Fechten
Fechten ist in erster Linie eine Kampfsportart, die sich aus einer Kampftechnik heraus entwickelt hat. Ursprünglich ist Fechten ein bewaffneter Kampf von meist zwei Personen, bei dem Blankwaffen mit relativ langen Klingen und mit einem Handschutz verwendet werden. Diese können so geführt werden, dass die Angriffe des einen Gegners durch den anderen Gegner mit der Klinge bzw. an der durch Klinge und Handschutz gebildeten konkaven Form abgefangen werden. Beim Fechten kommt es also zum direkten Kontakt der eingesetzten Blankwaffen, anders als beispielsweise dem Einsatz von Messern oder Dolchen (bei denen Ausweichen oder der Griff ans Handgelenk zur Verteidigung eingesetzt werden), oder beim mittelalterlichen Schwertkampf (bei dem die Schläge in der Regel mit einem Schild pariert wurden).Heute wird mit Fechten überwiegend das Sportfechten (dieser Artikel) bezeichnet. Theaterfechten und Mensurfechten werden mit Klingenwaffen ausgeführt. Weiterhin gibt es Stockfechten (Kendo); Boxen wird auch als Faustfechten bezeichnet.
Der Fechtsport ist eine olympische Disziplin.
Merkmale des Fechtsports
Fechtsport ist ein Kampfsport, bei dem zwei Gegner versuchen, sich gegenseitig mit einer Stoß- oder Hiebwaffe zu treffen. Die im Wettkampf zum Einsatz kommenden Fechtwaffen bzw. Waffengattungen sind der Säbel, der Degen und das Florett. Florett und Degen sind reine Stoßwaffen, der Säbel ist eine Hieb- und Stoßwaffe.
Es wird auf einem stegartigen (lang und schmal) Boden, der Fechtbahn (frz.: Planche) gefochten. Je nach verwendeter Waffe zählen Berührungen in bestimmten Regionen am Körper des Gegners als Treffer; diese werden im Wettkampf heute mit einer elektrischen Trefferanzeige erfasst. Sieger ist, wer zuerst eine bestimmte Anzahl von Treffern am Gegner gesetzt hat.
Die Sprache des Fechtens ist französisch, früher auch deutsch.
Fechten als olympische Disziplin
Olympisch zählt Fechten zu den "Gründungs-Sportarten" von Athen 1896. In Athen standen drei Wettbewerbe auf dem Programm, Säbel, Florett und Florett für Fechtmeister. Das Degenfechten kam in Paris 1900 dazu, seit Antwerpen 1920 fechten die Männer die heute noch üblichen Wettbewerbe mit Florett, Degen und Säbel (Einzel und Mannschaft).
Ebenfalls in Antwerpen feierten die Fechterinnen ihren olympischen Durchbruch, erstmals durften sie, aber nur im Florett-Einzel, um Medaillen kämpfen. In Rom 1960 kam ihr Mannschaftstitel im Florett hinzu, und in Atlanta 1996 traten die Frauen auch erstmals mit dem Degen (Einzel und Mannschaft) an. Schließlich wurde in Athen 2004 auch das Säbelfechten der Frauen als sechste Einzeldisziplin ins Olympische Programm aufgenommen. Als Ausgleich für die Aufnahme des Frauen Säbel (nur Einzel) bei den Olympischen Sommerspielen 2004 wird Damenflorett (Mannschaft) gestrichen, so dass im Ganzen 10 Wettkämpfe ausgetragen werden.
Rollstuhlfechten
Fechten wird in Deutschland von Rollstuhlfahrern seit 1962 betrieben. Die Fechter bewegen sich nicht - wie allgemein immer wieder vermutet - mit dem Rollstuhl über die Fechtbahn, sondern sind in "Fechtgestellen" festgeschnallt.
Die Initiative ging von dem Direktor des Berufsförderungswerkes Wildbad, Walter Weiß, aus. Zunächst wurde unter Fechtmeister Richard Heimke mit 12 Teilnehmern nur Säbel trainiert. Im Jahre 1964 kamen Degen und Florett dazu. Seit 1985 wird das Fechten innerhalb des DRS auch von Damen betrieben.
Schon frühzeitig pflegten die deutschen Fechter internationale Sportbegegnungen. Die Olympiade in Tokio 1964 machte den Anfang. Die danach folgenden Weltspiele in Stoke Mandeville und die Paralympics der Behinderten wurden von den deutschen Aktiven mit immer größeren Erfolgen bestritten. Heute zählen die deutschen Rollstuhlfechter zur absoluten Spitze.
Bisheriger sportlicher Höhepunkt waren die Europameisterschaften 1985 in Foggia, bei denen in den Herrenkonkurrenzen 10 von 11 möglichen Goldmedaillen gewonnen werden konnten.
Die elektrische Trefferanzeige wird bei allen Turnieren und meistens auch im Training verwendet.
(Klassische Fechter haben die elektrische Trefferanzeige nicht verwendet,
da sie glaubten dies hätte einen schlechte Einfluss auf ihren Fechtstil.)
Wenn ein Fechter seinen Gegner mit einer bestimmten Kraft trifft, wird ein Kontakt geschlossen, der am Anzeigegerät ein Licht- und Tonsignal auslöst.
Wenn beim Florett ein Treffer außerhalb der gültigen Trefferfläche erfolgt, leuchtet ein weißes Licht auf, innerhalb der gültigen Trefferfläche ein rotes oder grünes. Beim Säbel werden ungültige Treffer nicht angezeigt und der Kampf somit auch nicht unterbrochen.
Der Obmann beobachtet die Fechter und das Anzeigegerät, um zu entscheiden, wer einen gültigen Treffer gesetzt hat, die Entscheidung über einen gültigen Treffer liegt beim Obmann.
Für die elektrische Trefferanzeige wird eine zusätzliche, elektrisch leitfähige Weste benötigt, auch Elektroweste oder E-Weste genannt:
Florettfechter tragen eine Weste die den gesamten Rumpf bedeckt,
bei Säbelfechtern sind der Oberkörper und die Arme bedeckt und die Maske ist ebenfalls elektrisch leitend,
bei Degenfechtern ist der gesamte Körper gültige Trefffläche, daher wird keine Elektroweste benötigt.
Bei allen Waffenarten ist die Waffe angeschlossen.
Die Fechtbahn ist geerdet, um eine ungültige Trefferanzeige zu vermeiden (wenn beim Degen zum Beispiel der Fuß des Gegners getroffen werden soll).
Degen und Florett haben einen mechanischen Schalter an der Waffenspitze der mit 500g (Florett) bezeihungsweise 750g (Degen) gedrückt werden muss, um den Stromkreis zu schließen.
Beim Säbel reicht eine Berührung mit irgendeinem Teil der Klinge.
Die elektrische Trefferanzeige wurde beim Degen 1936 (?) eingeführt,
beim Florett 1957 (?) und beim Säbel 1988 (?).
Sowohl im modernen als auch im klassischen Fechten gibt es drei verschiedene
Waffen: Degen, Florett und Säbel. Diese Waffen wurden Ende des neunzehnten Jahrhunderts standardisiert.
Fechtanfänger beginnen üblicherweise mit dem Florett,
um die Grundlagen des Fechtens leichter lernen zu können.
Aufgrund seines geringen Gewichtes ist das Florett auch gut für Kinder geeignet.
In der Vergangenheit war es Frauen nur erlaubt, mit dem Florett zu fechten.
In einigen klassischen Fechtschulen werden historische Fechtwaffen gelehrt,
zum Beispiel grand canne and rapier and dagger.
Das Florett ist eine Stoßwaffe, d.h. Treffer müssen mit der Spitze beim Gegner aufkommen. Wurden ursprünglich nur möglichst gerade Stöße ausgeführt, (Arm wird gestreckt, durch Beinbewegungen wie Ausfall oder verschiedene Vorwärtsschritte wird die Distanz endgültig verkleinert), sind im modernen Sportfechten auch hiebähnliche Bewegungen üblich, Diese Bewegungen hat man sich vom Ablauf ähnlich jenen mit einer Peitsche oder Angel vorzustellen, wobei natürlich der Taster an der Spitze den Treffer anzeigen muss.
Treffläche beim Florettfechten ist nur der durch die Elektro-Weste gekennzeichnete Oberfkörper mit einem V-förmig im Schritt zulaufenden Ende nach unten. Insbesondere Kopf, Arme und Beine sind dadurch ausgenommen.
Das Florett sich aus dem Leichtschwert bzw. Rapier entwickelt.
Es hat eine dünne, biegsame Klinge und eine sogenannte Glocke als Handschutz.
Florettduelle haben durch die Leichtigkeit der Waffe früher schnell mit tödlichen Stichen in den Oberkörper geendet, weswegen sie rasch an Bedeutung verloren und das Florett recht früh nur noch als Übungswaffe zur Verbesserung der eigenen Fechtkunst eingesetzt wurde.
Im Sportfechten gibt es im Gegensatz zum Degen keine Doppeltreffer, hingegen ein Angriffsrecht (s.u.) .
Das Florett besteht aus Spitze, Klinge, Glocke und Griff.
Die als Taster wirkende Spitze besteht aus einem (natürlich stumpfen) Kopf und Feder mit Hülse. Die Feder muss bei senkrecht gehaltenem Florett ein Gewicht von mindestens 500 g hochdrücken, um für einen Wettkampf verwendet zu werden (damit der Gegener nicht auch bei leichten Berührungen als getroffen angezeigt wird).
Die Klinge hat einen quadratischen Querschnitt und wird von der Spitze bis zur Glocke immer dicker und unflexibler. Man unterteilt sie in Klingenstärke, Klingenmitte und Klingenschwäche, was insbesondere den Punkt angibt, wo sie sich bei einer bestimmten Aktion mit der gegnerischen Klinge berührt.
In der Mitte einer Seite (in der Regel oben) hat die Klinge eine Längsrille, in die eine elektrische Leitung eingeklebt ist.
Die runde und tellerartig geformte kleine Glocke dient zum Schutz der Hand und enthält neben einem Polster einen Stecker für den Kabelanschluss.
Für den Griff gibt es drei verschiedene Arten:
Der Degen ist wie das Florett eine Stoßwaffe. Das oben Gesagte zu hiebähnlichen Bewegungen gilt analog, wenngleich nicht so hoch ausgeholt werden kann, weil sonst der eigene Arm leicht getroffen wird.
Der ganze Körper ist Treffläche, auch Kopf und Füße. Es gilt die Regel "Jeder Treffer zählt". Dadurch gibt es Doppeltreffer (2 Treffer innerhalb von 40 msec) und deswegen kein bestimmtes Angriffsrecht.
Durch diese natürlichen Regeln wird die Abstammung von einer Duellwaffe betont.
Da der gegnerische Arm bzw. insbesondere die Hand von der Entfernung her am nächsten liegt, konzentrieren sich jedoch beim Sportfechten viele Aktionen darauf, die Hand zu treffen bzw. die eigene Hand zu verbergen, was einem Degengefecht ein etwas statisches, mitunter hölzernes, Aussehen geben kann.
Die Bestandteile des Degens sind im wesentlichen die gleichen wie beim Florett.
Im Unterschied muss die Degenspitze ein Gewicht von mindestens 750 g hochdrücken.
Die Degenklinge hat einen leicht v-förmigen Querschnitt und wird ebenfalls von der Spitze bis zur Glocke immer dicker.
Der Säbel stammt vom Militärsäbel der Kavallerie des 19. Jahrhunderts ab. Er besitzt eine flache und leichte Klinge.
Der Säbel ist eine Hieb- und Stoßwaffe, d.h. Treffer können mit der (natürlich ebenfalls stumpfen) Klingenschärfe gesetzt werden). Die Trefferfläche ist der gesamter Oberkörper inkl. Kopf und Armen, wobei allerdings der Schritt im Gegensatz zum Florett ausgeklammert ist, das heißt die Treffläche horizontal unter dem Bauch endet.
Das Säbelfechten ist in der Regel noch schneller als beim Florett. Treffer falls oft schon nach wenigen Sekunden. Wie beim Florett gilt ein Angriffsrecht. Ungültige Treffer werden nicht angezeigt, so dass z.B. bei einem Treffer auf ein Bein das Gefecht nicht unterbrochen wird.
Der Säbel ist ähnlich aufgebaut wie die obigen beiden Waffen, hat aber keine Spitze mit beweglichem Kopf als Treffersensor, sondern die Klinge läuft in einer Rundbiegung aus.Die Säbelklinge hat einen annähernd rechteckigen Querschnitt, benötigt aber keine eingeklebte Litze sondern ist als ganze elektrisch leitend, damit gültige Treffer angezeigt werden können.
Die Säbelglocke ist anders geschnitten und eher halbkugelförmig um die Hand nach unten herumgezogen als die tellerartigen Glocken der beiden anderen Waffen.
Für den Säbel gibt es nur eine dem französischen Griff ähnliche Griffart.
Die Fechtkleidung, die heutzutage beim Sportfechten getragen wird,
dient dem Schutz der Fechter.
Sie besteht aus sehr fester Baumwolle, Nylon oder Kevlar. Es gibt folgende Kleidungsstücke, sie unterliegen festen Sicherheitsnormen:
Erfolgt der Aufruf muss man sich beim Kampfrichter ( Obmann ) melden.
Die Erstgenannte steht rechts vom Obmann, Linkshänder stehen immer links vom Obmann, damit der Obmann eine unverdeckte Sicht auf die Waffe und den Waffenarm hat.
Ein Kampf dauert maximal 3 Minuten oder bis einer der Fechter 5 Treffer erzielt hat. Wenn der Kampf gestoppt wird, z.B. bei einem Treffer oder wenn einer der Fechter seitwärts der Planche steht, wird auch die Uhr gestoppt.
Bei Gleichstand gibt es 1 Minute Verlängerung, wobei vorher ein Treffervorteil ausgelost wird. Falls in der Verlängerung kein Treffer erzielt wird, erhält der Fechter mit dem Treffervorteil den Sieg zugesprochen.
Während des Gefechts darf die Bahn nur nach vorheriger Anfrage verlassen werden.
Eine Anfrage an den Obman erfolgt durch Heben der linken Hand.
Das Angriffsrecht beim Florett und beim Säbel bedeutet, dass der zuerst Angreifende Trefferpriorität hat. Anders ausgedrückt: Wenn man angegriffen wird, muss man sich zuerst verteidigen, bevor man einen Gegenangriff durchführen kann; man darf nicht versuchen den Angreifer ebenfalls zu treffen und dabei riskieren selbst getroffen zu werden.
Einer Abwehr des Angriffs mit der Klinge (Parade) bewirkt ein Umkehr des Angriffsrechtes und gibt so dem gerade Angegriffenen die Möglichkeit zu einenm Gegenangriff (Riposte).
Ein Beispiel: Der erste Fechter greift an, der zweite Fechter führt einfach einen Gegenangriff durch und beide Fechter erzielen einen Treffer. Nun erhält der erste Fechter den Punkt, da er das Angriffsrecht besass.
Falls jedoch der zweite Fechter mit einer Parade den Angriff des Ersten abwehrt
hat sich das Angriffsrecht umgekehrt und der erste Fechter muss sich nun seinerseites verteidigen.
Beim Florett und Säbel muss der Obmann entscheiden, wer das Angriffsrecht hatte und somit den Punkt erhält. Falls der Obmann keine Entscheidung treffen kann, werden die Treffer für nichtig erklärt und der Kampf wird fortgeführt.
Im Degen gibt es kein Angriffsrecht, wer zuerst trifft, dessen Treffer zählt. Treffen beide innerhalb von 5/100 sec. werden beide Treffer gewertet. Nach dieser Zeit zeigt der Melder keine weitern Treffer mehr an.
Internationaler Dachverband ist seit 1913 die Fédération Internationale d'Escrime. Die nationale Sportverbände sind der Deutsche Fechter-Bund, der Österreichische Fechtverband sowie die Fédération Suisse d'Escrime. Ausbildungsorganisation für Fechtmeister ist in Deutschland die Akademie der Fechtkunst Deutschlands ADFD.
Elektrische Trefferanzeige
Die Waffengattungen
Florett
Durch das Angriffsrecht, das Aktivität belohnt, ist das Florettfechten dynamisch, die Gegener ständig in Bewegung und Treffer fallen meist vor Ablauf einer halben Minute.Degen
Der Degen ist der Nachfolger des beim Duell verwendeten Degens aus dem 19. Jahrhundert. Er ist stabiler und schwerer und mit einer größeren Glocke als das Florett versehen, da auch die Hand geschützt werden muss. Säbel
Schutzkleidung
Traditionell ist die Fechtkleidung weiß, um es dem Schiedsrichter zu erleichtern Treffer zu erkennen. Fechtmeister tragen üblicherweise Schwarz.
Seit neuem erlauben die FIE Regeln bunte Fechtkleidung.Das Fechtturnier
Verwarnungen
Durch den Obmann können Verwarnungen ausgesprochen werden:
Angriffsrecht
Organisation
Bekannte deutsche Fechter
Siehe auch: Liste der FechterVerwandte Artikel
Weblinks