Herakleios
Herakleios, lat. Heraclius, (* um 575; † 11. Februar 641) war vom 5. Oktober 610 bis zum 11. Februar 641 byzantinischer Kaiser. Er begründete die Dynastie der Herakliden, die bis zum Jahre 717 regierte.
Herkunft und Perserkrieg
Herakleios war vermutlich armenischer Abstammung. Sein Vater, Herakleios der Ältere, war unter Kaiser Maurikios General, bevor er zum Exarchen von Karthago ernannt wurde (im Prinzip ein Gouverneur mit weitreichenden militärischen und zivilen Befugnissen). Nach der Machtergreifung des Phokas kam es zur Kontaktaufnahme zwischen Dissidenten in Konstantinopel und Herakleios Vater. Am Ende marschierte ein Heer in Ägypten ein, während Herakleos, der Anstelle seines Vaters ging, 610 mit der Flotte nach Konstantinopel segelte. Phokas wurde entmachtet und auf grausame Art getötet. Herakleos gesamte Regierungszeit sollte von einem militärischen Abwehrkampf gegen äußere Aggressoren geprägt sein. Zuerst gegen die Sassaniden, die unter dem Großkönig Chosrau II 613 Damaskus und 614 gar Jerusalem eroberten, samt des Heiligen Kreuzes, später gegen die Araber. 619 gelang es den Sassaniden sogar, Ägypten und damit die Kornkammer des Reiches zu besetzen. Gleichzeitig kam es auf dem Balkan zu Kämpfen mit den Awaren.
Die Lage des Kaisers war so verzweifelt, dass er eine Zeitlang überlegt haben soll, die Hauptstadt aufzugeben und sich ins sichere Karthago zurückzuziehen. Nur auf Drängen des Patriachen Sergios blieb er und fasste nun einen kühnen Plan. Er wollte in die Offensive gehen und einem Scipio Africanus gleich den Feind in seinem eigenen Land schlagen. 622 verließ der Kaiser die Hauptstadt und begab sich nach Kleinasien und schließlich in den Kaukasus, wo er mit den Chazaren Kontakt aufnahm. Das besondere an dem Feldzug war, dass Herakleios ihn offenbar als eine Art Kreuzzug gegen die Feueranbeter auffasste (siehe Zarathustra). In der Zwischenzeit war Konstantinopel 626 von Awaren und Persern belagert worden, hatte sich jedoch Dank der Flotte halten können. Im Dezember 627 schlug Herakleos in der Schlacht bei Ninive die Perser vernichtend. Bald darauf wurde Chosrau II entmachtet und getötet. Die Perser mussten in einem Friedensvertrag alle besetzten Gebiete und das Kreuz Christi zurückerstatten. Doch war dies ein trügerischer Sieg. Byzanz war durch den Krieg ausgeblutet, während das Sassanidenreich faktisch kollabierte.
Der Einbruch der Araber und der Verlust der nahöstlichen Besitzungen
So ist es auch verständlich, dass die Araber leichtes Spiel hatten. 634 brachen sie in Syrien ein. Im Herbst 636 kam es zur Schlacht von Yamuk. Die arabischen Hilfstruppen des Kaisers gingen zum Feind über und die Schlacht endete mit einer Niederlage für die Byzantiner. Ergebnis war, dass den Byzantinern bis 642 nicht nur Syrien und Palästina, sondern auch Ägypten verloren ging. Es war der Beginn des großen Kräftemäßens, welches Byzanz bis zu seinem Untergang gegen die moslemischen Invasoren auszutragen hatte (erst die Araber, später die Türken). Herakleios war mit den Worten aus Antiochia abgereist: Lebewohl Syrien. Gleichzeitig wurde das Sassanidenreich von den Arabern erobert. Byzanz war auf die Stadt selber, Kleinasien, die Ägäis, Karthago (welches erst 697 fiel) und einige Küstengebiete in Griechenland (da dort auch die Slawen große Gebiete überrannt hatten) zusammengeschrumpft.
Zu Details siehe Islamische Expansion.
Innenpolitik
Innenpolitische hatte Herakleios schwer mit dem ungelösten Problem des Monophysitismus zu kämpfen. Kompromisslösungen (Ekthesis) schlugen fehl, und 613 hatte Herakleios, nach dem Tod seiner ersten Frau Fabia, seine Nichte Martina geheiratet. Damit hatte er sich dem Verdacht des Inzests ausgesetzt und war auch dadurch für Teile der Kirche diskreditiert. Auch bei der Nachfolge ergaben sich Probleme, da Martina ihren Sohn den Thron sichern wollte. Doch schließlich wurde beide Söhne (Heraklonas und Konstantin III) zu Kaisern erhoben, als Herakleios am 11.2.641 in Konstantinopel starb.
Fazit
Herakleios führte im Inneren des Reiches weitreichende Reformen durch, die für das byzantinisches Reich bis zu seinem Untergang prägend sein sollten. So verzichtete er auf die lateinische Titulatur Imperator und nahm statt dessen den griechischen Titel Basileus an. Denn schon längst war Latein nur noch die Sprache des Militärs und der Verwaltung, nicht aber des Volkes. Dieses war in Kleinasien, Syrien und Ägypten seit der Zeit Alexanders langsam, wenn auch meist nur oberflächlich, hellenisiert worden und war damit eher griechisch geprägt. Herakleios war ohne Zweifel ein großer Militär gewesen. Seine Tragik liegt darin begründet, dass er zwar das Reich vor den Sassaniden retten konnte, nicht mehr aber vor dem Ansturm der Araber, die von großen Teilen der mit ihnen verwandten semitischen Bevölkerung, die zudem mehrheitlich dem Monophysitismus anhing, in Syrien begrüßt wurden.
Literatur
Siehe auch den BBKL Artikel, der im Internet frei zugänglich ist: http://www.bautz.de/bbkl/h/herakleios_b_k.shtml
Vorgänger: Phokas | Liste der byzantinischen Kaiser |
Nachfolger: Konstantin III |