Turing-Galaxis
Als Turing-Galaxis bezeichnet man die mediengenealogische Epoche, die durch die Ablösung des Buches als Leitmedium ("Gutenberg-Galaxis") gekennzeichnet ist; man spricht daher auch vom Ende der Gutenberg-Galaxis.
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2 Turing-Galaxis bei Coy 3 Weitere Positionen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks |
Der Begriff wurde 1995 von Volker Grassmuck geprägt, der vorschlägt, "den emergierenden Horizont der binär-digitalen Medien "Turing-Galaxis" zu nennen, weil Alan Turing es war, der dessen zwei zentrale Konzepte formuliert hat [...]".
Diese zwei zentralen Konzepte für die Ablösung des Gutenberg-Zeitalters sind:
Wolfgang Coy schließt sich Grassmucks Argumentation an und ergänzt: "Der Buchdruck hat aus oralen Gemeinschaften literale Gesellschaften mit grapholektischen Hochsprachen geformt und daraus folgend entstanden die Nationalstaaten, die Renaissance und die religiösen Reformationen ebenso wie das universelle wissenschaftliche Weltbild. Von der Erfindung des Textes im 12. Jahrhundert und der Erfindung des Buchdrucksystems im 15. Jahrhundert bis zur allgemeinen Schulpflicht sind Jahrhunderte vergangen. Die kommende globale mediale Gesellschaft wird Prozesse in Gang setzen, deren Wirkungen mit denen der Literarisierung vergleichbar sind. Die Ablösung der Schriftkultur durch eine Computerkultur hat gerade erst begonnen. Die Gutenberg-Galaxis erweitert sich zur Turing-Galaxis" (Coy).
Der Begriff der Turing-Galaxis ist synekdotisch und exemplarisch; denkbar und sinnvoll wären auch – unter entsprechend verschobener Schwerpunktsetzung – Bezeichnungen wie Berners-Lee-Andreessen-Galaxis, Von-Neumann-Galaxis, Zuse-Galaxis, Vannevar-Bush-Galaxis, Ted-Nelson-Galaxis, Hypertext-Galaxis etc.
Die Gutenberg-Galaxis war gekennzeichnet durch das Leitmedium Buch, das charakterisiert ist durch die Eigenschaften der Linearität, Sequentialität und Hierarchie; es war eingebettet in einen Medienverbund, den man als Paperdigm bezeichnen kann.
Diese Merkmale werden am Ende der Gutenberg-Galaxis gebrochen oder aufgelöst; daher ist relativ eindeutig, dass der Computer, die Digitalisierung und die Hypertextifizierung eine zentrale Rolle in diesem Transformationsprozess spielen. Computer, Digitalisierung und Hypertext lösen das Paperdigm auf, ermöglichen Medienkonvergenz sowie Medienintegration. Der Computer wird dabei zum Leitmeidum.
Die wichtigsten Merkmale dieses emergierenden Zeitalters sind:
Turing-Galaxis bei Grassmuck
Turing-Galaxis bei Coy
Weitere Positionen
Ein erheblich radikaleres Szenario entwickelt Vilém Flusser mit der Utopie seiner telematischen Gesellschaft.Siehe auch
Literatur
Weblinks