Barthold Heinrich Brockes
Barthold Heinrich Brockes (auch: Bertold /Hinrich Brockes) (*22. September 1680 in Hamburg, †16. Januar 1747 in Hamburg) war ein bedeutender deutscher Schriftsteller des Barock und der frühen Aufklärung.
Sein Hauptwerk ist die naturlyrische Gedichtsammlung Irdisches Vergnügen in Gott, in der die Natur in ihr Schönheit und Nützlichkeit als Mittler zwischen Mensch und Gott reflektiert wird.
Table of contents |
2 Gedicht-Beispiel 3 Werke (Auswahl) 4 Literatur 5 Weblinks |
Leben
Barthold Heinrich Brockes wurde als Sohn eines wohlhabenden Hamburger Kaufmannes geboren. Er erhielt zunächst Privatunterricht vom Vater. Als der Vater dann 1694 verstarb, übernahm die Mutter die Erziehung des Sohnes wie auch der Schwester Anna Elisabeth. Erst ab 1696 besuchte Brockes dann das Johanneum, ab 1698 das Akademische Gymnasium Hamburgs. Zur Vervollkommnung seiner Lateinkenntnisse reiste Brockes 1698 mit einem Kaufmannsfreund des Vaters nach Dresden und von dort mit einem Adelssohn, mit dem er sich angefreundet hatte, nach Prag. Wieder zurück in Hamburg widmete sich Brockes sodann der Verfertigung höfischer Umgangsformen, erlernte Tanzen, Fechten und Reiten, wie auch die französische Sprache.
Von 1700 bis 1702 studierte er Jura und Philosophie in Halle (Saale), wo er schon einen sehr aufwendigen Lebensstil pflegte. An der Universität hörte er u.a. Christian Thomasius. Dann trat er in Wetzlar ein halbjähriges Praktikum am dortigen Reichskammergericht an. Es folgte eine Bildungsreise nach Genf (Schweiz). Durch die Wirren des Erbfolgekrieges mitbeeinflusst führte der Weg über Italien und Frankreich (vor allem: Paris) Brockes dann nach Leiden. Hier promovierte er 1704 zum Lizenziaten der Rechte, bevor er dann (nach einer kurzen Erwägung, sich in London niederzulassen) nach Hamburg zurückkehrte.
Der seit dem Tod seines Vater wirtschaftlich unabhängige Brockes begann nun, einen üppigen Lebensstil zu führen und sich zunehmend seinen literarischen Interessen zu widmen. 1709 verstarb Brockes' Mutter.
1712 wurde mit dem Oratorium Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende JESUS das erste Werk Brockes' veröffentlicht, das zu Ruhm gelangen sollte: Komponisten wie Keiser, Händel und Telemann u.a. sollten eine Vertonung des dann schon über die Stadtmauern weit hinaus bekannten Stückes versuchen.
1714 heiratete der nach dem Tod der Mutter nun hochvermögende Brockes die ebenfalls begüterte Anna Ilsabe Lehmann, mit der er zwölf Kinder hatte, von denen acht überleben sollten. 1715 gründete Brockes mit anderen angesehenen Hamburger Bürgern die Teutsch-übende Gesellschaft, eine Sprachgesellschaft, deren Ziel die Förderung der deutschen Sprache und Literatur war und brachte eine Übersetzung des Strage degli Innocenti (1620) von Giambattista Marino unter dem Titel Verteutschter Bethlehemitischer Kinder-Mord des Ritters MARINO heraus, der ein letztes Mal in aller Fülle den europäischen Manierismus aufleuchten ließ. (vgl. Gongorismus, Euphuismus, Preziöse Literatur, 2. Schlesische Dichterschule)
1720 ließ sich Brockes, nachem er diesen Posten zunächst abgelehnt hatte, zum Ratsherren wählen. Die Lob- und Huldigungsdichtung, die in auf das angestrebte Ziel der Erhebung in den Adelsstand gedichtet wurde, hier aber wirkungslos blieb, erwies sich auf Brockes erster und wichtigster diplomatischen Mission, die ihn im Auftrag des Rates an den Wiener Hof führte, dann insofern als erfolgreich, als sie auf Kaiser und Prinz Eindruck zu machen vermochten und so dem Dichter erlaubten, der Stadt, in deren Auftrag er reiste, unerwartet große Teile ihrer Eigenständigkeit zu wahren.
1721 begann Brockes mit der Herausgabe des Irdischen Vergnügens in GOTT, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten, das bis 1748 in neun Bänden das Ende der Barockdichtung exemplifizierte: Natur- und Schöpfungshuldigung stehen hier zwar noch als Ziel, das nun jedoch mit den Mitteln einer präzisen und analytischen Betrachtung zu erreichen ist. Der Ton des Irdischen Vergnügen traf sodann auch auf breite Zustimmung und Nachahmung, wurde aber u.a. von Breitinger und Gottsched schon kritisiert und erschien im Vollzuge der literarischen Aufklärung dann zunehmend dürftig und nichtssagend. Schon zwei Jahrzehnte nach dem Tod des Autors wusste man dieser Dichtung so nichts mehr abzugewinnen.
Mit der Gründung der dann zunehmend einflussreichen Patriotischen Gesellschaft 1724, die die Hamburger Bürger zur Wahrung ihrer Angelegenheiten ermuntern wollte, wurde Brockes deren Mitglied und blieb dies bis zu seinem Tode. Ziele der Gesellschaft waren Gemeinnützigkeit, Offenheit und Toleranz. Die Gesellschaft gab die moralische Wochenschrift Der Patriot heraus, in der Brockes insgesamt 23 Beiträge veröffentlichte.
1728 amtierte er als Stadtrichter, 1730 dann als Landrichter. Kurz darauf wurde er dann endlich zum kaiserlichen Pfalzgrafen erhoben. 1735 bis 1740 fand er sich als Amtmann Hamburgs in Ritzebüttel an der Elbmündung. Hier entstand Landleben wie auch der siebte Teil des Irdischen Vegnügen. 1740 besuchte ihn dort Hermann Samuel Reimarus, kurz darauf verstarb Ilsabe. 1741, nach der Rückkehr in die Vaterstadt, wurde Brockes zum Präses der Admiralitäts- und Convoy-Deputation gewählt, dann Erster Landherr auf dem Hamburger Berg und schließlich erst 1742 Zweiter, dann Erster Landherr von Hamm und Horn und 1743 Vorsitzender des Scholarchats. Am 16. Januar 1747 verstarb Barthold Heinrich Brockes in seiner Vaterstadt.
Gedicht-Beispiel
Werke (Auswahl)
Literatur
Weblinks