Hermann Samuel Reimarus
Hermann Samuel Reimarus (*22. Dezember 1694 in Hamburg, †1. März 1768 ebd.) war Gymnasialprofessor in Hamburg für orientalische Sprachen; Verfechter der natürlichen Religion, Wegbereiter der wissenschaftlichen Bibelkritik.
Leben
Studium der Philosophie, Theologie und Philolologie ab 1714 in Jena und ab 1716 in Wittenberg. Dort 1719 Habilitation und 1722 Privatdozent an der philosophischen Fakultät. 1723 Schulrektor in Wismar, ab 1727 Professor für orientalische Sprachen am Akademischen Gymnasium in Hamburg.
Wirken
Betrieb philologische, philosophische und naturwissenschaftliche Studien. Reimarus war ein Verfechter der "natürlichen Religion" ("Wer ein lebendiges Erkenntnis von Gott hat, dem eignet man billig eine Religion zu; und sofern dieses Erkenntnis durch die natürliche Kraft der Vernunft zu erhalten ist, nennt man es eine natürliche Religion." (Reimarus, in: "Die vornehmsten Wahrheiten...")) und versuchte demzufolge, die Existenz Gottes, seine Absichten in der Welt, die Unsterblichkeit der Seele etc. mit Mitteln der Vernunft herzuleiten und zu begründen. Mit seiner "Apologie" wollte er die "natürliche Religion" gegen die Zumutungen eines biblischen Glaubens mit seinem Festhalten an einer übernatürlichen Offenbarung und Wundern verteidigen. Diese Schrift war nicht für eine Veröffentlichung vorgesehen. Reimarus wollte sie lediglich einem Kreis von verständigen Freunden, der sich regelmäßig für Diskussionen bei ihm traf, an die Hand geben. Nach seinem Tod übergaben sein Sohn und seine älteste Tochter Teile einer früheren Fassung an Gotthold Ephraim Lessing, der mit der Tochter gut befreundet war. Die Veröffentlichung dieser Texte durch Lessing führte zum sogenannten Fragmentenstreit.
Reimarus benutzte Methoden der historischen und anderer Wissenschaften, um die Bibel und die Religion einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Unter anderem auf sein Wirken geht in späterer Zeit die Initiierung der Leben-Jesu-Forschung zurück.