Islamische Expansion
Dieser Artikel behandelt die Eroberungspolitik der Araber von der Mitte der 630er Jahre an und die weitere Ausdehnung des Islam bis ins 8. Jahrhundert hinein. Der Schwerpunkt dieses Artikels liegt auf der militärischen Expansion. Die wissenschaftliche und kulturelle Entwicklung wird im Artikel Blütezeit des Islam dargestellt.
Bis zum Tod des Propheten Muhammad 632 erstreckte sich der islamische Machtbereich im Wesentlichen auf die arabische Halbinsel. Dies traf aber kaum auf die Randgebiete der beiden großen Nachbarn der Araber zu: Byzanz und das Persien der Sassaniden.
Beide Reiche hatten sich in Hinsicht auf ihre Grenzverteidigung auf arabische Stämme verlassen. Doch hatte der sassanidische Großkönig Chosrau II das Reich der Lakhmiden, deren Hauptstadt Hira im Südirak gewesen ist, bereits um 602 beseitigt. Die Byzantiner stützten sich auf die christlichen Ghassaniden, die südlich von Damaskus residierten. Doch waren sowohl Byzanz als auch vor allem Persien vom Krieg erschöpft, den sich beide bis 628 geliefert hatten (siehe dazu Herakleios).
Ein bereits von Mohammed entsandtes Heer war allerdings 629 geschlagen worden.
Erst nach seinem Tod sollte die große Phase der arabisch-islamischen Expansion beginnen.
Es folgte nun die Eroberung von Damaskus, dessen Bevölkerung jedoch geschont wurde. Der Kapitulationsvertrag der Stadt, wonach die Bevölkerung eine Kopfsteuer zu entrichten hatte, aber ansonsten weitgehend ungestört blieb, sollte Modellcharakter erhalten.
Im August 636 erfolgte die schicksalshafte Schlacht von Yarmuk im heutigen Jordanien. Die byzantinschen Truppen, zwar in der Überzahl, jedoch völlig erschöpft vom Marsch, wurden vernichtend geschlagen, womit das Schicksal Syriens und Palästinas besiegelt war.
638 kapitulierte das völlig isolierte Jerusalem, während die Hafenstadt Caesarea, die Heimat Prokops, sich dank der Flotte noch bis 640 halten konnte. Den Arabern stand nun keine Feldarmee mehr im Weg so dass sie nach Ägypten vorstießen, wo sie im Juli 640 die Byzantiner in der Nähe des heutigen Kairo schlugen. Alexandria, die Weltstadt des Hellenismus, fiel endgültig 642 in ihre Hände.
Im Norden überrannten sie Armenien bis in die 650er Jahre, während in Kleinasien die Gebirgskette des Tauros ein schnelles Vordringen verhinderte.
In Nordafrika kämpften sich die Araber bis nach Marokko vor. Das byzantinische Karthago vermochte sich jedoch bis 697 zu halten, denn auch die Berber bekämpften die Araber, wie sie vorher auch die Byzantiner bekämpft haben. Doch für Byzanz blieb entscheidend, dass sie mit ihren vorderorientalischen Besitzungen zwei Drittel ihres Territoriums und gut die Hälfte der Bevölkerung verloren hatten.
Byzanz brauchte Jahrzehnte, um sich von diesem Schock zu erholen und wieder in die Offensive zu gehen. Doch blieb der Verlust endgültig.
Zahlreiche Flüchtlinge strömten jedoch in die byzantinschen Gebiete und stärkten somit langfristig das Kaiserreich.
Etwa gleichzeitig mit der Invasion der byzantinischen Besitzungen begann auch die Eroberung des sassanidischen Reichs. In Mesopotamien kamen die Araber schnell voran, da der Puffer durch die persischen Vasallenstämme nach dem Ende der Lakhmiden weggefallen war. Besonders die Macht- und Bruderkämpfe der Sassaniden schwächten deren Widerstandsvermögen. Zwischen 628 - 633 regierten 14 verschiedene Herrscher, darunter 2 Frauen.
Bei Qadisija im Südirak kam es 636 zur Entscheidungsschlacht. Der Reichsfeldherr Rustam kam dabei ums Leben und den Arabern fiel das weitgehend nicht-persische Mesopotamien samt der sassanidischen Hauptstadt Ktesiphon in die Hände. Die Abwehrmaßnahmen der Perser verliefen zunächst unkoordiniert, später verstärkte sich der Widerstand. Besonders im persischen Herzland kamen die Araber nur langsam voran. 642 entschied sich jedoch das Schicksal der Sassaniden. Bei Nihawend kam es zur Schlacht, welche die Perser verloren. Der letzte Sassanide Yazdgard III zog sich in den äußersten Nordosten nach Merw zurück.
Doch brach der organisierte Widerstand bald zusammen und die persischen Adligen verständigten sich mit den Invasoren. 651 wurde Yazdgard III. von einem Untergebenen getötet. Versuche seines Sohnes Peroz, die Macht mit chinesischer Hilfe wieder zu erringen, scheitern. Das Sassanidenreich, und damit die letzte Reichsbildung des Alten Orients, verschwand somit von der Bühne der Weltgeschichte.
Die Araber versuchten sich unter dem Kalifen Umar Ibn al-Chattab als Seemacht und trafen damit den Lebensnerv von Byzanz. Es folgt eine neue Eroberungswelle. Zypern und Rhodos gingen verloren und 654/55 besiegten sie die Byzantiner bei mehreren Seegefechten.
674 bis 678 belagerten sie Konstantinopel, ohne daß ihnen die Einnahme gelang. Damit war der arabisch-islamische Vorstoß im Nordwesten beendet. Die Ressourcen waren überstrapaziert.
Im Westen gelang dagegen die Eroberung der nordafrikanischen Küstenlinie und 711 landeten arabische Truppen unter dem muslimischen Berber (Mauren) Tariq Ibn Ziyad bei Gibraltar (Berg des Tariq) in Spanien.
Die Westgoten wurden im Juli 711 bei Xeres de la Frontera geschlagen.
725 war Spanien gefallen, von westgotischen Enklaven im Norden abgesehen. Ein arabischer Vorstoß in das Frankenreich wurde durch Karl Martell 732 bei Poitiers und Tours gestoppt.
Im Osten erreichen die Araber bis 712 die Grenzen Chinas und Indiens. In Transoxanien gelingt der Sprung in die türkischen Besitzungen und deren langsame und folgenschwere Islamisierung. Bald unternehmen die Araber auch erste Vorstöße nach Sind (Nordwestindien). Damit kam die erste große und entscheidende Phase der arabisch-islamischen Expansion zum Stillstand. Nun begann die innere Konsolidierung des neuen Reiches, auf die hier nicht näher eingegangen wird.
Die Gründe für dieses einmalige historische Phänomen (es ist höchstens mit dem Alexanderzug und den mongolischen Eroberungen vergleichbar, wenn auch nur sehr entfernt), werden in der Forschung heiß diskutiert.
Tatsache ist, dass Byzanz und Persien vom langen Krieg sehr erschöpft waren. Zudem hatte man nicht mit einer derartigen religiösen Energie gerechnet, geschweige denn mit einer derartigen Invasion, wenn es auch einige Anzeichen gegeben hatte.
Weiter war die orthodoxe byzantinische Reichsregierung in Syrien und Ägypten nicht beliebt. Hier herrschte zum einen der Monophysitismus zum anderen spielte die ethnische (semitischee) Verwandtschaft zu den Arabern eine wichtigere Rolle,als die Beziehung zu den europäischen Griechen.
Außerdem genehmigten die Araber der unterworfenen Bevölkerung die Ausübung ihrer Religion gegen eine Kopfsteuer. Erst allmählich wurde die Bevölkerung islamisiert, sicherlich auch, weil sonst Aufstiegschancen kaum gegeben waren.
Schließlich war auch die byzantinische Armee nach den langen Kriegen gegen die Perser demobilisiert und benötigte eine lange Vorlaufzeit, um wieder aktiviert zu werden.Ausgangslage
Die arabische Eroberung der byzantinischen Besitzungen im Vorderen Orient
Im Herbst 634 rückte eine relativ starke Armee nach Palästina und Syrien vor. Sie konnte kleinere byzantinische Verbände schlagen, kam aber insgesamt nur schwer voran. Tatsächlich leisteten die byzantinischen Truppen erbitterten Widerstand. So forderte der Kalif Abu Bakr beim Kommandeur der Truppen im Südirak, al-Walid, dringend Verstärkung an: Beeilt euch! Beeilt euch! Denn bei Gott, die Eroberung eines Dorfes in Syrien kommt mich teurer zu stehen als eine ganze Provinz im Irak (zitiert nach B. Rubin). Mit ihrer Hilfe wurde der byzantinische Widerstand nun gebrochen. Kaiser Herakleios, der nicht mit einem Angriff von solcher Wucht aus der Wüste gerechnet hatte, sandte entschlossen stärkere Truppen nach Syrien, die jedoch Mitte 634 südwestlich von Jerusalem geschlagen wurden. Das Ende des sassanidischen Persiens
Das arabische Ausgreifen nach Europa und Zentralasien
Gründe für den Fall Persiens und die byzantinischen Gebietsverluste