Hanns-Martin Schleyer
Dr. Hanns-Martin Schleyer (* 1. Mai 1915 in Offenburg, † 18. Oktober 1977 bei Mülhausen, Frankreich) war ein deutscher Manager und Wirtschaftsfunktionär.
Table of contents |
2 Familie 3 Partei 4 Verbandsämter 5 Ehrungen 6 Entführung und Ermordung 7 Nach Schleyers Tod 8 Literatur 9 Filme 10 Weblinks |
Ausbildung und Beruf
Nach dem Abitur 1933 in Rastatt beginnt Schleyer ein Studium der Rechtswissenschaft in Heidelberg, welches er 1938 mit dem ersten juristischen Staatsexamen beendete. Schon ab dem Sommersemester 1937 war er Leiter des Heidelbergers Studentenwerkes. Ab dem Sommersemester 1938 war er auf besonderen Wunsch des Reichsstudentenführers Gustav Adolf Scheel in gleicher Funktion in Innsbruck tätig. 1939 erfolgte seine Promotion zum Dr. jur in Innsbruck. Von Sommer 1940 bis Juni 1941 leistete er seinen Wehrdienst ab, aus dem er wegen einer Verletzung als dienstuntauglich entlassen wurde. Er übernimmt dann die Leitung des Studentenwerks in Prag. Am 1. April 1943 tritt er als Sachbearbeiter in den Zentralverband der Industrie für Böhmen und Mähren ein. Hier wird er dann später Leiter des Präsidialbüros und persönlicher Sekretär des Präsidenten Dr. Bernhard Adolf. Anfang Mai 1945 verläßt Schleyer Prag und flieht zu seinen Eltern nach Konstanz. Hier wird er am 18. Juli 1945 vom franzöischen Militär verhaftet. Erst am 24. April 1948 wird er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Im Entnazifizierungsverfahren wird er im Dezember 1948 als Mitläufer eingestuft.
Am 1. März 1949 beginnt er seine Tätigkeit als Referent bei der Industrie- und Handelskammer Baden-Baden.
Zum 1. Oktober 1951 wechselt er als Sachbearbeiter zur Daimler Benz AG. Hier übernimmt er im Mai 1953 die Leitung des Hauptsekretariats und ist zugleich Assistent des Vorstandsvorsitzenden Dr. Fritz Könnecke. Ab dem 1. Januar 1956 war er dann Leiter der Personalabteilung. Zum 1. Januar 1959 wurde er als stellvertretendes Mitglied in den Vorstand berufen. Seit dem 1. Oktober 1963 war er dann ordentliches Vorstandsmitglied, zuständig für das Ressort Personal- und Sozialwesen. Von 1968 bis 1971 war ihm außerdem das Ressort für die Unternehmensplanung übertragen, welches er aber wegen der Wahl von Joachim Zahn zum Vorstandsvorsitzenden, ein Amt das Schleyer ebefalls angestrebt hatte, abgab.
Familie
Schleyer ist er einzige Sohn des Landgerichtsdirektors Ernst Schleyer und seiner Frau Helene geb. Rheitinger. Seit dem 21. Oktober 1939 war er mit Waltrude Ketterer, der Tochter des Arztes Dr. Emil Ketterer (SA-Obergruppenführer und Stadtrat in München) verheiratet. Aus ihrer Ehe gingen vier Söhne hervor (Hanns-Eberhard *1944, Arnd *1949, Dirk *1952, Jörg *1954).
Partei
Schleyer war schon von 1931 bis 1933 Mitglied der HJ gewesen. Seit dem 1. Juli 1933 war er Mitglied der SS. Am 1. Mai 1937 tritt er dann in die NSDAP ein. Seit 1970 war er Mitglied der CDU.
Verbandsämter
Von 1962 bis 1968 war er Vorsitzender des Verbandes der Metallindustrie Baden-Württemberg. Am 6. Dezember 1973 wird Schleyer zum Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) gewählt. Ab dem 1. Januar 1977 amtiert er zusätzlich als Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).
Ehrungen
Am 12. Februar 1970 wird Schleyer zum Ehrensenator der Universität Innsbruck ernannt.
Schleyer wurde am 5. September 1977 von der Roten Armee Fraktion (RAF) in Köln entführt, um die Befreiung von inhaftierten RAF-Mitgliedern zu erreichen.
Drei Polizisten sowie Schleyers Chauffeur Heinz Marcicz werden bei der Entführung ermordet.
Schleyer wurde unter anderem in einem Hochhaus in Erftstadt (Liblar) bei Köln versteckt, später wurde er über die grüne Grenze nach Holland gebracht. Die Nichtentdeckung Schleyers war einer der größten Fahndungsmisserfolge der deutschen Polizeigeschichte. Mehrere örtliche Polizisten waren davon überzeugt, dass Schleyer in dem Hochhaus in Autobahnnähe gefangen gehalten werde - ein Beamter hatte sogar schon an der Tür der Wohnung geläutet - und hatten dies auch dem zuständigen Krisenstab gemeldet, der dem aber nicht nachgegangen war.
Nachdem die Regierung die Forderungen der RAF nicht erfüllt hatte und auch die Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut" durch palästinensische Extremisten von der GSG 9 beendet worden war, wurden Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe tot in ihren Zellen aufgefunden. Irmgard Möller fand man schwer verletzt.
Nachdem die Entführer Schleyers vom Tod der Gefangenen aus Stuttgart-Stammheim erfahren hatten, wurde er am 19. Oktober 1977 erschossen in Mülhausen im Elsass/Frankreich aufgefunden.
Siehe auch: Deutscher Herbst
Nach dem Tod Schleyers kursierte in der linken Szene das Gerücht, er sei enger Vertrauter Reinhard Heydrichs gewesen. Bernt Engelmann konstruierte die Möglichkeit, dass Schleyer im Prag der letzten Kriegstage an Geiselerschießungen beteiligt gewesen sei. Diese Vorwürfe sind jedoch nicht durch historische Quellen belegbar.
1977 gründeten der BDA und der BDI die Hanns-Martin-Schleyer-Stiftung, die heute hauptsächlich junge Wissenschaftler im Bereich der Rechts-, Wirtschafts- und Kulturwissenschaften fördert. In Stuttgart-Bad Cannstatt wurde 1984 die Hanns-Martin-Schleyer-Halle eingeweiht, die von der Messe Stuttgart geleitet wird. In vielen Städten Westdeutschlands wurden Straßen nach Schleyer benannt.
Schleyers Witwe und vor allem sein Sohn Hanns-Eberhard Schleyer (der seit 1989 Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks ist) haben sich immer wieder als Vertreter der RAF-Opfer in der Öffentlichkeit zu Wort gemeldet, zuletzt in der Diskussion um eine für November 2004 in Berlin geplante Ausstellung über die RAF.
Entführung und Ermordung
Nach Schleyers Tod
Zur Beerdigung Schleyers fand am 25. Oktober 1977 in Stuttgart unter großer Aufmerksamkeit der Medien ein Staatsakt statt, bei dem fast alle führenden deutschen Politiker anwesend waren. Die Beleidsbekundung von Bundeskanzler Schmidt bei Schleyers Witwe wurde teils auch als eine Art Entschuldigung verstanden - die Angehörigen Schleyers waren mit der harten Haltung der Bundesregierung nicht einverstanden gewesen. Sie hatten bereits ein Lösegeld von 15 Millionen DM bereitgestellt; als dessen Übergabe durch die Behörden verhindert wurde, stellte Schleyers Sohn Hanns-Eberhard einen Antrag auf Anordnung der Freilassung der RAF-Häftlinge beim Bundesverfassungsgericht, der wenige Stunden vor Ablauf des letzten RAF-Ultimatums abgelehnt wurde.Literatur
Filme
Weblinks