benario Prestes
SG NARVA Berlin
Der Verein wurde 1946 als Betriebssportvereinigung Berliner Glühlampenwerk gegründet. Im Januar 1951 heißt der Verein dann Betriebssportgemeinschaft Mechanik Friedrichshain, wenige Monate später schließlich BSG Motor Friedrichshain-Ost. 1958 Umbenennung in BSG Berliner Glühlampenwerk, 1969, nach der Bildung des Kombinats NARVA dann in BSG NARVA Berlin. Der Verein hatte als Betriebssportverein fast 2.500 Mitglieder, betreut werden die Sparten Schach, Volleyball, Turnen, Rudern, Boxen und Gymnastik.
TSC NARVA Brand-Erbisdorf
1969 gegründet, heute als SSV 91 Brand-Erbisdorf e.V. aktiv. Der Sportverein betreut die Sparten Badminton, Billard, Fußball, Kegeln, Laufen, Schach, Tischtennis und Volleyball.Weblinks
Siehe auch: Narva, Stadt in Estland