Dezimalklassifikation
Als Dezimalklassifikation bezeichnet man eine universelle Systematik zur Einteilung und Beschreibung von Wissen, das von Leibniz (1646-1716) für Herzog August entwickelt wurde. Lebniz war dort als Hofhistoriograf angestellt und für die Herzog-August-Bibliothek in Hannover und Wolfenbüttel zuständig, für die er die Dezimalklassifikation erstmals einsetzte.Die Dezimalklassifikation basiert auf dem Dezimalsystem und teilt Wissen in zehn (Grund-) Kategorien ein, die jeweils in zehn Unterkategorien gegliedert werden; die Unterkategorien werden wiederum in jeweils zehn Unter-Unterkategorien aufgeteilt usw.; dieses Klassifikationsschema ist – im Gegensatz zu späteren Systemen – nicht genormt, kann also frei an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden.
Eine allgemein gehaltene Klassifikation für eine Bibliothek könnte folgendermaßen aufgebaut sein:
- 0: Allgemeines, Lexika, Wörterbücher
- 1: Literatur
- 2: Philosophie
- 3: Geschichte
- 4: Sozialwissenschaften (Anthropologie, Linguistik, Soziologie, Ethnologie)
- 5: Recht, Staat, Wirtschaft
- 6: Naturwissenschaften
- 7: Kunst
- 8: Musik
- 9: Reisen, Länderkunde
- 1.0: Epos (Roman)
- 1.1: Lyrik (Poesie)
- 1.2: Drama (Theater)
- 1.3: Märchen
- 1.4: Essay
- 1.5: Aphorismus
- 1.6: Briefe
- 1.7: Tagebücher, Memoiren
- 1.8: Übersetzungenen
- 1.9: Literaturkritik
- 1.0: Antike
- 1.1: Mittelalter
- 1.2: Renaissance
- 1.3: Barock
- 1.4: 18. Jahrhundert
- 1.5: 19. Jahrhundert
- 1.6: 20. Jahrhundert
- 1.7: 21. Jahrhundert
- 1.8: Orient, Indien, China
- 1.9: Literatur der schriftlosen Kulturen
- 1.0.0: Das Versepos aus mündlicher Tradition
- 1.0.1: Das Kunstepos (Vergil, Danke Milton)
- 1.0.2: Der antike Roman
- 1.0.3: Das höfische Epos
- 1.0.4: Der Roman in Prosa (16. und 17. Jahrhundert)
- 1.0.5: Der Briefroman
- 1.0.6: Der Liebesroman
- 1.0.7: Der humoristische Roman
- 1.0.8: Der Entwicklungsroman
- 1.0.9: Der historische Roman
In der Bibliothekswissenschaft bezeichnet man die Objekte, die klassifiziert werden, als Dokumentarische Bezugseinheit (DBE). Bei der Dezimalklassifikation handelt es sich um eine Analytische Klassifikation, die vom Allgemeinen zum Besonderen verzweigt (ramisiert); sie präkoordiniert das Wissen monohierarchisch, d.h. es gibt jeweils nur einen Oberbegriff.
Siehe auch