Hellenismus
Der Begriff Hellenismus (ca. 336-30 v. Chr.) wurde durch den deutschen Historiker Johann Gustav Droysen um die Mitte des 19. Jahrhunderts geschaffen. Es bezeichnet die Epoche von der Bildung der Diadochenstaaten nach dem Tod Alexander des Großen bis zu ihrer Einverleibung in das römische Weltreich.
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2 Merkmale der Epoche 3 Quellensituation 4 Literatur 5 Weblinks |
Nach dem Tod Alexanders des Großen warfen sich seine Generäle, die so genannten Diadochen, zu lokalen Machthabern auf (Diadochenkriege). Der anfänglich verfolgte Einheitsgedanke des Reiches wurde spätestens 301 v. Chr. aufgegeben, als in der Schlacht von Ipsos Antigonos I. Monophthalmos seinen Rivalen unterlag. Es kam schließlich nach 280 v. Chr. zur Bildung von drei Großreichen: das Ägypten der Ptolemäer, das syrisch-asiatische Großreich der Seleukiden und das Makedonien (einschließlich Teile Griechenlands) der Antigoniden.
Bis 220 v. Chr. spricht man von einem Gleichgewicht der Kräfte, danach jedoch schritten die Auflösungserscheinungen voran und Rom mischte sich in die Politik ein, so namentlich in Griechenland und im Konflikt der Seleukiden mit Ägypten. 168 v. Chr. wurde Makedonien von den Römern in vier Kleinstaaten aufgeteilt, 148 v. Chr. endgültig in eine römische Provinz verwandelt. So erging es auch dem Reich der Seleukiden (64/63 v. Chr.) und letztendlich Ägypten (30 v. Chr.).
Der Hellenismus umspannte einen gewaltigen Raum: Von Griechenland bis nach Indien, vom Schwarzen Meer bis nach Ägypten. Auch in Baktrien setzten sich die Griechen fest und etablierten dort das so genannte Gräko-baktrische Reich, welches nach knapp zwei Jahrunderten unter ging. Schwerpunkt der Handlungen während Hellenismus war aber der östliche Mittelmeerraum, auch wenn die Seleukiden immer wieder versuchten, ihre östlichen Besitzungen in Persien zu stabilisieren (siehe Antiochos III).
Die Zeit nach 280 war eine kulturelle Blütezeit, in der sich Mathematik, Philosophie und Kunst entfalten konnten, besonders, aber nicht nur, in Alexandria. Die Griechen in den hellenistischen Staaten waren allerdings immer in der Minderheit, während es immer mehr zu Konflikten mit der einheimischen Bevölkerung kam. So traten immer mehr interne Auflösungserscheinugen zu Tage, begleitet von einem Zerfall der Regierungsgewalt. Gleichzeitig gelang es den Reichen nicht, einen modus vivendi zu schaffen.
Kennzeichen dieser Geschichtsepoche ist die Hellenisierung: Die Durchdringung vor allem des Orients durch die griechische Kultur und im Gegenzug den Einfluss orientalischer Kultur auf die Griechen. Das Griechische war zu dieser Zeit Weltsprache, die so genannte Koiné (von koínos allgemein).
Die Hellenisierung der orientalischen Bevölkerung sorgte dafür, dass noch bis weit ins Mittelalter hinein wenigstens die städtische Bevölkerung Syriens und Kleinasiens Griechisch sprach (Ägypten bildet dabei einen Sonderfall).
Somit brachen die Griechen aus dem engen Raum der Polis aus, und es kam zu einer ersten Globalisierung. Tatsächlich überdauerten die kulturellen Traditionen des Hellenismus den politischen Zusammenbruch und wirkten noch Jahrhunderte in Rom und im Byzantinischen Reich fort.
Die Quellenlage zum Hellenismus ist mit die problematischste in der Alten Geschichte, da in weiten Teilen eine durchgehende Überlieferung fehlt. Somit ist man auf die Fragmente von Historikern (Polybios, Diodor) und auf archäologische Quellen etc angewiesen. Aus diesem Grund sind viele Sachverhalte umstritten, auch wenn im Großen und Ganzen ein Gerüst steht, welches jedoch komplexe Detailfragen aufwirft.
Geschichtlicher Grundriss
Merkmale der Epoche
Quellensituation
Literatur
Die klassische Darstellung ist Droysens Geschichte des Hellenismus, die inzwischen jedoch hoffnungslos veraltet ist. Neuere Darstellungen sind in englischer (Peter Green; Graham Shipley; Frank W. Walbank) und französischer (E. Will, Histoire politique du monde hellènistique) Sprache vorhanden. Im folgenden werden die wichtigsten deutschsprachigen genannt.Weblinks
Siehe auch: Diadochen, Diadochenkriege