Fairer Handel
Der Faire Handel (englisch fair trade) ist Teil der Solidaritätsbewegung zugunsten der Menschen in der Dritten Welt. Er strebt ein gerechtes Miteinander in der Welt an, in der die Konsumenten in den Industrieländern soziale Verantwortung für die Produzenten von Handelswaren in den Entwicklungsländern übernehmen. Der Faire Handel begreift sich als alternatives Konzept eines weltweiten Handels auf partnerschaftlicher und sozialethischer Basis mit Produzenten, die im Welthandel benachteiligt werden durch die vorherrschende Weltwirtschaftsordnung.Der Preis der Waren soll fair, das Verhältnis von Leistung und Gegenleistung gerecht sein. Um dies zu gewährleisten, wird ein Mindestpreis und ein Aufschlag für die Handelsprodukte erhoben.
Der Faire Handel versucht, den Produzentinnen und Produzenten in den Entwicklungsländern eine menschenwürdige Existenz aus eigener Kraft zu ermöglichen. Durch gerechtere Handelsbeziehungen sollen die Lebensbedingungen der Menschen in den Ländern des Südens verbessert, die Binnenwirtschaft gestärkt und langfristig ungerechte Weltwirtschaftsstrukturen abgebaut werden. Durch die Zertifizierung fair gehandelter Waren mit einem Siegel wird für den Konsumenten erkennbar, dass das Produkt den "Mehrwert" enthält, aus einem gerechteren Handel zu stammen. Einige Konsumenten sind bereit, für dieses Qualitätsmerkmal einen höheren Preis zu bezahlen.
Table of contents |
2 Geschichte des Fairen Handels 3 Pro/Contra Fairer Handel 4 Weblinks |
Der Faire Handel fördert gezielt die besonders benachteiligten kleinbäuerlichen Familien und deren Selbsthilfeinitiativen. Die Organisationen setzen sich für eine nachhaltige Entwicklung von Ökologie, Bildung und Frauenförderung ein. Die Kleinbauern sind an allen wichtigen Entscheidungen ihrer Genossenschaften direkt und demokratisch beteiligt. Dies gilt insbesondere für die Kontakte zum Management, aber auch für die Verwendung des Mehrerlöses aus dem Fairen Handel.
Bei Plantagenprodukten wie Tee, Orangen und Bananen werden die abhängigen Pflückerinnen und Pflücker gefördert. Sie sind die am meisten benachteiligten Glieder der Produktionskette, und der Faire Handel hilft ihnen, selbstbewusster im internationalen Handel zu agieren. Die Betriebe und Plantagen verpflichten sich zur Einhaltung der sozialen und ökologischen Mindeststandards. Vertreter der Plantagen und der Tagelöhner bilden ein Gremium, das über die Verwendung der Fairhandelsprämien entscheidet.
Die Produzenten werden in den Bereichen Marketing und Produktionsverfahren für Qualitätsverbesserungen weitergebildet. Darüber hinaus werden Sozialprojekte wie Schulen, Gemeinschaftsräume, Werkzeug, Brunnen, Apotheken, Schulstipendien und vieles mehr finanziert.
Insgesamt profitieren 250 Bauernkooperativen und Plantagen in 40 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas vom Fairen Handel; darin sind rund 800.000 Bauern und Arbeiter vertreten.
Kaffee, Tee, Kakao, Honig, Orangensaft, Gewürze, Kunstgewerbe, Kleidung, Teppiche, Blumen, Sportbälle, Reis, Wein, Zucker, Bananen, Trockenfrüchte, Nüsse.
Es gibt mehrere Importorganisationen, die die Produkte des Fairen Handels von ihren Partnern in Afrika, Asien und Lateinamerika einkaufen, um sie dann für Wiederverkäufer (Weltläden, Supermärkte, Aktionsgruppen) zur Verfügung stellen. Die größten deutschen Organisationen sind das gepa Fair Handelshaus, El Puente, Dritte Welt Partner Ravensburg sowie Banafair. Die EZA Dritte Welt GesmbH ist die größte Importorganisation für fairen Handel in Österreich.
Die Fachgeschäfte für den Fairen Handel sind die Weltläden oder Eine-Welt-Läden, von denen es 2004 in Deutschland 800, in Österreich 77 und in der Schweiz 260 gibt. Aber auch in Bioläden werden fair gehandelte Produkte angeboten.
Darüber hinaus gibt es in Deutschland allein etwa 8.000 Aktionsgruppen, die zeitweise Verkaufsstände errichten.
Seit 1992 werden Produkte des Fairen Handels auch in Supermärkten und Kaufhäusern (Lebensmitteleinzelhandel) verkauft. Bei den Discounterketten hat der Faire Handel bisher keinen Einzug gehalten.
Auch im Großverbraucherbereich (Firmen, Kantinen) hat sich der Faire Handel etabliert.
Prinzip
Fair gehandelte Produkte
Vermarktung
Marktanteil von Fairem Handel 2004 | |||||||||
Land/Produkt | Kaffee | Bananen | Orangensaft | Teppiche (Rugmark) | Blumen (FLP) | ||||
Schweiz | 5% | 15% | 7% | ? | ? | ||||
Deutschland | 0,7% | <1% | 0,1% | 7% | 3-4% |
Man erkennt fair gehandelte Produkte am Fair-Trade-Siegel, das in Deutschland von der Organisation TransFair, in Österreich von Fairtrade und in der Schweiz von Max Havelaar vergeben wird.
Produkte, die mit dem Fair-Trade-Siegel ausgezeichnet wurden, garantieren die Einhaltung bestimmter Standards.
In der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO), die ihren Sitz in Bonn / Deutschland hat, arbeiten zur Zeit 18 nationale Siegelorganisationen zusammen.Das Fair-Trade-Siegel
Logo | Name/Beschreibung | Anforderungen
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TransFair: weltweit, verschiedene Produkte |
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Flower Label Programm (FLP): Blumen | Das "Flower Label Programm" (FLP) legt soziale und ökologische Standards fest, nach denen Blumen angebaut werden müssen. Die Plantagen werden von unabhängigen Gutachtern geprüft. Bis heute haben 55 Farmen in Kenia, Simbabwe, Tansania, Ecuador und Kolumbien das FLP-Zertifikat. Anforderungen:
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Rugmark: Teppiche |
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siehe dazu den Artikel Geschichte des Fairen HandelsGeschichte des Fairen Handels
Contra | Pro
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Kritiker des Ansatzes sehen durch den massiven Eingriff in die Ausgleichsfunktion des Marktes erhebliche Nebenwirkungen. Fairer Handel fördert durch Zahlung eines überhöhten Preises die Überproduktion, was wiederum zum Sinken des Weltmarktpeises und noch schnellerer Zerstörung von Urwaldgebieten führt.
| Befürworter argumentieren, dass es sich bei dem Fairen Handel um ein freiwilliges und marktkonformes Instrument handelt, nicht um eine Subvention. In die Ausgleichsfunktion des Marktes werde in keiner Weise eingegriffen. Schließlich schaffen die Produzenten des Fairen Handels nur so viele Anbauflächen, wie die Nachfrage nach Fairen Produkten es verlangt. Eine Überproduktion und damit eine zusätzliche Zerstörung der Urwaldgebiete findet deshalb nicht statt. |
Ein weiterer wichtiger Kritikpunkt betrifft die nach europäischem Muster eingeführte bürokratische Verwaltung, wie sie zum Beispiel von der IMO mit Sitz in der Schweiz und Deutschland betrieben wird: Die Vergabe der Prüfsiegel ist mit hohen Kosten verbunden. | Befürworter argumentieren, dass der Faire Handel ohne professionelles Marketing nicht funktioniert, und das kostet Geld. Und gerade um den unten angeführten Kritikpunkt zu entkräften, bedarf es eben der steten Kontrolle durch die Siegelorganisationen. In zunehmendem Maße können die Kosten für die Zertifizierung durch nationale Zertifizierungsorganisationen gesenkt werden. |
Das System Fairer Handel ist außerdem korruptionsanfällig. Als Beispiel aus der Praxis wird angeführt: Die Kleinproduzenten und insbesondere ihre Organisationen haben mit den Fair-Trade Handelsgesellschaften lange Lieferverträge geschlossen. Sie verkaufen aber zunächst ihren qualitativ guten Ernteanteil an konventionelle Händler. Nach diesem Handel kaufen sie das gleiche Produkt in schlechterer Qualität zu einem günstigeren Preis zurück. Mit dieser qualitativ schlechteren Ware beliefern sie dann ihre Fair-Trade Partner. | Befürworter argumentieren, dass der Faire Handel ohne professionelles Marketing nicht funktioniert, und das kostet Geld. Und gerade um diesen Kritikpunkt zu entkräften, bedarf es der steten Kontrolle durch die Siegelorganisationen. |
Kritiker behaupten, dass Fairer Handel nur das Gewissen der Regierungen der Industrieländer beruhigen soll, die gegen die entscheidenden Ursachen für Unterentwicklung in den Entwicklungsländern nicht angehen. So werden sehr hohe Importzölle für verarbeitete und agrarische Produkte aus den Entwicklungsländern erhoben und die Landwirtschaft der Industrieländer hoch subventioniert, so dass die Entwicklsländer keine Möglichkeit haben, sich zu industrialisieren und damit zu entwickeln. | |
Die Gegner dieses Vorgehens, darunter vor allem Entwicklungsländer, argumentieren, dass ihnen somit der einzige Standortvorteil gegenüber den Industrieländern genommen würde, nämlich die billigen Arbeitskräfte und die geringen Umweltschutzbestimmungen. Dieser Vorschlag hätte nichts mehr mit der Idee des Fairen Handels auf Basis des Käuferentscheides zu tun. | Einige Aktivisten argumentieren, der Faire Handel solle in die Welthandelsorganisationen WTO und Weltbank als Standard integriert werden. Das hieße, dass soziale Mindeststandards dann für den Welthandel zwingend erforderlich wären. |
Siehe auch: FINE, NEWS, IFAT, Handel
Fairer Handel in Deutschland
Weblinks
Internationale Organisationen des Fairen Handels
Nationale Organisationen des Fairen Handels (deutschsprachiger Raum)
Fairer Handel in Österreich
Fairer Handel in der Schweiz
Material
Weblinks