Arbeitslosigkeit
Dieser Artikel wird gerade überarbeitet - bitte Historie und Diskussion beachtenAls arbeitslos, korrekter erwerbslos bezeichnet man eine Person, die eine bezahlte Tätigkeit, die auf einem Arbeitsverhältnis beruht, anstrebt, aber keine Arbeit findet.
Dabei muss man zwischen der registrierten Arbeitslosigkeit und der verdeckten Arbeitslosigkeit (Stille Reserve) unterscheiden. Die registrierte Arbeitslosigkeit umfasst jene Personen, die sich (in Deutschland) bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet haben und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Zur Stillen Reserve zählen Personen, die unter bestimmten Bedingungen zwar eine Arbeit aufnehmen würden, sich aber nicht bei der Arbeitsagentur gemeldet haben.
Nach ihrer (mutmaßlichen) Dauer kann man Arbeitslosigkeit unterscheiden in:
Bei der Suche nach den Ursachen der Arbeitslosigkeit muss man zwischen gesamtwirtschaftlichen und individuellen Gründen unterscheiden. Gesamtwirtschaftlich entsteht Arbeitslosigkeit vereinfacht gesagt immer dann, wenn die Nachfrage nach Arbeitskräften (aus welchen Gründen auch immer) geringer ist als das Angebot. Welche Personen von Arbeitslosigkeit betroffen sind, hängt von deren individuellen Merkmalen ab (Qualifikation, Alter, Gesundheitszustand ...).
Da Arbeitslosigkeit gesamtwirtschaftlich letztlich ein Marktungleichgewicht darstellt, kann dieses idealtypisch nur abgebaut werden, wenn es zu Preisänderungen auf dem Markt kommt, indem sich also der Lohn verändert. Bei einem Überangebot an Arbeitskräften müsste der Lohn so lange sinken, bis die Nachfrage nach Arbeitskräften zugenommen hat, bis Angabeot und Nachfarge übereinstimmen. Dieser Preismechanismus funktioniert aber aus mehreren Gründen auf dem Arbeitsmarkt nicht:
Formen der Arbeitslosigkeit
Ursachen der Arbeitslosigkeit
Allerdings dürfen die Löhne bzw. die Lohnkosten nicht allein für die Arbeitslosigkeit verantwortlich gemach werden. Auch staatliche Regulierungen können einen Ausgleich auf dem Arbeitsmarkt verhindern, wenn sie z.B. das Entstehen neuer Unternehmen - z.B. im Dienstleistungssektor - an Stelle schrumpfender Branchen, also den Strukturwandel behindert.
Konjunkturell entsteht Arbeitslosigkeit auch durch einen temporären Nachfragemangel. Verscheidentlich wird fehlende Nachfrage auch langfristig, z.B. aufgrund von Sättigung, für Arbeitslosigkeit verantwortlich gemacht. Allerdings lassen sich Sättigungserscheinungen zwar für einzelne Produkte begründen, kaum aber generell, weil beständig neue Güter und Dienstleistungen entstehen.
Häufig als Ursachen der Arbeitslosigkeit genannt werden der weltweiter Wettbewerb zwischen Arbeitskräften, das Outsourcing oder die Globalisierung im Allgemeinen. Sie führen aber nur dann zu Arbeitslosigkeit, wenn die Arbeitsmärkte nicht flexibel genug sind, um darauf zu reagieren oder wenn die Produktionsfaktoren immobil sind.
Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit müssen an deren Ursachen ansetzen. Soweit Löhne rigide sind, fand seit den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Idee große Verbreitung, dass eine höhere Inflation helfen könne, die Arbeitslosigkeit zu senken. Steigen die Löhne langsamer als die Inflationsrate, kommt es zwar weiter zu Nominallohnzuwächsen, aber zu einem Reallohnrückgang, womit die Lohnrigidität aufgelöst würde (sog. Phillips-Kurve). Allerdings bewährte sich eine solche Politik nicht, u.a. weil Löhne zum Teil auch real rigide sind, da die Gewerkschaften die Inflationsrate bei ihren Lohnforderungen berücksichtigen.
Andere:
Die Arbeitslosigkeit hat für den Betroffenen zum einen eine politisch-gesellschaftliche Dimension (Politik). Er weist der Regierung die Schuld für seine Situation zu, was oft (durch empirische Untersuchungen bestätigt) dazu führt, dass der Betroffene sich der Wahl enthält oder gar mit rechtsradikalen Parteien sympathisiert. Desweiteren hat ein Arbeitsloser nur eine geringe politische Interessenvertretung (siehe auch: Disparitätenthese).
Weiterhin gibt es die sozial-psychologische Dimension der Arbeitslosigkeit. Man kann bei den Betroffenen vier Phasen beobachten. Als erstes setzt der Schock ein. Er kann nicht fassen, dass ihn das Problem Arbeitslosigkeit unmittelbar betrifft. Nach ca. einer Woche folgt dann der Optimismus. Der Betroffene macht sich Mut. Er glaubt schnell wieder Arbeit zu finden, weil er schließlich auch vorher angesehen im Berufsleben stand. Nach einigen Absagen und schlechten Vorstellungsgesprächen folgt dann die Phase des Pessimismus. Der Arbeitslose stellt fest, dass er keine Stelle findet; er zweifelt an sich selbst. Die letzte Phase, die bei Langzeitarbeitslosen zu beobachten ist, ist die Resignation. Der Betroffene gibt auf, weil er keine Aussicht mehr auf Arbeit hat. Denn umso länger er arbeitslos ist, desto weniger wird er überhaupt zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.
Die dritte ist die finanzielle Dimension. Der Betroffene muss extreme Einschränkungen in Kauf nehmen, was ihm oft auch peinlich ist, da in einer Leistungsgesellschaft immer noch Leistung an Einkommen und Reichtum gemessen wird. Erhält man nur ein steuerfreies Existenzminimun, so kann man auch soziale Kontakte nur bedingt pflegen. Als Beispiel sei ein Geburtstag genannt, auf dem der Arbeitslose nicht mehr so viele Freunde einladen kann. Oft vereinsamen Arbeitslose auch durch ihre Situation, da sie keine Arbeitskollegen mehr haben.
Eine andere Dimension der Arbeitslosigkeit ist diejenige der Gesamtkosten für den Staat.
Dazu zählen die Verwaltungskosten der Bundesagentur für Arbeit sowie die über sie gezahlten Arbeitslosengeld/Beiträge, das Wohngeld, Sachleistungen und die psychosoziale Betreuung.
Davon zu unterscheiden sind die Erwerbslosenzahlen des Statistischen Bundesamtes. Dieses ermittelt einmal im Jahr die Zahl der Erwerbslosen per Umfrage. Diese Zahl, meist der Wert für April oder Mai, wird dann monatlich aufgrund der Daten der Bundesagentur für Arbeit neu geschätzt und so fortgeschrieben. Im Gegensatz zu den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sind hier auch nicht gemeldete Arbeitssuchende erfasst. Deshalb liegt die Erwerbslosenzahl für Jüngere, die oft keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, meist höher als die entsprechende Arbeitslosenzahl. Andererseits gilt nicht als erwerbslos, wer mehr als eine Stunde in der Woche arbeitet (Arbeitslose: über 15 Stunden). Zudem fallen hier die Erwerbslosen heraus, die Leistungen beziehen, aber kein Interesse an einer Arbeitsaufnahme haben. Vor allem aufgrund der restriktiven Definition (weniger als eine Stunde Arbeit pro Woche) liegt die Erwerbslosenzahl insgesamt meist niedriger als die Arbeitslosenzahl. Für die Erwerbslosenquote wird ebenfalls die Zahl der zivilen Erwerbstätigen als Basis verwendet. Diese wird monatlich aktualisiert.
Beide Zahlen unterscheiden zwischen der saisonbereinigten und der nicht saisonbereinigten Arbeitslosenzahl. Bei der saisonbereinigten Zahl wird versucht, jahreszeitliche Einflüsse wie die Winterarbeitslosigkeit herauszurechnen. Daher liegt die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl im Winter niedriger, im Sommer höher als die aktuelle Zahl. Die Berichterstattung in den Medien konzentriert sich vor allem auf die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl beziehungsweise -quote.
Ansatzpunkte zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
    Ein massives Vorbeugen gegen Kapitalflucht wäre allerdings Voraussetzung.Dimensionen der Arbeitslosigkeit
Arbeitslosen- und Erwerbslosenzahlen
In Deutschland sind vor allem zwei Zahlen von Bedeutung. Dieses ist zum einen die Arbeitslosenzahl beziehungsweise die Arbeitslosenquote der Bundesagentur für Arbeit. Diese weist die Zahl der bei der Bundesagentur gemeldeten Arbeitslosen aus. Die entsprechende Arbeitslosenquote bildet sich aus der Arbeitslosenzahl, geteilt durch die Bezugsgröße. Diese Bezugsgröße sind die in Deutschland gemeldeten zivilen Erwerbstätigen. Daneben wird auch eine Quote ausgewiesen, die sich auf die abhängigen zivilen Erwerbstätigen bezieht, in der also die Selbständigen nicht berücksichtigt werden. Diese Bezugsgröße wird einmal im Jahr, meist im April oder Mai, angepasst. Aktuelle Zahlen: Arbeitslosenquote in Deutschland für Mai 2004
Bundesland | Erwerbslose Mai 2004 | Erwerbslosenquote Mai 2004 |
---|---|---|
Sachsen-Anhalt | 259.627 | 20,1 % |
Mecklenburg-Vorpommern | 177.765 | 19,9 % |
Brandenburg | 248.631 | 18,6 % |
Sachsen | 393.391 | 17,8 % |
Berlin | 299.727 | 17,7 % |
Thüringen | 204.351 | 16,6 % |
Bremen | 42.156 | 13,2 % |
Nordrhein-Westfalen | 892.020 | 10,2 % |
Hamburg | 83.970 | 9,7 % |
Schleswig-Holstein | 131.684 | 9,4 % |
Niedersachsen | 362.076 | 9,2 % |
Saarland | 44.992 | 9,0 % |
Hessen | 246.697 | 8,0 % |
Rheinland-Pfalz | 150.021 | 7,4 % |
Bayern | 423.665 | 6,5 % |
Baden-Württemberg | 332.373 | 6,1 % |
Ostdeutschland | 1.583.492 | 18,3 % |
Westdeutschland | 2.709.654 | 8,2 % |
Deutschland | 4.293.146 | 10,3 % |
Quelle: Bundesagentur für Arbeit,Statistisches Bundesamt Deutschland
Die Einfärbung der Tabelle erfolgt in 4-Prozent-Schritten.
Nachfolgende Üebrsicht sollte über kurz oder lang in eine Wikipedia-Tabelle umgearbeitet werden!
Arbeitslosenquote nach Kantonen der Schweiz, Jahresdurchschnitt
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003
Total 0,5 1,1 2,5 4,5 4,7 4,2 4,7 5,2 3,9 2,7 1,8 1,7 2,5 3,7
Zürich 0,3 0,7 2,1 4,1 4,5 4 4,3 5,2 4,2 2,9 1,8 1,7 3 4,5
Bern 0,3 0,6 2 3,9 4,1 3,5 3,9 4,4 2,9 1,9 1,3 1,2 1,8 2,8
Luzern 0,3 0,7 1,9 3,6 3,6 3,2 4 4,3 2,9 1,9 1,3 1,2 2 3,1
Uri 0 0,2 0,8 1,6 1,6 1,6 2,3 2,4 1,5 1 0,5 0,4 0,7 1,1
Schwyz 0,1 0,4 1,2 2,4 2,3 2 2,9 2,8 2,1 1,5 0,7 0,6 1,2 2,1
Obwalden 0,1 0,3 0,8 2 2 1,7 2,1 2,3 1,4 0,6 0,4 0,5 1 1,6
Nidwalden 0,2 0,4 1,8 3,1 2,7 2,1 2,5 2,6 1,5 0,6 0,4 0,6 1,1 1,9
Glarus 0,1 0,4 1,3 2,3 2 2 3,3 2,9 2 1,5 0,9 0,7 1,6 2,3
Zug 0,3 0,7 2 3,8 3,5 2,8 3,4 3,9 3,1 2,3 1,1 1,4 2,7 3,6
Freiburg 0,5 1,1 2,6 5 5,9 5,2 4,8 4,7 3,7 2,5 1,5 1,3 1,8 2,7
Solothurn 0,2 0,7 2,5 4,6 4,4 3,5 4,6 6 3,7 2,5 1,6 1,4 2,3 3,3
Basel-Stadt 1,2 1,9 3,6 5,5 5,7 4,9 4,7 4,9 3,7 2,5 2,1 2,2 3 4,3
Basel-Landschaft 0,7 1 2 3,4 3,6 3 3,4 3,7 2,6 1,8 1,4 1,4 1,9 2,9
Schaffhausen 0,6 1,3 2,5 4,3 4,2 3,8 4,5 5,3 4,1 2,8 1,7 1,6 2,3 3,1
Appenzell Ausserrhoden 0,2 0,5 1,5 2,8 2,6 1,9 2,3 2,5 1,4 0,9 0,8 0,9 1,6 2,1
Appenzell Innerrhoden 0 0,3 0,9 1,6 1,2 0,8 1,5 1,9 0,8 0,5 0,3 0,3 0,8 1,4
St. Gallen 0,3 0,8 2 3,4 3,3 2,8 3,5 4 2,8 2,2 1,4 1,3 2,1 3
Graubünden 0,3 0,4 0,9 1,8 1,9 2 2,6 3,2 2,5 1,6 1 1 1,4 2
Aargau 0,2 0,5 1,6 3,4 3,3 2,9 3,8 4,7 3 2,1 1,4 1,2 2,1 3,3
Thurgau 0,2 0,5 1,5 2,9 3 2,6 3,5 4,3 3,2 2 1,2 1,2 2 2,9
Tessin 1,5 2,4 4,4 6,3 6,5 6,7 7,6 7,8 6,3 4,4 3,1 2,6 3,5 4,2
Waadt 0,7 1,8 4 6,9 7,5 7 7,3 7,2 5,6 4,1 2,9 2,7 3,3 4,6
Wallis 0,9 1,7 3,6 6,5 7,4 7 6,7 6,9 4,7 3,5 2,2 2,1 2,6 3,4
Neuenburg 1,1 2,4 4,6 6,3 6,5 5,8 5,5 6,3 5,3 3,9 2,3 2,1 3,3 4,4
Genf 1,2 2,7 4,7 7,2 7,6 6,9 6,8 7,8 6,1 5,1 4,1 4 5,1 6,5
Jura 0,7 1,9 3,6 5,9 6,4 5,4 6,2 6,6 3,9 2,8 1,9 2 3,6 4,8
Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (http://www.seco-admin.ch)
Bedeutung der Arbeitslosigkeit
Nicht nur der Einzelne ist zur Deckung seiner Lebensverhältnisse auf Arbeit angewiesen, auch die Gesellschaft, die duch die feingliedrige Arbeitsteilung ihren kulturellen Stand erhalten und verbessern kann, braucht den Beitrag der Arbeit aller seiner Glieder.
Die Organisation der Arbeit prägt die gesamten Lebensverhältnisse der Gesellschaft. Nur ein sehr geringer Teil der Bevölkerung verfügt über die ausreichenden Mittel, seinen eigenen Lebensunterhalt dauerhaft zu sichern. Aus diesem Grund ist für die meisten Menschen ein Leben ohne Arbeit nicht zu realisieren, denn die Sicherung der eigenen Existenz und ggf. auch die der unterhaltspflichtigen Angehörigen setzt Erwerbsarbeit voraus.
In der deutschen Philosophie (Hegel, Kant, Herder, Johann Gottlieb Fichte) wurde Arbeit zur Existenzbedingung und sittlichen Pflicht erklärt." Arbeite um zu leben" oder "Lebe um zu arbeiten" In neuerer Zeit dann oftmals auch mit etwas mehr Klassenbewusstsein.
''Reicher Mann und armer Mann
''standen da und sah’n sich an.
''Und der Arme sagte bleich:
''Wär’ ich nicht arm, wärst du nicht reich.
Bertolt Brecht
Marxistische Betrachtung der Arbeitslosigkeit
Nach marxistischer Auffassung ist gesellschaftliche Arbeitslosigkeit für den Kapitalismus notwendig. Die Arbeitslosen stellen demnach ein Druckmittel für die Kapitalisten dar, indem sie zur Konkurrenz für die arbeitende Bevölkerung werden. Sie bilden die "industrielle Reservearmee" (Karl Marx, MEW 23, 664) auf die die Klasse der Kapitalisten jederzeit zugreifen kann.
Die Konkurrenz der Kapitalisten untereinander zwingt den individuellen Arbeitgeber seine Produktivität zu steigern. Maschinen, technologischer Fortschritt und Rationalisierung im Arbeitssektor ermöglichen ihn das. Die Folge ist Erhöhung der Arbeitslosigkeit.
Im Kapitalismus ist auch eine "Arbeiter-Überbevölkerung" (K. Marx), eine Überschussbevölkerung (die Arbeitslosen), systeminnewohnend, denn der Widerspruch im Kapitalismus, dass der Kapitalist möglichst viel Arbeiter braucht um möglichst viel zu produzieren (also einen ständigen Zugriff auf Arbeitskräfte haben muss) und zugleich möglichst wenig Arbeiter einstellen muss, um möglichst billig zu produzieren, macht dies notwendig: "Es liegt in der Natur des Kapitals, einen Teil der Arbeiterbevölkerung zu überarbeiten und einen anderen zu verarmen." (K. Marx, Theorien über den Mehrwert, MEW 26.3, 300)
Verwandte Themen: Arbeitsmarkt, Sozialrecht, Hartz-Konzept, Agenda 2010, Armut, Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe, New Work, Minijob; Midijob
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