Vaterländischer Krieg
Als Vaterländischer Krieg wurde der Krieg zwischen Frankreich unter Napoléon und Russland im Jahre 1812 von Seiten der Russen bezeichnet.Zar Alexander I von Russland wollte sich Ende 1810 an der von Napoléon verhängten Kontinentalsperre gegen England aus wirtschaftlichen Gründen nicht beteiligen. Diese Entscheidung musste zum Krieg gegen Napoléon führen, da er die Kontinentalsperre als einziges Kampfmittel gegen England sah.
Am 24. Juni 1812 überschritt Napoléon mit seinen Truppen aus rund 450.000 Soldaten, der Grande Armée, die Memel und damit die russische Grenze. Napoléon erwartete einen schnellen Sieg; doch die russischen Truppen unter Feldmarschall Kutusow wichen in die Weiten des Landes aus. Schließlich kam es zur Schlacht von Borodino, in der 50.000 Mann auf beiden Seiten ihr Leben liessen. Nach diesem militärischen Patt zogen sich die russischen Truppen wieder zurück. Im September 1812 erreichten die Franzosen Moskau. Die Einwohner hatten Moskau verlassen, alles Eßbare mitgenommen und die Stadt in Brand gesetzt. Die französischen Soldaten litten unter Hunger und Kälte. Der Zar kapitulierte nicht. Mitte Oktober 1812 befahl Napoléon seine Truppen zurück und sah schon das Ende für seine Grande Armée. Ein früh einbrechender Winter und die Kosaken, eine gefürchtete russische Reitertruppe setzten den französischen Truppen schwer zu. In der Schlacht an der Beresina wurde Napoleons Grande Armee endgültig zerschlagen. Nur 40.000 napoleonische Soldaten übertraten im Dezember 1812 lebendig die preußische Grenze. Napoléon war schon vorher nach Paris mit dem Schlitten geflohen, um eine neue Armee aufzustellen.
Der Vaterländische Krieg erhielt seinen Namen, weil Russland erbittert gegen die Franzosen auf ihrem eigenem Territorium gekämpft hat. Ihre Hauptstadt Moskau war ihr Opfer, um das Land zu verteidigen. Kriege waren in Russland keine Seltenheit, Russland habe selbst auch reichlich Expansions- und Angriffskriege geführt und war dabei meistens der Sieger. In der folgenden Epoche sollte Russland jedoch mehrmals von Westen her massiv angegriffen werden. Der Vaterländische Krieg, der Krimkrieg und der Erste Weltkrieg wurden in ihrer Brutalität und Zerstörungskraft durch den Naziüberfall alle in den Schatten gestellt. Deswegen wurde dann auch Russlands opferreiche Verteidigungskrieg gegen Hitler-Deutschland zum "Großen Vaterländischen Krieg deklariert und entsprechend glorifiziert.
Für Napoléon war der Vaterländische Krieg der militärisch gravierendste Schritt seines Niedergangs.