Gutenberg-Galaxis
Der Begriff der Gutenberg-Galaxis wurde von Marshall McLuhan in seinem 1962 erschienenen Buch The Gutenberg Galaxy geprägt; er bezeichnet eine Welt, die grundlegend vom Buch als Leitmedium geprägt ist:
- "Der Buchdruck neigte dazu, die Sprache von einem Mittel der Wahrnehmung zu einer tragbaren Ware zu verändern. Der Buchdruck ist nicht nur eine Technologie sondern selbst ein natürliches Vorkommen oder Rohmaterial wie Baumwolle oder Holz oder der Radio; und wie jedes Rohmaterial formt es nicht nur die persönlichen Sinnesverhältnisse, sondern auch die Muster gemeinschaftlicher Wechselwirkung." (Marshall McLuhan, The Gutenberg Galaxy, 1962)
Table of contents |
2 Mediengenealogie 3 Ende der Gutenberg-Galaxis 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks |
Zeitgenössische Medientheoretiker wie Friedrich Kittler und Norbert Bolz greifen diese Vorstellung auf und sprechen beispielsweise von einem Alphabetischen Monopol. Kittler erörtert die weitere Entwicklung der Diskursnetzwerke der Neuzeit anhand seiner Studie Aufschreibesysteme 1800/1900, wo er die Gutenberg-Galaxis als "sexuell geschlossenen Regelkreis" charakterisiert.
Das Diskurssystem der Goethe-Zeit – das Aufschreibesystem 1800 – war nach seinen Analysen gekennzeichnet durch die Merkmale
Diskurse der Gutenberg-Galaxis
Das Aufschreibesystem 1900 bricht mit diesem System durch Entwicklung der Physiologie, Psychophysik und Psychotechnik. Dieser "Sturz des Diskurssystems der Goethezeit" ermöglicht die Entwicklung von mechanischen Speichern für Schrift, Bild und Ton Ton.
Die "drei technischen Urmedien" dieser Gründerzeit sind Phonograph, Kino und Schreibmaschine, welche die Sektoren von Akustik, Optik und Schrift erst auseinanderdifferenzieren (Grammophon Film Typewriter, S. 79).
In der historischen Entwicklung der Medien unterscheidet McLuhan drei Phasen:
Nach McLuhan kennzeichnet das Aufkommen der elektronischen Medien und die elektronische Vernetzung der existierenden Gesellschaften "zu einem einzigen globalen Stamm" das Ende des Buchzeitalters; er prophezeit eine Umwandlung der Welt in ein elektronisch geschaffenes "globales Dorf" (Global Village).
Zeitgenössische Medientheoretiker wie Norbert Bolz gehen davon aus, dass wir uns derzeit in einer Transformationsphase befinden zwischen der Gutenberg-Galaxis und einer Welt, die von einem neuen Paradigma geprägt ist; begrifflich wird die Nachfolgerwelt nach dem Paradigmenwechsel beispielsweise als Turing-Galaxis bezeichnet, die durch neue Speicher- und Übertragungsmedien, insbesondere den Computer, geprägt ist. In dieser Richtung argumentieren auch die Virtualitäts- und Simulationstheoretiker wie Paul Virilo.
Andere Ansätze sehen eher Netzwerk- oder Rhizom-Strukturen als Leitparadigma (Félix Guattari/Gilles Deleuze).
Wiederum andere Medientheoretiker wie Vilém Flusser setzen den Umbruch mit der Entstehung der technischen Bilder an, vor allem also mit der Entwicklung der Fotografie um 1839.
Mediengenealogie
Ende der Gutenberg-Galaxis
Siehe auch
Literatur
Weblinks