Tscherkessen
Die Tscherkessen sind die frühesten bekannten Ureinwohner des Kaukasus und waren einst das zahlreichste und wichtigste Volk des nördlichen Kaukasus. In Europa bekannt unter den Namen Tscherkessen, nennen sie sich selber Adyge.
Table of contents |
2 Sprache 3 Siedlungsgebiet 4 Die tscherkessischen Stämme 5 Religion |
Ursprung
Ihre Vorgeschichte reicht weit über das 5. Jahrhundert vor Chr hinaus. Um etwa 4000 v. Chr. entstand im nördlichen Kaukasus die Maikop Kultur. Diese gehört zu den ältesten Kulturen der Welt. Sie beeinflussten die kulturelle Entwicklung des gesamten Nordkaukasus und Teile Südrusslands. Archäologische Ausgrabungen, insbesondere die Funde von hunderten Dolmen (Großsteingräber) im nordwestlichen Kaukasus zeugen von einer jahrtausendalten Kultur der Tscherkessen. Die legendären Kimmerer gelten als Vorfahren der Tscherkessen. Sie gründeten als Sind-Mäotier um 400 v. Chr einen Staat am Schwarzen Meer mit der Hauptstadt Gorgippa (heute Anapa). In der Geschichte wurden die Tscherkessen unter verschiedenen Namen bekannt, wie Cercetae, Siraces, Kassogen, Keschaks oder Kerket. Die europäischen Begriffe wie "Tscherkessen" oder "Circassian" gehen vermutlich auf die vorgenannten Bezeichnungen zurück.
Die tscherkessische Sprache besteht aus zwei verschiedenen Dialekten/Mundarten, dem West-tscherkessischen (adygejisch) und Ost-Tscherkessischen (kabardinisch). Man geht davon aus, dass sich das Ost-Tscherkessische im 13 bis 14. Jahrhundert von der gemeinsamen tscherkessischen Sprache getrennt hat. Gemeinsam mit der Abchasischen und Abazinischen Sprache gehören sie zu adyge-abchasichen Sprachfamilie und bilden damit den nordwestlichen Zweig der kaukasischen Sprachfamilie.
Das West-Tscherkessische ist in der Autonomen Republik Adygeja die offizielle Sprache. Das Ost-Tscherkessische wiederum in Kabardino-Balkarien und in Karatschai-Tscherkessien.
Da das Ost-Tscherkessische weniger Laute als das West-Tscherkessisch besitzt, ist es für den Ost-Tscherkessisch Sprechenden schwieriger, das West-Tscherkessisch zu verstehen, umgekehrt jedoch ist es einfacher. Nach ihrer Sprache befragt, geben alle die Antwort adygejisch zu sprechen. Daher ist es irreführend, die tscherkessische Sprache in adygejisch und kabardinisch zu unterteilen. Die Unterteilung in West-Tscherkessisch (adygejisch) und Ost-Tscherkessisch (kabardinisch) ist sinnvoller. Die Tscherkessen besitzen keine eigene Schrift. Mit der Islamisierung war ihre Schriftsprache arabisch. Anfang des 20. Jahrhunderts bediente man sich des lateinischen Alphabetss. Seit 1937/38 wird das kyrillische Alphabet mit einigen Ergänzungen benutzt. Bis heute gibt es kein einheitliches Alphabet der Tscherkessen. Man bedient sich zweier verschiedener Alphabete. Das des West-Tscherkessischen, welches hauptsächlich auf den temirgoischen Dialekt aufgebaut ist und das des Ost-Tscherkessischen, dem kabardinischen Dialekt.
Das ursprüngliche Siedlungsgebiet reichte einst bis ans Asowsche Meer und umfasste die Steppen des heutigen südlichen Russlands. Durch Kriege und Völkerwanderungen wurden die Tscherkessen immer weiter nach Süden zurück gedrängt. Im 18.Jahrhundert bildete der Kuban Fluss die nördlichste Grenze ihres Siedlungsgebietes. Dieses erstreckte sich über der Ostküste des Schwarzen Meeres, dem mittleren Kuban, dem unteren Kuban, dem Westufer des Terek-Flusses und dem Grossteil der Kabardei bis zur heutigen Stadt Mozdok. Im 19.Jahrhundert nach Ende der russisch-kaukasischen Kriege, wurden etwa 750.00 Nordkaukasier in das damalige Osmanische Reich zwangsumgesiedelt. In das Gebiet der Tscherkessen wurden Russen aus dem Landesinneren des russischen Reiches angesiedelt. Heute lebt die Mehrheit der Tscherkessen außerhalb des Kaukasus. In der Türkei etwa 1,5 Mio., in Syrien 80.000, in Jordanien 40.000, in der EU 10.000, in Israel 3000 und etwa 1000 in den USA. Im Kaukasus ist eine Minderheit verblieben, die in drei verschiedenen autonomen Republiken leben. In Adygeja, von 480.000 Einwohnern sind nur etwa 130.000 Tscherkessen. In der autonomen Republik Karatschai-Tscherkessien, von etwa 422.000 Einwohnern sind nur 50.000 Tscherkessen. In der autonomen Republik Kabardino-Balkarien, von 800.000 Einwohnern sind etwa 390.000 Tscherkessen und weitere 10.000 Tscherkessen leben in der Umgebung der Stadt Tuapse an der Schwarzmeer Küste. Bis auf in Kabardino-Balkarien sind die Tscherkessen in ihrer eigenen Heimat Minderheiten. Die Republiken wurden in den zwanziger Jahren des 20.Jahrhunderts nach Willkür gegründet. Natürlich entsprechen sie nicht dem ursprünglichen Siedlungsgebiet der Tscherkessen.
Durch die verschiedene Namensgebung der jeweiligen Republiken, erweckt es oft den Anschein, dass es sich bei den begriffen Adygejer, Tscherkessen und Kabardiner um drei verschiedene Völker handelt. Alle drei Begriffe bezeichnen im Grunde ein und dasselbe Volk. Der Begriff "Tscherkessen" wird häufig in Europa benutzt. Die Tscherkessen selber nennen sich jedoch "Adyge" und die Kabardiner sind ein Stamm der Adyge und somit auch Tscherkessen oder Adygejer.
Obwohl die Tscherkessen schon im 5.Jahrhundert zum Christentum bekehrt wurden, wovon sie aber sehr wenig beeinflusst wurden, verehrten sie Naturgötter.
Wie alle Naturvölker pflegten auch die Tscherkessen einen respektvollen Umgang mit der Natur. In der Vergangenheit wurde kein Baum ohne den Beschluss des Ältestenrates (Chase) gefällt. Jede Familie oder Sippe hatte ihren bestimmten speziellen Baum, bei dem man sich vor Versammlungen oder vor wichtigen Entscheidungen traf. Um einige Naturgötter zu nennen: Schible - Gott des Donners, Tlepsch - Gott des Feuers, Soserez - Gott des Wassers, Mezischa - Gott der Wälder.
Im 15.Jahrhundert wurden die kabardinischen Tscherkessen unter dem Einfluss der Krim-Tataren zum Islam bekehrt. Die Kabardiner verbreiteten ab dem 15. Jahrhundert den Islam unter den tscherkessischen Stämmen und benachbarten Völkern weiter. Bis auf eine kleine Minderheit der kabardinischen Tscherkessen in der Umgebung der Stadt Mozdok, welche orthodoxe Christen sind, ist die große Mehrheit der Tscherkessen sunnitische Muslime.
Die Tscherkessen galten schon immer als gemäßigte Muslime. Die heute im Kaukasus verbliebenen Tscherkessen sind zwar Muslime, sie üben ihre Religion aber nicht aus, auch haben sie kein fundiertes Wissen über ihre Religion. Die Tscherkessen in der Diaspora gelten als liberale moderne Muslime, die man oft in demokratischen Parteien, Organisationen und Vereinen antrifft. Ob in der Türkei, Jordanien oder Syrien, in all den Ländern gehören die Tscherkessen zu den treibenden Kräften die Demokratisierung und Liberalisierung unterstützen und fördern.
Irfan Genel
Quelle: www.Tscherkessen-Koeln.deSprache
Siedlungsgebiet
Die tscherkessischen Stämme
Religion