Turkvölker
Als Türken oder Turkvölker werden die, v.a. in Asien lebenden, Turksprachen sprechenden Bevölkerungsgruppen bezeichnet. Die Bevölkerungszahl dürfte zwischen 130 und 150 Millionen betragen. Als Alternativbezeichnungen sind uns auch türkische Völker, Türkvölker, Turktataren, Turkotataren oder Turko-Mongolen bekannt.Die ersten turksprachigen nomadischen Bevölkerungsgruppen formierten sich vermutlich in der Altairegion (Zentralasien). Kulturen, traditionelle Wirtschaftsformen und Lebensweisen der Turkvölker sind vielfältig und ihre Geschichte vielschichtig. Heute sind die meisten Angehörigen der Turkvölker Muslime, die Mehrheit wiederum Sunniten. Die im 19. Jahrhundert entstandene moderne politische und kulturelle Bewegung, die auf die Gemeinsamkeit der Turkvölker zielt, heißt Panturkismus. Die Wissenschaft der Turkologie beschäftigt sich mit den Sprachen, der Geschichte und den Kulturen der Turkvölker.
Zur groben Einteilung kann man die Turkvölker in vier Gruppen zusammenfassen:
Wie wir verschiedentlich bei den Turkvölkern sehen werden, tragen einige von ihnen Bezeichnungen, die sich größtenteils von ihren Bannern und damit ihrer geographischenen Lage herführen lassen.
Am bekanntesten sind die Farben "Schwarz" und "Weiß".
Verlagerte sich der jeweilige Stamm, so änderte der vielfach auch die Farbe seiner Banner, um nun auch die neue Lage "farblich" zu verdeutlichen.
Die Turkvölker sind eine Sprach- und Völkergruppe im Südosten Europas (Türken), in Nord-, Mittel- und Vorderasien (Turkotataren). Sie machen heute etwa 130-150 Millionen Menschen aus und sind zumeist Muslime. Die Urheimat aller Turkvölker (die erste Erwähnung des Namens »Turk« [Türke] fiel ins 6. Jahrhundert) lag in Zentralasien (Altairegion). Vom 6. bis 8. Jahrhundert bildeten die nomadischen Turkvölker Steppenimperien von der Mongolei bis zur Ukraine. Durch Wanderungen einzelner Stämme oder Stammesverbände dehnte sich ihr Siedlungsgebiet weit nach Westen aus. Dabei wurden viele Nomaden unter dem Einfluss Irans sesshaft. Im 11. Jahrhundert drangen die Seldschuk-Türken nach Kleinasien vor, wo zu Beginn des 13. Jahrhundert das Osmanische Reich entstand. Besonders bekannt wurden auch die Hunno-Bulgaren, die Chasaren und Polowzer.
Die erste Erwähnung des Namens "Türke" findet sich in China. Die nomaidisierenden "T'u-küe" oder "Tür-küt (die Mächtigen) - wie die Übertragung des chinesischen Schriftzeichens in deutsche Lautschrift bedeutet - sollen nach der Zerschlagung des mongolischen Schuschan-Reicheses im Jahre 552 einen gemeinsamen Staat der Göktürken gebildet haben. Dessen Herrschaftsgebiet erstreckte sich vom Chingangebirge bis nach Transoxianien.
Nach dem Tode des Reichsgründers Bumin Khagan erhielten die beiden Söhne jeweils einen Reichsteil - das Khaganat der Osttürken (unter Istämi Khagan) und das Khagant der Westtürken (unter Muqan Khan). Die türkischen Stämme unterstanden - wie deren östlichen Rivalen, die Mongolen - jeweils einem Familienoberhaupt, dessen Urahn oft den Namen des Stammes bestimmte. Chazaren, Ghasnawiden, Karachaniden, Göktürken, Oghusen (nach dem Stammvater Ogus Khan), Oguren, Turkmenen, Türken, Uiguren, Usbeken, Kasachen und Kirgisen - alle diese türkischen Stämme gehören eigentlich dem gemeinsamen Volk der T’u-küe an, und es ist kein Wunder, dass schon türkische Stämme bekannt waren, noch bevor der Name der T’u-küe in der Geschichtsschreibung erwähnt wurde.
Die Stammheimat der Alttürken ist das mittelasiatische Gebiet zwischen dem mongolischenen Altai, dem östlichen Tienschan, Tibet und dem Chingangebirgegebirge im Nordosten. Nach verschiedenen Wanderungen in westlicher Richtung - bis zum Kaspischen Meer - gründeten türkische Nomadenstämme eine Reihe von losen Verbänden, die sich immer öfter zu festen staatlichen Strukturen entwickelten.
Nach Abebben der Hunnenzüge und Verfall der Hunnen-Reiche im 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. kam es zum Ausschwärmen einzelner alttürkischer Eroberergruppen, so dass nach und nach das Siedlungsgebiet im Osten bis an den Pazifik, im Norden bis ans Eismeer und im Westen bis nach Europa ausgeweitet wurde und sich im Laufe der Zeit die einzelnen Türkvölker herausbildeten.
Die älteste schriftliche Überlieferung einer türkischen Sprache sind die alttürkischen Inschriften am oberen Jennisej , am Talas und die Orchon-Inschriften der Altai-Türken, die zwischen 732 und 735 n. Chr. in einer runischenen und auf dem syro-aramäischen Alphabet fußenden Schrift verfasst wurden.
In diesen Orchon-Schriften erfolgte die Aufzeichnungen der Heldentaten des ersten türkischen Reichsgründers der Tür-küt.
Sprachlich gesehen bilden die heutigen Turksprachen noch immer eine relativ starke Einheit, die zwar aufgrund der weiten Ausdehnen und der Kontakte mit Nachbarvölkern zahlreiche Eigenheiten entwickelten. Aber dennoch sprechen noch heute alle Turkvölker, von der Türkei - an der Grenze Europas - bis nach Ost-Turkestan eine gemeinsame Sprache, die eine Verständigung zwischen den Angehörigen der verschiedenen türkischen Völker möglich macht. Insoweit wäre es vielleicht sogar angebracht, mehr von türkischen Dialekten anstatt von unterschiedlichen türkischen Sprachen auszugehen.
Die Stärke der einzelnen Stämme und deren Siedlungsgebiet änderte sich allerdings sehr häufig.
Heute unterscheidet man zwischen mehreren großen türkischen Dialekt-Gruppen, den Kiptschak-Türken, den Oghus-Türken, den südsibirischen Turkstämmen der Oyrut, Abakan-Türken und den Tuva am Sajan sowie den ostsibirischen Jakuten, die sich selbst "Saha" nennen.
Die Sprache der Kiptschak-Türken, historisch der Petschenegen und Chasaren findet sich heute noch - nicht in den slawisierten Bulgaren, beim Volk der Tschuwaschen, die in der früheren Sowjetunion am Ufer der mittleren Wolga leben. Letzte Reste bilden die in Polen und Litauen verstreut lebenden Karäer.
Als weitere zeitgenössische Nachfolger dieser Kiptschak-Türken werden dieTataren, die Baskurt, Kazak (Kosaken und Kasachen), Karakalpaken, Nogaiern und Kirgisen betrachtet. Auch ein Zweig der Özbeken spricht einen Kiptschak-Dialekt.
Es ist in diesem Zusammenhang nicht uninteressant, dass uralte kirgisische Sagen von der Urheimat der Kirgisen am Jenssej und dem Kampf gegen Chinesen und Kalmücken berichtet.
Die Sprache der Oghus-Türken findet sich dagegen bis heute im Dialekt der Türkeitürken (Osmanen) und der Türken Zyperns, in Aserbaidschan und der Türken des nördlichen Iran (Azeri) und die Turkmenen.
Das Osttürkische der Uiguren und Usbeken gehört heute noch überwiegend zu der Sprachgruppe der Ogur-Türken.
Rechnet man die Türken europäischer Staaten, von den Litauischen Tataren als historischen Nachfolgern der Petschenen bis zu den modernen Gastarbeitern Berlins, die türkische Sprachinseln auf dem Balkan, auf Zypern, in den Arabischen Nachbarländern und im Irak mit, so kommt man weltweit auf mindestens 145 Millionen Menschen, die heute eine türkische Sprache sprechen.
Der bekannte Turkologe Wilhelm Radloff drückte das 1866 so aus:
Vom Nordosten Afrikas bis zur Europäischen Türkei, vom südöstlichen Teil Rußlands über Kleinasien nach Turan und von dort nach Sibirien, bis zur Wüste Gobi hin leben Stämme, die die türkische Sprache sprechen. Auf der ganzen Welt ist keine Sprachfamilie über ein so weites Gebiet hinweg verbreitet wie das Türkische.
Die vier Gruppen
Die Farbbezeichnungen der Turkvölker
Gegenüberstellung der Farben und ihre Bedeutung
Liste moderner Turkvölker
historische Turkvölker und Stammesverbände
Kleine turkstämmige Gruppen auf Wikipedia
Weblinks
Türkei
Turkstämmige Völker Russlands bzw. der GUS
Turkstämmige Völker Ostturkestans
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