Luftschiff
Luftschiffe gehören wie Ballone zu den Luftfahrzeugen der Kategorie „Leichter als Luft“. Ihren Auftrieb erhalten sie durch die Füllung mit Traggas, heute Helium, früher auch Wasserstoff bzw. Leuchtgas, das eine geringere Dichte als Luft aufweist.
Im Unterschied zum Ballon sind Luftschiffe lenkbare Luftfahrzeuge, die über einen eigenen Antrieb verfügen. Sie werden meist von einem Ankermast aus gestartet und landen auch wieder an ihm.
Man unterscheidet grundsätzliche Bauweisen von Luftschiffen:
- Prallluftschiffe, auch Blimps genannt
- halbstarre Luftschiffe
- Starrluftschiffe, insbesondere Zeppeline
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Schon etwa im Jahr 1670 hatte der portugiesische Jesuitenpater Francesco de Lana-Terzi die Idee für die Konstruktion eines „Luftschiffs“: er wollte ein Boot an luftleer gepumpten Kugeln aufhängen. Die Idee wurde nie realisiert.
Das erste Prallluftschiff, die Giffard I, wurde von Henri Giffard gebaut und hatte eine 2,2 kW (3 PS) starke Dampfmaschine mit einem Gewicht von nur 45 kg. Der erste Flug fand am 24. September 1852 statt und führte von Paris nach Trappes. Die zurückgelegte Strecke betrug 27 Kilometer, die Geschwindigkeit etwa 9 km/h und die Flughöhe bis zu 1800 m. Der Langballon, in den Giffard seine Dampfmaschine eingebaut hatte, war 44 m lang und hatte ein Volumen von 2500 Kubikmetern. Gondel und Motor hingen an einem Balken unter dem Ballon. Gesteuert wurde mit einem dreieckigen Segel.
20 Jahre später, 1872, erreichte der deutschen Ingenieur Paul Haenlein mit einem über 50 m langen Luftschiff 18 Stundenkilometer. Sein Luftschiff wurde jedoch von einem Lenoirschen Gasmotor angetrieben.
Geschichte
1857 wollte Giffard eine zweite Fahrt durchführen, dabei wurde sein Gefährt jedoch zerstört.(8. Oktober 1883)]]
Weitere 12 Jahre später, 1884, bauten die Franzosen Renard und Krebs ein Elektro-Luftschiff mit Akkubetrieb und führten mehrere Fahrten durch.
Am 9. August 1884 gelang es Charles Renard zum ersten Mal, mit einem Luftschiff nach dem Start zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Das Luftschiff La France besaß als Antrieb einen Elektromotor mit einer Leistung von 8,5 PS. Die Fahrt dauerte 23 Minuten. Dabei wurde eine Strecke von 7,6 Kilometer in einer Höhe von bis zu 300 Metern zurückgelegt.
In Deutschland konstruierte erstmals der Leipziger Buchhändler Dr. Friedrich Hermann Wölfert einen Lenkballon. Er sollte mit Muskelkraft gesteuert werden, was sich jedoch als nicht praktikabel erwies. Mit Hilfe von Gottlieb Daimler wurde das Gefährt stattdessen mit einem Verbrennungsmotor, der so genannten „Standuhr“, ausgestattet. Am 10. August 1888 startete der Pilot Gotthilf Wirsum damit von Daimlers Versuchswerkstatt auf dem Seelberg in Cannstatt zu einer Fahrt nach Kornwestheim.
Das erste Starrluftschiff wurde 1895/1896 von David Schwarz in Berlin entwickelt. Es bestand aus einem Holzgerippe und war mit Aluminiumblech beplankt. Es wurde jedoch bei seiner Probefahrt am 3. November 1897 auf dem Tempelhofer Feld in Berlin zerstört.
Um die Wende vom 19 zum 20. Jahrhundert baute der gebürtige Brasilianer Alberto Santos-Dumont in Frankreich eine Reihe von Prallluftschiffen.
1894 nutzte er den Benzinmotor seines Dreirades für ein Luftschiff. Vier Jahre später, 1898, baute er in relativ kurzer Zeit insgesamt 14 Luftschiffe. Mit dem sechsten umkreiste er am 19.10.1901 zum ersten Mal den Eiffelturm in Paris. Es hatte einen 12 PS-Motor und erreichte eine Geschwindigkeit von 70 Stundenkilometern.
Mit einem insgesamt gut 11 Kilometer langen Flug von St. Cloud bei Paris zum Eiffelturm und zurück in nicht mehr als 30 Minuten gewann er auch den mit 100.000 Franc dotierten Deutsch-Preis.
Von der Luftschiffhalle in Biesdorf/Berlin aus unternahm am 23. Januar 1911 das Siemens-Schuckert-Luftschiff (SSL1) seine erste Probefahrt.
Erster Weltkrieg
1916 abgeschossen, dem Tag, an dem die Schlacht um Verdun begann.]]
Große technische Fortschritte bewirkte der Ausbruch des Weltkrieges 1914. Allerdings nutzte nur Deutschland während der Kriegszeit in größerem Umfang Militärluftschiffe für den Luftkrieg über Land und See. Alle anderen Nationen verwendeten ihre Luftkreuzer hauptsächlich bei der Marine.
Die USA hatten in der Zeit von 1919 (?) bis 1933 insgesamt 31 Prallluftschiffe sowie ein halbstarres Luftschiff für das Heer im Dienst, danach wurden alle Schiffe an die Marine abgegeben. Italiens 18 Heeresschiffe (so genannte Kielluftschiffe) kämpften fast ausschließlich bei der Marine. Auch die Briten gliederten ihre sechs dem Heer zugeteilten Prallluftschiffe bei Kriegsausbruch der Marine an. Insgesamt waren während des Krieges rund 300 nichtstarre Luftschiffe in Dienst, die vor allem für die Seeüberwachung und als Eskorte für Handelsschiff-Konvois erfolgreich arbeiteten.
Die bekannteste Persönlichkeit in der Luftschifffahrt war und ist der Luftschiffpionier Ferdinand Graf von Zeppelin, der die Entwicklung von Starrluftschiffen vorantrieb, welche deshalb nach ihm Zeppeline genannt werden. Durch die Verwendung eines starren Skeletts konnten wesentlich größere Luftschiffe gebaut werden, die insgesamt eine größere Nutzlast tragen konnten und einen größeren Einsatzradius hatten. Zeppelins erstes Luftschiff LZ1 stieg am 2. Juli 1900 zu seiner Jungfernfahrt auf.
Die größte deutsche Konkurrenz der Firma Luftschiffbau Zeppelin GmbH war die Firma Luftschiffbau Schütte-Lanz in Mannheim, 1909 gegründet von Johann Schütte. Das erste Schiff SL1 stieg 1911 auf. In vielen Bereichen den Zeppelin-Luftschiffen technisch voraus, konnte das System Schütte-Lanz jedoch nie Zeppelins Erfolge feiern. Schütte-Lanz belieferte ausschließlich das deutsche Militär. Nach dem ersten Weltkrieg mussten wegen des Versailler Vertrages alle Luftschiffhallen des Deutschen Reiches abgerissen bzw. als Reparationen abgeliefert werden. Das (unter anderem) bedeutete das Aus für Schütte-Lanz als Luftschiffbauer. Die Firma übertrug jedoch ihre gesammelte Erfahrung im Sperrholzbau auf andere Geschäftsfelder und besteht noch heute.
Zwischen den beiden Weltkriegen entwickelte sich die Verkehrsluftschifffahrt. Es hatte bereits vor dem Krieg Versuche gegeben, regelmäßige Flüge zwischen verschiedenen europäischen Städten anzubieten. Zu diesem Zweck war bereits 1909 die erste Fluggesellschaft der Welt gegründet worden. Die DELAG betrieb Zeppelin-Luftschiffe im Verkehrsdienst.
Die erste Atlantiküberquerung eines Luftschiffes gelang vom 2 bis 13. Juli 1919 dem britischen R34. Für den Hinweg von Schottland nach New York benötigte es 108 Stunden und für den Rückweg nur 75 Stunden, da der Rückenwind genutzt wurde.
Die amerikanische ZR-1 „USS Shenandoah“ war 1923 das erste Luftschiff mit einer Heliumfüllung. Es war zwar für Wasserstoff als Traggas konstruiert worden, jedoch entschied man sich nach mehreren aufeinanderfolgenden Unfällen mit anderen Luftschiffen bzw. Blimps, das damals nur begrenzt verfügbare unbrennbare Helium zu verwenden.
1926 überfuhr Umberto Nobile im Luftschiff Norge gemeinsam unter anderem mit Roald Amundsen den Nordpol. Sie verloren jedoch das Rennen um die erste Nordpolüberquerung knapp gegen den Amerikaner Richard Byrd, der nur drei Tage vorher mit einem Flugzeug über den Pol geflogen war.
ZMC-2 war ein 1929 gebautes Ganzmetall-Luftschiff. Die Hülle bestand aus vernietetem 0,24 mm dickem Duraluminiumblech. Die Konstruktion war selbsttragend. Es blieb jedoch trotz des innovativen und vielversprechenden Konzepts bei nur einem Prototyp. Das Schiff wurde nach Erreichen der berechneten etwa 10jährigen Betriebsdauer und störungsfreiem Betrieb in der US-Marine planmäßig abgewrackt.
Die größten Luftschiffe überhaupt waren LZ129 „Hindenburg“ und ihr Schwesterschiff LZ130 „Graf Zeppelin II“ mit 245 Metern Länge, einem Rumpfdurchmesser von über 40 Metern und einem Fassungsvermögen von rund 200.000 Kubikmetern Wasserstoff-Traggas. Die Hindenburg konnte 50 Passagiere über eine Strecke von 17.500 Kilometern befördern. Am 6. Mai 1937 ging die Hindenburg bei der Landung in Lakehurst, USA in Flammen auf, 22 Besatzungsangehörige, 13 Passagiere und ein Mann vom Bodenpersonal starben. Es wird allgemein angenommen, dass eine starke elektrostatische Aufladung der Hülle zu einem Hüllenbrand führte. Dieses Unglück und der sich anbahnende Zweite Weltkrieg läuteten das Ende der Starrluftschifffahrt ein.
Auch im Zweiten Weltkrieg wurden Militärluftschiffe als Seeaufklärer und zur Bewachung von Konvois gegen feindliche (meist deutsche) U-Boote auf See eingesetzt.
Das amerikanische Militär setzte bis in die 1960er Jahre Prallluftschiffe zur Radar-Seeraum-Überwachung und zur U-Boot-Jagd ein. Die Entwicklung von leistungsfähigeren Langstrecken-Flugzeugen setzten dem planmäßigen Einsatz vorläufig ein Ende.
Prallluftschiffe fanden und finden vor allem als Werbeträger bei Großveranstaltungen und für Rundfahrten Verwendung. Besonders bekannt wurden die Goodyear-Luftschiffe.
Aus Heißluftballonen abgeleitet wurden Heißluft-Luftschiffe. Sie kommen vor allem als Werbeträger zum Einsatz. Sie sind relativ klein, dafür aber auch ohne Probleme mit einem Fahrzeug transportierbar, da ihre Ballonhülle zusammengefaltet werden kann. Da sie kein spezielles Traggas enthalten, sondern nur den Dichteunterschied zwischen warmer und kalter Luft nutzen, können sie ohne finanzielle Verluste durch Ablassen des Gases auf- und abgebaut werden. Sie sind jedoch ähnlich wie Ballons reine Schönwetterfluggeräte.
Kleine ferngesteuerte Luftschiffe dienen als Werbeträger etwa bei Ausstellungen innerhalb und außerhalb von Gebäuden, größere unbemannte Schiffe werden beispielsweise für Luftbildaufnahmen verwendet. Sie bieten auch die Möglichkeit andere Sensoren mitzuführen.
Erst um die Jahrtausendwende wurden wieder größere Luftschiffprojekte in Angriff genommen. So fliegt seit 2000 der Zeppelin NT regelmäßig Touristen über den Bodensee. An der Ausweitung seiner Einsatzrolle wird gearbeitet, es gibt Überlegungen, eine Version für 30 Passagiere zu bauen.
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