Türkische Khaganate
Mit dem Verfall des Göktürkenreiches bildeten sich ab dem 7. Jahrhundert mehrere türkische Teilstaaten heraus. Das "Khaganat der westlichen Göktürken" wies beispielsweise 8 Gaue ("Ulus") auf, während für das "Khaganat der östlichen Göktürken" keinerlei Einteilungen bekannt sind. Es war zwischenzeitlich zur "Provinz" Chinas herabgesunken, während der Westteil des einstigen Reiches überwiegend sich der persischen Kultur geöffnet und angeschlossen hatte.Die Gebietseinheiten des Westreiches waren als eigenständige Gliederungen zu betrachten, die formal unter der Oberhoheit eines Gesamtherrschers, dem Khagan standen. Wie sehr sie eigenständige Gliederungen waren, spiegelt allein die Tatsache wider, daß sie in der Folge den Begriff des "Ulus" fallen ließen und nun selbst als "Khaganat" bezeichneten.
Die westtürkischen Khaganate wurden von den folgenden Völkerschaften gebildet und getragen:
- Die Tölös, von den Chinesen als Tie'le bezeichnet, waren die Nomaden in den Gebieten des Baikalsees und des Schwarzen Meeres. Ihre Herkunft ist umstritten, da sie nicht von allen als türkischer Volksstamm anerkannt werden. So ist anzunehmen, daß die Volksgruppen des Westens zu den Alanen in enger Verbindung standen und in der Folgezeit die iranische Sprache auch annahmen. Eine andere Volksgruppe siedelte im nördlichen Uralgebiet und nannte sich Ogor bzw. Wu-hun. Diese gingen in den Finno-ugrischen Völkern auf. In der Zeit der Wei-Dynastie zogen Teile des Tölös weit in den Westen ab und diese Volksgruppen wurden von den Chinesen erstmals als Kao-kü bezeichnet.
- Der Volkstamm der Tarduschen erschienen in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Er wurde vielfach den Tölös zugerechnet, da dieser Stamm verschiedentlich von den Chinesen als reichster und tapfester Stamm der Tölös bezeichnet wurde. Er siedelte zwischen dem Orchon und dem Altai.
- Die Stämme der Uyghuren lebten zu dieser Zeit an den nördlichen Ufern des Tola.
- Der Stamm der On-Oq lebte in den weiten Gebieten westlich des Altais bis zum Syr-darja. Hauptstamm dieses Volkes waren die als To'lu bezeichneten Klans. Sie sind heute als die Westlichen Göktürken bekannt. Die Volksstämme der Türgesch und der Karluken gelten im allgemeinen als Teil dieser To'lus-Stämme. Nach 630 werden von den Chinesen die Cuyüe und Ch'u-mi erwähnt, die in den trockenen Steppengebieten um Beschbalyk wohnten und auch als Scha-t'o <=> "Wüsten-Türken" bekannt waren.
- Die Basmilen hatten ihre Wurzel ebenfalls in diesen Schatoriten-Stämmen. Bekannt ist deren König Idukut und sie siedelten ebenfalls in der Beschbalyk-Region. Sie gelten als die wahren Herrscher dieser Gebiete.
- Die Stämme der Kirgisen lebten damals an den Läufen des Jenissej und westlich des Baikalsees.
- Die damaligen Oghusen lebten ursprünglich in den Gebieten zwischen dem Fluss Selenga und dem Ötüken-Gebirge. Sie breiteten sich immer mehr in südwestlicher Richtung aus.
- Dann kamen noch die Stämme der Kitan, Tatabi und Dokuz-Tataren hinzu. Diese hatten ihre Wurzeln teils in den mongolischen, teils in den türkischen Völker (Oghusen und Tataren) und lebten in den östlichen Regionen der Flüsse Onon und Kerulen.