Max Klinger
Max Klinger (* 18. Februar 1857 in Leipzig; † 4. Juli 1920 in Großjena bei Naumburg) war ein Bildhauer, Maler und Grafiker.
Table of contents |
2 Leben 3 Ehrungen 4 Werke 5 Ausstellungen 6 Nachlass 7 Literatur 8 Weblinks |
Als Bildhauer gilt er als 'deutscher Rodin', obwohl er stilistisch eine andere Richtung verfolgte. Er formulierte aus einer damals neuen archäologischen Erkenntnis ein eigenständiges bildhauerisches Programm. Demnach waren antike griechische Skulpturen, die den damaligen Bildhauerkanon prägten, gar nicht einfarbig weiß, wie sie in römischen Kopien vorlagen, sondern vielfarbig und aus verschiedenen Materialien gestaltet.
Klinger suchte nun ebenfalls die Ausdruckstärke seiner Bildnisse durch Kombination verschiedener Materialien, farbigen Marmor und Bronze, zu steigern.
Mit dieser Neubewertung der Antikerezeption und deren Einfluss auf die zeitgenössischen Kunst stand er in einer Linie mit Friedrich Nietzsche und Richard Wagner. Deren Vorstellung einer Gesamtkunst zeigte sich in der gattungsübergreifenden Inszenierung der Kunstwerke, d.h. Bildende Kunst in Verbindung mit Musik und Theater, Architektur und Design.
Bei Klingers Werk zeigte sich insbesondere die Verbindung zur Musik, Malerei und Bildhauerei. Einige seiner monumentalen Bildwerke führten über ihre architektonisch abgestimmten Bildrahmen hinaus.
Die Gemälde Klingers sind mit lebensgroßen und extrem naturalistischen Akteuren bevölkert, welche die häufig mythologischen und christlichen Themen in die Gegenwart des Betrachters holen. Nicht selten nahmen zeitgenössische Betrachter an dieser Kunstauffassung Anstoß. Die Ausstellung seines Gemäldes "Kreuzigung" löste 1893 in Dresden einen Skandal aus, weil Klinger in diesem Bild Christus völlig nackt zeigte. Der zeitgleiche Impressionismus spiegelt sich in seinen Werken jedoch nicht wider.
Klinger schuf seine herausragende Stellung innerhalb der Kunstrichtung des Symbolismus besonders in der so genannten "Griffelkunst", d.h. in seinem grafischen Werk.
Darin zeigten sich unterschiedliche Schwerpunkte:
Eine sozialkritische Sicht beweist Klinger in den Radierzyklen, "Dramen" und "Ein Leben" in denen er Lebensbedingungen der gesellschaftlichen Unterschichten in Tragödienform beschreibt. (Armut, Trunkenheit, Prostitution, ungewollte Schwangerschaft, Selbsttötung).
Die Stilzuweisung Symbolismus kann für das gesamte übrige grafische Werk gelten, in dem der Themenkreis von Sehnsucht, Leidenschaft, Liebe, Erotik und Tod, mal mehr mal weniger deutlich dargestellt und nicht selten selbstironisch behandelt wird. So werden die 'Helden' der Ovidischen Metamorphosen (z.B. Amor und Psyche, Narzissus uvm.) in Klingers Radierungen vor ihrem Schicksal (Verwandlung in Bäume, Ertrinken) gerettet. ("Armor und Psyche", "Rettung Ovidischer Opfer").
Sein Schaffen entsteht wie selbstverständlich für ein bildungsbürgerliches Publikum. Nur mit einer humanistischen Grundbildung sind seine Anspielungen zu verstehen. Doch sind die Inhalte mehr als nur ein intellektuelles Spiel einer kleinen Gesellschaftsschicht. Die Behandlung von Liebe, Erotik und Tod in ihrer verhängnisvollen Verknüpfung war genauso eine kritische Auseinandersetzung mit einer sexualitätsfeindlichen Doppelmoral und wie die Bekundung der Notwendigkeit einer Sozialgesetzgebung, die in den "Dramen" quasi angemahnt werden.
So beriefen sich Künstler des frühen 20. Jahrhunderts, wie Käthe Kollwitz, Ernst Barlach, Edvard Munch und Max Beckmann (Expressionismus) oder Max Ernst (Surrealismus) auf Max Klinger und nutzten direkte Bildzitate.
Doch als Vertreter einer bürgerlichen Kunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts erlangte er Ruhm und Erfolg entgegen des landläufigen Künstlermythos nur zu Lebzeiten und war schon kurze Zeit nach seinem Tod nur noch Spezialisten bekannt.
Der Dresdener Architekt Richard Steche empfiehlt 1874 Klinger dem Lehrer Anton von Werner in Berlin. Dieser lehnt ihn aber ab und verweist ihn an Karl Gussow in Karlsruhe. Er beginnt das Studium an der Kunstschule bei Karlsruhe; Klinger erregt zudem Aufmerksamkeit als Klavierspieler.
1875 setzte er seine Ausbildung an der Königlichen Akademie der Künste
in Berlin bei Karl Gussow fort, der durch Anton von Werner dorthin berufen
worden war. Künstlerisches Vorbild ist zu dieser Zeit ihm besonders
Adolph von Menzel. Beschäftigung mit der Lehre von Charles Darwin.
1876 Akademiezeugnis mit Prädikat "Außerordentlich" und die Silberne Medaille.
1877 Einjähriger freiwilliger Dienst in einem Infanterieregiment
1878 Erste Präsentation von Gemälden in der 52. Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste in Berlin: "Spaziergänger oder Der Überfall" (1878; Berlin, Staatliche Museen, Nationalgalerie); "Ratschläge zu einer Konkurrenz über das Thema Christus" (1877/78; Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett) und den Vorzeichnungen zur Paraphrase über den "Fund eines Handschuhs" 1878 Zeichnungen.
1879 Lebt seit April völlig zurückgezogen in Brüssel, wo er Schüler von Emile Charles Wauters wird. Werkauswahl: "Radierte Skizzen", Opus 1. "Rettungen Ovidischer Opfer", Opus II. "Caesars Tod".
1880 Kur in Karlsbad, ab Juni in München. Lektüre von Sakuntala und Urvasi. Ausstellung der Radierung: "Eva und die Zukunft" (Opus III).
1881 Atelier in Berlin. Beginn der Freundschaft mit Karl Stauffer-Bern, von dem sich Klinger aber wegen eines Prozesses gegen diesen 1889 distanziert.
Werkauswahl: "Intermezzi" (Opus IV), "Amor und Psyche" (Opus V), "Paraphrase über den Fund eines Handschuhs" (Opus VI).
1882 Aufsatz des dänischen Literaturhistorikers und Kritikers Georg Brandes, mit dem Klinger seit 1877/78 bekannt ist, in der Reihe "Moderne Geister" mit der ersten umfassenden Charakteristik Klingers. Werkauswahl: "Abend" (Darmstadt), "Die Gesandtschaft".
1883 Erhält durch Julius Albers seinen ersten großen Auftrag, die Dekorationen des Vestibüls seiner Villa in Steglitz bei Berlin auszuführen.
Bekanntschaft mit Alfred Lichtwark. Im Sommer Übersiedlung nach Paris, wo er isoliert lebt. Im Louvre besonderes Studium der Werke Goyas und Daumier. Zum Vorbild wird ihm aber vor allem Puvis de Chavannes. Herausgabe und Ausstellung der "Dramen" (Opus IX) für die er in München, Berlin und Paris Auszeichnungen und hervorragende Kritiken erhält.
Werkauswahl: "Vier Landschaften" (Opus VII), "Ein Leben" (Opus VIII).
1884 Intensive Arbeit an den Entwürfen und der Ausführung der Dekorationen in der Villa Albers.
Werkauswahl: Menzelgedenkblatt. Zum 50jährigen Jubiläum von Menzels Steindruckfolge "Künstlers Erdenwallen".
1885 nahm er seinen Aufenthalt in Paris. In Paris entstehen 1886 das
Gipsmodell zum "Beethoven-Denkmal" und die erste Konzeption der "Neuen
Salome". Ende Juli verlässt er Paris,
angeblich unter dem Druck einer damals inszenierten antideutschen Bewegung.
Italienreise. Besucht dabei auch die Steinbrüche von Carrara.
1887 Seit März wieder in Berlin, wo er Arnold Böcklin kennen lernt,
seit September in Leipzig. Gemälde: "Urteil des Paris"(1885/87; Wien, Neue
Galerie des Kunsthistorischen Museums), Radierung: "Eine Liebe" (Opus X.)
1888 Reise im Februar nach Rom. Lehnt die Mitarbeit an der künstlerischen Ausführung einer Grußadresse der in Rom lebenden Deutschen anlässlich des Rombesuches des Deutschen Kaisers ab.
1889 Reise nach Brüssel und Italien (Neapel, Paestum und Pompeji); Radierung: "Vom Tode I" (Opus XI)
1890 Italienreise. "Die blaue Stunde", "Pietà" (ehemals Dresden, Gemälde-Galerie; Kriegsverlust), "Am Strand" (München, Neue Pinakothek).
1891 München, anschließend in Italien; Wahl zum Ordentlichen Mitglied der Münchner Akademie; 1. Auflage seines theoretischen Werkes "Malerei und Zeichnung". Werkauswahl: "Die Kreuzigung Christi".
1892 Klinger wird Gründungsmitglied der Gruppe "XI" bestehend aus elf Künstlern gegen den "Verein Berliner Künstler". Werkauswahl: "Campagna (Die Quelle)" (Ehemals Dresden, Gemälde-Galerie; Kriegsverlust.)
1893 Atelierverlegung von Rom nach Leipzig. Marmorbüste: "Die neue Salome"
Seit 1894 war er Mitglied der Königlichen Akademie der Künste in Berlin.
Im gleichen Jahr Reise über Wien und nach Griechenland; Rückkehr über Süditalien; Anfang Dezember in Paris; "Brahmsphantasien" (Opus XII).
1895 Paris, London, Niederlande, Bonn. Bezug des neu gebauten Ateliers in Leipzig. Lehnt das Angebot einer Professur in Wien ab, weil ihm die Erfüllung seiner gestellten Bedingungen, fünf zusammenhängende Monate für die eigene Arbeit verwenden zu können, nicht garantiert werden kann. Marmorbüste "Kassandra".
1896 Tod des Vaters. Ausbau des Leipzigers Ateliers zum Präsentationsgebäude mit eigenen sowie Werken von Böcklin und Zeichnungen von Rodin und Menzel. Entwürfe zu Wandgemälden im Treppenhaus des Museums der bildenden Künste in Leipzig.
1897 wurde er zum Professor an der Akademie der graphischen Künste in Leipzig ernannt. Auch korrespondierendes Mitglied der neu gegründeten Wiener Secession; Gemälde "Christus im Olymp" provoziert öffentliche Polemik.
1898 lernte Klinger die Schriftstellerin Elsa Asenijeff (1867-1941) kennen; sie, die eigentlich Packeny hieß, wurde sein Modell und Lebensgefährtin wird; Reisen nach Wien und Italien sowie nach Paris.
1899 Pyrenäen und Griechenland auf der Suche nach Marmor für einige Auftragsarbeiten bereist.
Erklärt sich bereit 30.000 RM Kaution für den für Majestätsbeleidigung inhaftierten Heinrich Heine zu stellen.
1900 Paris; 07.09.: Geburt seiner Tochter Desiree in Paris, die bei einer Pflegemutter untergebracht wird. Protraitbüste "Elsa Asenijeff" (München, Neue Pinakothek)
1901 Gründungsmittglied des Villa-Romana-Vereins. Bronzebüste Franz Liszt (ehemals Leipzig, Gewand haus; Kriegsverlust).
1902 Rückkehr nach Leipzig; Vollendung der Großplastik (Bronze und Marmor) "Beethoven" (1885 -1902)
1903 Erwerb des Weinberghäuschens in Großjena bei Naumburg
1904 Vertragsabschluss über das Brahms-Denkmal für die Hamburger Musikhalle. Nach Italien, um Marmor zu kaufen. 22. November: Tod der Mutter. Radierung: Drama (vollendet 1904; Dresden, Staatliche Museen, Skulpturensammlung).
Gemälde: "Elsa Asenijeff im Abendkleid".
1907 Reise nach Paris und Spanien; Ausstellung des Gesamtwerkes im Leipziger Kunstverein
1909 "Die Blüte Griechenlands" Wandgemälde für die Aula der Leipziger Universität; Brahmsdenkmal; "Vom Tode IV' (Opus XIII)
1911 Gertrud Bock (1893 - 1932) wird Klingers Modell
1915 "Zelt I und IV" (Opus XIV)
1916 Bruch mit Elsa Asenijeff
19. Oktober: Schlaganfall; Vermählung mit Gertrud Bock.
Am 4. Juli 1920 starb Max Klinger in Großjena bei Naumburg.
In Leipzig wurde eine Straße (Klingerweg), ein Park (Klingerhain), eine Brücke (Klingerbrücke) sowie seit 1927 ein Gymnasium (Max-Klinger-Schule) nach ihm benannt. Auch sein Geburtshaus, das Klingerhaus in der Innenstadt erinnert an ihn.
Der schriftliche Nachlass liegt als Geschenk der Enkelin seit 1984 im
Archiv für Bildende Kunst im Germanischen Nationalmuseum.
Beurteilung
Leben
Klinger wurde am 18. Februar 1857 als zweiter Sohn des Seifensieders Heinrich Louis Klinger und dessen Ehefrau Auguste Friederike Eleonore (geb. Richter) in Leipzig geboren.
1863-67 besuchte er die Bürgerschule in Leipzig; sonntags besuchte der doe Zeichenschule Brauer.
1867-73 ging er auf die Realschule in Leipzig.Ehrungen
Ausstellungen
Nachlass
Literatur
Ausstellungskataloge
Weblinks