Entwicklungsland
Als Entwicklungsland (der so genannten Dritten Welt) bezeichnet man ein Land, welches nach den materiellen, sozialen und gesundheitlichen Maßstäben unserer Zeit in seiner Entwicklung zurückgeblieben ist.
Als Länder mit geringer oder mittlerer Entwicklung werden vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) zurzeit ca. 120 von 175 im Index der menschlichen Entwicklung (HDI) statistisch erfassten Ländern eingestuft.
Im Gegensatz zu den Entwicklungsländern stehen die entwickelten Länder, oftmals synonym mit Industrieländer verwendet. Die Länder im Stadium zwischen Entwicklungsland und Industrieland werden als Schwellenländer bezeichnet.
Kennzeichen der Unterentwicklung
Viele Entwicklungsländer werden undemokratisch regiert, z. B. durch Oligarchien oder Militärdiktaturen. Staatliche Organisationen sind nicht arbeitsfähig. Oftmals bereichert sich eine kleine Gruppe von Mächtigen und lebt in Saus und Braus, während der größte Teil der Bevölkerung hungert. Auch Korruption ist oft weit verbreitet.
In vielen Entwicklungsländern kommt es zu der sowieso schon schlechten Ausgangslage durch Naturkatastrophen wie Dürre oder Überflutungen zu weiteren Problemen. Der Raubbau an natürlichen Ressourcen, z. B. Holz (Waldrodungen), verschärft ebenfalls die Lage.
Selbstverständlich ist die Art und Stärke der Probleme, die soziale, politische und kulturelle Situation von Entwicklungsland zu Entwicklungsland unterschiedlich.
Der Begriff Entwicklungsland (englisch: developing countries) ist nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden, als einerseits immer mehr ehemalige Kolonien in die politische Unabhängigkeit entlassen wurden und andererseits die westlichen Nationen im Kalten Krieg ein zukunftsweisendes Modell für die armen Staaten jenseits der marxistischen Ideologie brauchten.
Der Begriff Unterentwicklung bzw. Entwicklung beinhaltet, dass es so etwas wie Fortschritt gibt, dass die entwickelten Nationen "besser sind" bzw. die Menschen in den entwickelten Nationen es "besser haben". Dies wird von einigen philosophischen und politischen Schulen bezweifelt. So gibt es z. B. den Standpunkt, dass die Summe alles Glückes und Peches immer gleich bleibt, so dass das menschliche Leben insgesamt nicht fortschreiten kann. Eine andere Kritik lautet, dass Entwicklung immer aus der Sicht der Herrschenden definiert wird, also kein objektiver Begriff sein kann. Schwierig zu bestreiten ist es jedenfalls, dass Unterentwicklung meist mit einem negativ wertenden Unterton gebraucht wird; genauso steht aber fest, dass die meisten Bewohner niedrig entwickelter Länder an den "Errungenschaften" höher entwickelter Länder teilhaben wollen.
Das Wort Entwicklungsland suggeriert auch, dass sich das so bezeichnete Land zur Zeit in Entwicklung befindet. Für viele der so bezeichneten Länder kann allerdings kein Fortschritt verzeichnet werden, sondern sogar ein Rückschritt (siehe unten). Gleichzeit sind auch Länder die gemeinhin nicht als Entwicklungsländer gelten durchaus noch in einem Entwicklungsprozess.
Die Vereinten Nationen unterscheiden zwischen gering, mittel und hoch entwickelten Ländern. Die Länder mit den größten Problemen werden als am wenigsten entwickelte Länder bezeichnet.
Die Entwicklungsländer stehen in vielfältigen Beziehungen zu den weiter entwickelten Nationen. Dabei sind sie im Allgemeinen in der schwächeren Position: Naturschätze werden von Konzernen aus den Industrienationen ausgebeutet, die Gewinne von Freihandelszonen und der eventuell vorhandenen Industrie fließen ebenfalls außer Landes. Einen großen Anteil des Außenhandels machen Rohstoffe und Agrarprodukte aus, deren Preise am Weltmarkt starken Schwankungen unterworfen sind und die im Schnitt fallen, was wiederum negative Auswirkungen auf die Exporteureeure hat.
In einigen Entwicklungsländern gibt es eine enge Verzahnung zwischen den herrschenden Kreisen des Landes und Konzernen aus Industrienationen, so dass die Elite des Landes und die Konzerne von der Ausbeutung der Rohstoffe und der Natur, der Bauern und der Arbeiter profitieren und kein Interesse an einer Verbesserung der Verhältnisse für die breite Masse haben.
Fast alle Entwicklungsländer sind ehemalige Kolonienn, sie verteilen sich auf Afrika südlich der Sahara, Lateinamerika und das südliche Asien.
Die meisten Industrienationen leisten aktive Entwicklungshilfe durch Wissensaustausch, Bereitstellung von Fachkräften und konkrete materielle Hilfe in Form von Geld, Maschinen und Anlagen. Allerdings ist die Form und Wirksamkeit der Entwicklungshilfe umstritten; so ist diese oft an Bedingungen gebunden wie z. B. das von der Entwicklungshilfe Geräte aus dem Spenderland gekauft werden. Oftmals werden auch mehr Gewinne aus dem Entwicklungsland in Industrienationen transferiert, als das Entwicklungsland an Entwicklungshilfe erhält.
Ein großes Problem für viele Entwicklungsländer ist die Verschuldung. Einen großen Teil ihrer Wirtschaftsleistung müssen sie für die Zinsen und Rückzahlung aufbringen. Oftmals ist die Zins- und Rückzahlung höher als die Entwicklungshilfe. Hier könnte ein Schuldenerlass Abhilfe schaffen.
Viele teilweise widerstreitende Entwicklungstheorien versuchen zu beschreiben, wie die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung von Ländern funktioniert.
Unterschieden werden kann dabei zwischen Theorien, welche die Ursachen der Unterentwicklung hauptsächlich in den betroffenen Ländern selber sehen (Modernisierungstheorie), und Theorien, die die Ursachen hauptsächlich außerhalb der Entwicklungsländer sehen (Dependenztheorie).
Als in den Ländern liegende Ursachen der Unterentwicklung werden von den Vertretern entsprechender Theorien hautptsächlich traditionelle politisch und gesellschaftliche Strukturen der Entwicklungsländer bezeichnet: Gewaltherrschaft, Gefangensein in Religion und Tradition, Unmotiviertheit für langfristiges und effizientes Vorgehen, vorherrschende Agrarwirtschaft, Misswirtschaft und Korruption; aber auch ethnische, klimatische und geographische Faktoren.
Als wichtigstes Mittel zur Entwicklung wird im Sinne der neoliberalen
Wirtschaftstheorie die Integration in den Weltmarkt gesehen.
Andere Theorien heben externe Ursachen hervor: Der Süden ist arm, weil der Norden reich ist. Dies wird gesehen als Folge von Kolonialismus und Imperialismus, Zerstörung funktionierender traditioneller Strukturen durch, Missionierung und Kulturimperalismus, Ausbeutung durch Konzerne, direkte politische und militärische Einflussnahme der reichen Staaten, ungleicher Tausch im Welthandel, Zinszahlungen.
Als Entwicklungsstrategie wird entweder die teilweise oder völlige Abkopplung der Entwicklungsländer vom Weltmarkt vorgeschlagen oder eine neue Weltwirtschaftsordnung gefordert.
Im Weltentwicklungsbericht des UNDP werden 6 Weltregionen, die hauptsächlich aus Entwicklungsländern und Schwellenländer bestehen, unterschieden.
Kritik des Begriffes
Entwicklungsländer und Industrienationen
Ursachen der Unterentwicklung
(Abschnitt sollte deutlich ausgebaut werden)AIDS als Entwicklungshemmer
AIDS gilt heute als ein wesentlicher Faktor für das geringer Wachstum einiger Entwicklungsländer.
Gerade junge Menschen in den Städten sind von den Folgen der AIDS-Ausbreitung bedroht. Dadurch kann weder Humankapital aufgebaut werden, noch kann die unglernte Arbeitskraft genutzt werden. Wird doch Humankapital (durch Schulen etc.) aufgebaut ergibt sich das Problem, dass die Ausgaben sich nur ungenügen amortisieren, da die Lebensarbeitszeit zu gering ist.
Kinder die durch AIDS ihre Eltern verloren haben müssen bereits früh ihren Lebensunterhalt selbst sichern. Dadurch haben sie nicht die Möglichkeit Schulen etc. zu besuchen, was aber für die Entwicklung notwenidg wäre.
Aber auch das Angebot für Bildung sinkt, da wie bereits angesprochen gerade die jungen Menschen betroffen sind und so potenzielle Lehrer nicht oder nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen.
Weiterhin steht der Staat vor dem Problem, dass er Bildungsausgaben verringern muss um die Mittel dem Gesundheitssystem zuzuführen. Die Entwicklung der Regionen in den 1990ern
Nur wenige Entwicklungsländer schaffen es derzeit, sich zum Positiven zu entwickeln. Sie können dann den Status eines Schwellenlandes erreichen, das die Möglichkeit hat, eine Industrienation zu werden.Süd-Asien: Fortschritt auf schlechter Ausgangsbasis
Südasien ist immer noch eine der ärmsten Regionen der Welt. Aufgrund der hohen Einwohnerzahl gibt es dort absolut gesehen die größte Anzahl armer Menschen. Ein Drittel der Bevölkerung lebt in extremer Armut, ein Viertel ist unterernährt und 10% der Kinder sterben bevor sie Fünf Jahre alt werden konnten. Aber in den 1990er seien signifikante Fortschritte erreicht worden; dies gelte für alle Länder mit Ausnahme Afghanistans.Schwarzafrika / Länder südlich der Sahara: Zurückgefallen
Auch in den Ländern südlich der Sahara herrscht enorme Armut. Hier ist, im Gegensatz zu Südasien, kein Fortschritt, sondern Stillstand und oft sogar eine Verschlimmerung der Lage zu verzeichnen. Kein Wirtschaftswachstum, die Hälfte der Einwohner lebt in extremer Armut, ein Drittel leidet Hunger, über 15% der Kinder sterben vor Erreichen des 5. Lebensjahres. Aufgrund des Bevölkerungswachstums hat die absolute Zahl der Armen deutlich zugenommen. Einige Länder haben aber Erfolge erreicht, wie z. B. Mozambique, Uganda mit einem durchschnittlichen Einkommenszuwachs von 3% pro Jahr; Mozambique und Ghana gehören zu den Ländern mit der stärksten Hungerreduzierung weltweit. Neue Herausforderungen kommen hinzu aufgrund der grassierenden AIDS-Epedemie im südlichen Afrika, die gerade die produktive Altersgruppe besonders betrifft, und bereits erreichte Fortschritte rückgängig zu machen droht.Lateinamerika und Karibik: Eingefrorener Fortschritt
In dieser Region ist die Ausgangslage deutlich besser gewesen, jedoch ist wenig Fortschritt zu verzeichnen gewesen. Diesen gab es insbesondere im Bereich der Bildung und der Kindersterblichkeit. Dagegen war das Wirtschaftswachstum schlecht, die Armut ist leicht gestiegen. In den einzelnen Ländern ist das Bild sehr unterschiedlich: Z. B. stieg in Chile das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen um 5% pro Jahr. Dafür ist die Anzahl hungriger Leute in Kuba von 5% auf 13% gestiegen, während sie sich in Peru von 40% auf 11% reduziert hat.Ostasien und Pazifik ? guter Fortschritt
Die Wirtschaft Ostasiens wuchs in den 90er um fast 6% pro Jahr, die Armut verringert sich um 15 Prozent, die Ernährungslage verbesserte sich, trotz der Finanzkrise 1997-98. Einen großen Anteil daran hatte die Verbesserung der Lage in China, mit 1,2 Milliarden Einwohnern stellt China 70% der Bevölkerung der Region. Später im Bericht wird auf die sehr ungleiche Verteilung von Fortschritt und Einkommen innerhalb Chinas hingewiesen. Auf den Philippinen gab es wenig Einkommenszuwachs, in einigen kleineren Ländern sogar Einkommensrückgänge.Arabische Nationen ? Andauernde Unterschiede
In den Arabischen Ländern hat es insgesamt gesehen seit den 1970er große Einkommenssteigerungen gegeben, die insbesondere mit massiver Erdölförderung in einigen dieser Staaten verbunden sind. Aber hier gibt die größten Unterschiede zwischen Einkommen und anderen Aspekten der menschlichen Entwicklung, z. B. in der Geschlechterfrage.Literatur
Siehe auch