Cyberpunk
Cyberpunk ist eine dystopische Richtung der Science Fiction-Literatur, welche in den 1980er Jahren entstand. Der Begriff wurde von Gardener Dozois geprägt, um die Werke von William Gibson (speziell Neuromancer) zu beschreiben. Zuerst aufgetaucht ist der Begriff in einer gleichnamigen Kurzgeschichte von Bruce Bethke aus dem Jahr 1980.
Allgemeines
Im Unterschied zu den klassischen Utopien vieler anderer Science-Fiction-Genres ist die Welt des Cyberpunk nicht glänzend und steril-sauber, sondern düster, und von Gewalt und Pessimismus geprägt. Entstanden in den 1980er Jahren spiegelt sie die aufkommende Kritik gegen die zunehmende Kommerzialisierung und Urbanisierung wieder. Die Staaten haben ihre Macht zugunsten großer Konzerne abgegeben, und mit der Macht des Staates, ist auch die (in entwickelten Ländern zuvor vorhandene) physische und ökonomische Sicherheit des Individuums verloren gegangen. Das Versprechen einer besseren Welt durch den technologischen Fortschritt wurde nicht eingelöst. Die Hochtechnologie dient nicht dem Wohle der Menschen, sie wird zur allgemeinen Überwachung und zum Tuning lebender Organismen mittels Cyberware eingesetzt.
Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen oft mit Technologie, wie dem von Gibson geprägten Begriffs des Cyberspace (eine ähnliche Technologie wird bei Neal Stephenson Metaverse genannt) oder SimStim.
Vor diesem Hintergrund zeichnet Cyberpunk oft das Bild einer Subkultur, die gleichsam als Gegenpol zu einer neuen Weltordnung ohne soziale und persönliche Sicherheit entstand. Die Hauptfiguren sind meist die Verlierer dieser Entwicklung. Es sind Glücksritter und Abenteurer, die, oftmals unfreiwillig, ein Leben abseits der Großkonzerne "in den Schatten" der Gesellschaft führen. Sie sind die wahren Helden des Cyberpunk, und viele Erzählungen setzen sie als Protagonisten der Macht und Skrupellosigkeit der entfesselten Konzerne entgegen. Aus diesem Grund sind Hacker beliebte Figuren in der Cyberpunk Literatur.
Cyberpunk gilt als der Film Noir unter den Science-Fiction-Genres.
Entwicklung
Als Cyberpunk im engeren Sinne können eigentlich nur Filme und Romane aus den Jahren um 1980 bis
circa 1994 bezeichnet werden. Die ersten Werke für die der Begriff Cyberpunk verwendet wurde sind wohl der Film Blade Runner (1982) von Ridley Scott und die Romane Neuromancer (1984) von William Gibson, Software (1982) von Rudy Rucker, allerdings gab es frühere Romane der Hauptautoren des Cyberpunk, zum Beispiel Transmaniacon (1979) von John Shirley sowie eine unüberschaubare Zahl an Kurzgeschichten.
Natürlich entstand Cyberpunk nicht aus der Leere, es gab eine große Zahl an Vorläufern. Stilistisch ist hier sicher Philip K. Dick zu nennen, der die Romanvorlage zu Blade Runner lieferte, obwohl er (schon aufgrund seines viel früheren Schaffens) kein Protagonist des Cyberpunk war. Er nahm in den 1960er Jahren bereits viele wichtige Themen des späteren Cyberpunks vorweg. Wegweisend war sicher auch John Brunner, hier speziell seine Romane Der Schockwellenreiter (1975) und Morgenwelt (1968). Ein thematischer Vorfahr des Cyberpunk ist Daniel F. Galouye, speziell sein Roman Simulacron-3 (1964). Andere Autoren und Kritiker führen Harlan Ellison und Harry Harrison als wichtige Einflüsse an.
Um 1985 herum setzte im SF-Bereich ein regelrechter Boom ein, in der Folge wurden immer mehr Autoren und auch Werke bisher eher "klassischer" SF-Schreiber dem Cyberpunk zugeordnet, etwa Greg Bears Blutmusik (1985). Waren die Autoren vorher mit der Schublade "Cyberpunk" eher unglücklich, so setzte nun eine regelrechte Gegenbewegung ein: Wieder einmal wurde der "Tod der Science-Fiction" angesagt, Cyberpunk sollte ihre letzte Ausprägung sein. Derweil wandten sich die Schreiber neuen Feldern zu, William Gibson und Bruce Sterling wechselten zunächst mit Die Differenzmaschine zum Steampunk, um sich dann immer mehr in Richtung Gegenwartsliteratur zu bewegen, andere Autoren wie Michael Swanwick integrierten zunehmend Fantasy-Elemente in ihre Romane (Die Tochter des stählernen Drachen, 1993). Die erste Welle des Cyberpunk kann mit dem Jahr 1994 für beendet erklärt werden, obwohl mit Neal Stephenson 1992 noch einmal ein neuer Autor frischen Wind in das Genre brachte.
Derweil waren Cyberpunk-Themen über den Umweg über Musik, Rollenspiele, Comics und Computerspiele immer weiter in die Mainstream-Popkultur vorgedrungen. Mit dem Erscheinen von Billy Idols Album "Cyberpunk" (1993), spätestens jedoch mit dem Film Matrix war Cyberpunk Allgemeingut geworden und damit als eigenständiges Subgenre der SF nicht mehr abgrenzbar. Typische Technologie-Themen des Cyberpunk wie Nanotechnologie, Gentechnik und Virtuelle Realität werden heute auch von Mainstream-Autoren wie Michael Crichton und Stephen King behandelt.
Vertreter
Autoren
Einige wichtige Autoren des Cyberpunk-Genres:
Bücher
Auswahl einiger wichtiger Bücher des Cyberpunk:
Filme
Einige Cyberpunk-Filme:
Comics
Rollenspiele
Einige Cyberpunk-Rollenspiele:
- Cyberpunk 2020, von R. Talsorian Games (nah an der Vorlage von Gibson)
- GURPS Cyberpunk, von Steve Jackson Games (eher ein Leitfaden als eine eigene Cyberpunk-Spielwelt)
- GURPS Cyberworld, von Steve Jackson Games (im Gegensatz zu GURPS Cyberpunk tatsächlich eine
- Shadowrun, ursprünglich von FASA, deutsche Version bei FanPro (verbindet Cyberpunk mit Fantasy)
Computerspiele
Einige Cyberpunk-Computerspiele:
- Syndicate von Bullfrog Productions
- Neocron von Reakktor.com
- Deus Ex von IonStorm
- Anarchy Online von Funcom
- Beneath a Steel Sky von Revolution Software
- Uplink von Introversion
Sammelkartenspiele
Cyberpunk-Sammelkartenspiel:Musik
- Billy Idol nannte eines seiner Alben Cyberpunk.
- Cassandra Complex veröffentlichte ein Album mit dem Titel Cyberpunx.
Verbindungen zu anderen Genres
Cyberpunk läßt sich mit anderen Genres in den Oberbegriff Dark-Future einordnen. Eine Abart des Cyberpunk ist außerdem der Steampunk der in einer anachronistischen viktorianischen Umgebung, d.h. zum Höhepunkt der Industriellen Revolution, spielt.
Weblinks