Tschüss
Tschüss ist ein Abschiedsgruß aus der plattdeutschen Sprache, der sich - ähnlich wie die Begrüßung Moin - zunehmend auch im hochdeutschen und oberdeutschen Sprachraum findet.Anders als Moin ist Tschüss kein ursprünglich niederdeutsches Wort, sondern als Lehnwort aus dem romanischen Sprachraum übernommen. Einen Hinweis auf die Abstammung des Wortes gibt die teilweise auch heute noch im Norden verwendete Fassung Atschüss, auch Adjüs geschrieben (z.B. bei Fritz Reuter). Vergleiche Adieu, Adios, Ade. Besonders in Mecklenburg wird auch die Form Tschüssing verwendet.
Table of contents |
2 Parallelformen im mittel- und oberdeutschen Sprachraum 3 Statistik der Abschiedsgrüße 4 Weblinks |
Ursprung des Wortes
Für den Ursprung werden mehrere Quellsprachen angenommen:
Die genaue Entstehungsgeschichte ist aufgrund spärlicher schriftlicher Quellenlage vor dem 19. Jahrhundert nicht mit letzter Sicherheit aufzuklären. Fest steht jedoch, dass zur Zeit von Fritz Reuter, also im 19. Jahrhundert, der Ausdruck Adjüs auch in Mecklenburg die wichtigste Abschiedsformel war. Ebenso ist er durch Klaus Groth für den Holsteiner Raum belegt (u.a. in Mien Jungsparadies).
Rechtschreibung und Aussprache
Die Rechtschreibung ist nach der Rechtschreibreform für die hochdeutsche Sprache nicht eindeutig festgelegt. So ist nach Bertelsmann und Wahrig sowohl die Schreibweise Tschüss als auch Tschüs zulässig. Die süddeutsche Duden-Redaktion führt nur Tschüs auf.
In der niederdeutschen Rechtschreibung herrscht dagegen - trotz der sonst zu beobachtenden Vielfalt - eindeutig die Schreibweise Tschüss mit zwei s vor. Sie ergibt sich bereits aus der Verlängerungsregel durch Vergleich mit der mecklenburgischen Form Tschüssing.
Die Aussprache von Tschüss und Atschüss / Adjüs kann - je nach Kontext - sowohl mit langem ü als auch mit kurzem ü erfolgen. Die Form Tschüssing wird üblicherweise mit kurzen Vokalen ausgesprochen.
Das rheinländische Tschö wird stärker dialektal zum "Tschökes" und in der etwas kindlich angehauchten i-Sprache zu "Tschüssi", das auch im sächsischen Raum verbreitet ist.
In Österreich hat sich unter den Habsburgern und in Bayern unter den Wittelsbachern der Gruß Adieu etabliert , doch vornehmlich in den "besseren" Ständen. Sie haben jedoch auch im Volk verbreitete Formen übernommen. Im Osten ist dies vor allem das freundliche Servus (latein. für Diener).
In manchen, insbesondere städtischen Dialekten der deutschen Schweiz wird "Tschüs" oder auch "Tschüsli" als Abschiedsgruß verwendet. "Tschau" resp. "Tschou" (vom italienischen "Ciao") wird, je nach Gegend als Gruß oder als Abschiedsgruß verwendet (nie jedoch beides gleichzeitig).
In Österreich ist neben den traditionellen Abschiedsgrüßen (siehe oben) "Tschau" häufiger als "Tschüss". Beides wird aber ausschließlich bei Freunden und guten Bekannten verwendet (Faustregel: nur wenn man per Du ist, sind "Tschüss" oder "Tschau" angebracht).
Verkleinerungsformen
wie "Tschüsschen" werden ebenfalls öfters gehört - vielleicht auch wegen seiner Ähnlichkeit zu Küsschen - sowie in Jugendkreisen das "Tschüssi" (siehe unten) und vereinzelt sogar "Tschüssikowski".Parallelformen im mittel- und oberdeutschen Sprachraum
Parallel zur Entstehung von Tschüss aus Adiós (sprich adjoss) dürfte sich das alemannische/schwäbische Ade aus Adieu (sprich adjöö) entwickelt haben. Sprachgeschichtlich aus derselben Wurzel entstammen wahrscheinlich auch das rheinländische Tschö, wohingegen das lautlich ähnliche italienischee Ciao (Tschau) aus einer venetischen Dialektform von schiavo "Sklave" kommt (vgl. Servus).
Seit den 1980er-Jahren dringt das Wortes Tschüss in den schwäbischen Großdialektraum ein, doch wird das Fremdwort durch die übliche Verkleinerungsform (Anhängen des Diminuitiv-Suffixes -le) zum Lehnwort Tschüssle, oft auch in der Aussprache Tschissle.
Alpine Regionen Österreichs und die ländlichen Gebiete Bayerns blieben von diesen Wörtern bis vor kurzem eher unberührt und blieben beim "Grüß Gott" bzw. beim "Pfiat di" (Behüt' Dich Gott). Inzwischen nimmt aber "Tschau" zu (Tschüss weniger) - auch durch Kontakte im Fremdenverkehr mit Deutschland und Italien bedingt. Im Osten geht dies zu lasten des Servus.Statistik der Abschiedsgrüße
Eine Allensbach-Meinungsumfrage ergab, dass in Deutschland der Abschiedsgruß "Auf Wiedersehen" seine frühere Vorherrschaft langsam verliert. Knapp die Hälfte der Deutschen ziehen ihn anderen Formen vor, doch "tschüss" oder "tschau" kommen zusammen auf etwas über 50 Prozent. Von Freunden verabschieden sich rund 15 % mit "Auf Wiedersehen", was um 1965 noch 54 Prozent taten. Bei Jüngeren ist diese Entwicklung noch deutlicher.Weblinks
Beurteilung:
Exzellenter Artikel