Medientheorie
Als Medientheorie werden spezifische oder generalisierte Forschungsansätze verstanden, die das Wesen und die Wirkungsweise von Einzelmedien oder der Medien generell zu erklären versuchen. Es werden darin häufig Rückbezüge genommen auf die Kommunikations- und die Informationstheorie.Zur Zeit steht eine einheitliche Medientheorie noch aus. Ein Grund hierfür dürfte sein, dass es bislang noch nicht gelungen ist, eine Rubrizierung nach technischen Medienbegriffen mit einer sinnvollen und stimmigen Definition von Medium in Einklang zu bringen.
Es existieren verschiedene Ansätz zur Systematisierung vorhandener Medientheorien.
Werner Faulstich unterscheidet beispielsweise vier Kategorien von Medientheorien:
Ansätze der primären Intermedialität beschäftigen sich vor allem mit dem Verhältnis unterschiedlicher Medien zueinander (Medienvergleich); diese Ansätze entstehen meist, wenn eine neue Medientechnik entwickelt wird oder wenn ein Funktionswandel eintritt, beispielsweise beim Übergang zum Massenmedium. Sie sind vortheoretisch und beschränken sich auf Einzelaussagen über ihre Untersuchungsgegenstände.
Beispiele:
Siehe
Wenn sich ein neues Medium etabliert hat, setzt eine an der Praxis orientierte Reflexion ein; dabei werden schwerpunktmäßig nicht mehr Vergleiche mit anderen Medien angestellt, es tritt dagegen das betrachtete Einzelmedium und dessen spezifische Eigenschaften in den Mittelpunkt, beispielsweise die Montage bei Sergej Eisenstein. Diese medientheoretischen Ansätze der rationalisierten Praxis erheben nicht den Anspruch einer vollständigen Theorie des Mediums – sie sind ebenfalls vortheoretisch – und versuchen, relevante Teilbereiche zu systematisieren.
Beispiele:
''Brechts so genannte Radiotheorie:
Einzelmedienontologien versuchen, das Wesen eines neuen Mediums, das sich bereits etabliert hat, zu bestimmen. Im Gegensatz zu anderen Ansätzen gehen sie dabei methodisch und systematisch vor; sie beschäftigen sich nicht mehr nur mit Details des Mediencharakters, sondern streben Allgemeingültigkeit in Bezug auf das Einzelmedium an. Einzelmedienontologien sind nur eingeschänkt auf andere Medien übertragbar.
Beispiele:
Generelle beziehungsweise generalisierende Medientheorien werden entwickelt, um mehrere Medien theoretisch zu erfassen; sie werden in der Regel unter Rückgriff auf die Modelle und Methoden anderer Wissenschaftsdisziplinen wie der Kultur- oder Sozialwissenschaften entworfen. Sie ersetzten die Einzelmedienontologien nicht, sondern ergänzen diese.
Beispiele:
Generelle beziehungsweise generalisierende Medienontologien versuchen, über die Aussagen der generellen (beziehungsweise generalisierenden) Medientheorien hinaus zu gehen und allgemeingültige Aussagen über das Wesen und die Struktur von Medien an sich zu machen und eine Universaltheorie zu schaffen; mit diesem Allgemeinheitsanspruch schließen sie eine Koexistenz mit der generellen Medientheorie aus, sie sind inkompatibel zueinander. Außerdem lösen sich generelle Medienontologien von benachbarten Wissenschaftsdisziplinen und stellen eigenständige medientheoretische Paradigmen auf.
Die Ansätze der sekundären Intermedialität versuchen, Intermedialität zu verallgemeinern und eine generelle Medientheorie zu schaffen; sie bestimmen das Wesen von Medien aus der Interferenz der Medien zueinander. Sie bilden somit eine spezielle Variante der [[#GenerelleMedienontologie|generellen Medienontologie].
Textsammlungen:
Systematik der Medientheorien
Bei einem objektorientierten Ordnungsprinzip werden ebenfalls vier Gruppen von Einzelmedien unterschieden:
Folgende Ansätze lassen sich in einem Phasenmodell nach Rainer Leschke (2001) als Ordnungsmodelle unterscheiden:primäre Intermedialität
sekundäre Intermedialität
rationalisierte Praxis
Einzelmedienontologien
generelle (generalisierende) Medientheorien
generelle (generalisierende) Medienontologien
Intermedialitätstheorien: sekundäre Intermedialität
Siehe auch: Infosphäre, Gutenberg-GalaxisLiteratur
Übersichtsdarstellungen:
Lexika: