Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche
Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) ist eine lutherische Freikirche. Sie ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Sitz in Hannover, Schopenhauerstr. 7. Die Gemeinden der SELK verteilen sich auf ganz Deutschland.
Die heutige SELK entstand 1972. Doch gab es bereits seit 1945 eine lutherische Freikirche mit der Bezeichnung Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland. Diese brachte sich 1972 mit der Evangelisch-lutherischen (altlutherischen) Kirche (nur die Gemeinden aus dem Bereich der damaligen Bundesrepublik Deutschland) und der Evangelisch-Lutherischen Freikirche (ebenfalls nur die Gemeinden aus dem Bereich der damaligen Bundesrepublik Deutschland) in die heutige "Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche" ein. Der bereits seit 1945 bekannte Name wurde somit von der 1972 neu gegründeten Freikirche übernommen. Dieser Kirche schlossen sich zum 1. Januar 1976 die Evangelisch-Lutherische Bekenntniskirche in der Diaspora und 1991 die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche (auf dem Gebiet der DDR) als weitere Kirchen an. Damit erreichte sie ihre heute Ausdehnung bzw. ihr heutiges Verbreitungsgebiet ihrer Gemeinden. Sie umfasst jedoch nicht alle selbständigen lutherischen Gemeinden in Deutschland, also Gemeinden, die keiner Landeskirche angehören. So gibt es etwa nach wie vor noch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden (diese befindet sich seit 1983 jedoch (wieder) in "Kirchengemeinschaft" mit der SELK) und die Evangelisch-Lutherische Freikirche (mit Gemeinden hauptsächlich in den nordöstlichen Bundesländern). Beide Kirchen bestehen als selbständige Institutionen bis heute.
Die vor 1972 bestehenden lutherischen Freikirchen, die ihrerseits teilweise auch durch frühere Vereinigungen von lutherischen Kirchen entstanden waren, haben eine sehr unterschiedliche Geschichte, auf die im folgenden etwas näher eingegangen wird:
Die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche hatte sich ab 1830 unter der Bezeichnung "Evangelisch-Lutherische Kirche in Preußen" (später "in Alt-Preußen") gebildet. Dabei schlossen sich jene lutherischen Gemeinden in Preußen zu einer vom Landesherrn unabhängigen Kirche zusammen, welche die 1817 erfolgte Union zwischen lutherischen und reformierten Gemeinden nicht akzeptierten. Führender Kopf der neuen Kirche war der Breslauer Professor für Theologie Johann Gottfried Scheibel. Die Kirche hatte daher auch in Breslau ihren Sitz. 1841 wurde sie staatlich geduldet und 1845 schließlich staatlich anerkannt, so dass sie sich eine eigene kirchliche Ordnung geben konnte. Sie ist damit die älteste lutherische Freikirche Deutschlands. Ihre Glieder wurden von Außenstehenden bald als "Altlutheraner" bezeichnet. Später gehörten ihr auch Gemeinden anderer Länder Deutschlands an, etwa in Nassau (ab 1852), Baden, Hessen und Hannover. In diesen Ländern bildeten sich später zum Teil eigenständige lutherische Kirchen, etwa die Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden ab 1865.
1930 wurde die Evangelisch-lutherische Kirche in Alt-Preußen als Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR) anerkannt und ab 1955 nannte sie sich in "Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche" um. Diesen behielt sie bis zur Fusion 1972.
Die Evangelisch-Lutherische Freikirche ist eine lutherische Freikirche, die bis heute besteht (vgl. eigener Artikel). Jedoch waren die Gemeinden dieser Freikirche nach dem Zweiten Weltkrieg durch die innerdeutsche Grenze getrennt. Der westliche Bereich schloss sich 1972 der SELK an, was dem östlichen Bereich nicht möglich war. Dieser blieb daher als selbständige Evangelisch-Lutherische Freikirche bestehen. Sie ging 1972 mit der "Evangelisch-lutherischen (altlutherischen) Kirche auf dem Gebiet der DDR" eine partnerschaftliche "Vereinigung selbständiger Evangelisch-Lutherischer Kirchen in der DDR" ein, die sie jedoch 1984 einseitig wieder aufkündigte. Ein formeller Zusammenschluss war es ohnehin nie gewesen. In Westdeutschland, wo die Gemeinden der Evangelisch-Lutherischen Freikirche seit 1972 zur SELK gehörten, trennten sich 1989 Teile einzelner Gemeinden von der SELK. Nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten konnte sich auch die Evangelisch-Lutherische Freikirche mit diesen wieder vereinigen. Sie besteht bis heute als eigenständige Freikirche.
Die (Alte) Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland war bis 1972 eine lutherische Freikirche, deren Namen seinerzeit auf die neue Freikirche überging. Die (alte) Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche war 1945 gegründet worden durch Vereinigung von vier lutherischen Freikirchen in Hessen, Niedersachsen, Baden und Hamburg, denen sich 1950 noch eine weitere fünfte Kirche anschloss.
Die (alte) Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche war föderativ strukturiert. Die Leitung hatte ein 5köpfiges Superintendentenkollegium unter Vorsitz des Kirchensuperintendenten. Dieses Amt hatten u.a. Lic. Werner Strucka, Hermannsburg, Landkreis Celle und Horst Brügmann, Wriedel, Landkreis Uelzen, inne.
Im Einzelnen gehörten folgende Kirchen zur Alten SELK:
Die Evangelisch-Lutherische Bekenntniskirche in der Diaspora wurde 1924 als "Evangelisch-lutherische Freikirche in Polen" gegründet. Ihre Mitglieder hatte die Kirche hauptsächlich im Raum Lodz. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gemeindeglieder dieser Freikirche überwiegend vertrieben. Daher wurde sie ab 1946 als "Evangelisch-Lutherische Flüchtlingsmissions-Kirche" weiter geführt. 1951 erhielt sie ihren zuletzt bekannten Namen und zum 1. Januar 1976 schloss sie sich der SELK an. Der Kirchenleitung stand ein "Präses" vor. Dieses Amt hatte u.a. P. Armin Schlender aus Wiesbaden inne.
Die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche auf dem Gebiet der DDR war im Zuge der deutschen Teilung entstanden. Während die westdeutsche Kirche 1972 Teil der SELK wurde, blieb die ostdeutsche Kirche selbständig. Diese bildete ab 1972 mit der Evangelisch-Lutherischen Freikirche (in der DDR) eine partnerschaftliche "Vereinigung selbständiger Evangelisch-Lutherischer Kirchen in der DDR", eine lose Vereinigung. Die Evangelisch-Lutherische Freikirche kündigte jedoch 1984 einseitig diese Zusammenarbeit wieder auf. Nach der Wende konnte sich die Evangelisch-lutherische (altlutherischen) Kirche auf dem Gebiet der DDR 1991 der (westdeutschen) SELK anschließen. Die Evangelisch-Lutherische Freikirche blieb hingegen bis heute selbständig.
An der Spitze der SELK steht der Bischof, der von der Synode gewählt wird.
Organisatorisch ist die SELK in vier Sprengel aufgeteilt mit je einem Propst an der Spitze. Jeder Sprengel ist in Kirchenbezirke aufgeteilt, an deren Spitze je ein Superintendent steht.
Geschichte
Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche
Nachdem Breslau nach dem Zweiten Weltkrieg unter Verwaltung von Polen gestellt worden war, errichtete die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche in Oberursel in Hessen eine eigene kirchliche Hochschule.
Die Verwaltung der Freikirche oblag einem Oberkichenratskollegium. Einer ihrer Kirchenführer war Präses Oberkirchenrat Dr. Walther Günther aus Wuppertal-Elberfeld.
Im Bereich der DDR bestanden die dortigen Gemeinden als eigenständige Freikirche gleichen Namens fort.Evangelisch-Lutherische Freikirche
(Alte) Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland
Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden
Sie wurde 1865 gegründet. 1965 trat sie jedoch wieder aus und blieb bis heute eine selbständige FreikircheHannoversche evangelisch-lutherische Freikirche
Sie war 1878 von Theodor Harms, der 1878 von der Hannoverschen Kirchenbehörde suspendiert worden war, weil er sich weigerte, die neue Trauformel der Landeskirche zu gebrauchen, gegründet worden. Innerkirchliche Streitigkeiten in der Hermannsburger Kreuzgemeinde führten in den Folgejahren zur Bildung der eigenständigen "Hermannsburg-Hamburger Freikirche".Hermannsburg-Hamburger Freikirche
Innergemeindliche Streitigkeiten bei der Hermannsburger Kreuzgemeinde in der Frage des geistlichen Amtes führten zur Abspaltung der "Großen Hermannsburger Kreuzgemeinde" von der Hannoverschen evangelisch-lutherischen Freikirche. Die "Große Hermannsburger Kreuzgemeinde" gründete daher mit der Hamburger Zionsgemeinde die neue "Hermannsburg-Hamburger-Freikirche". Die "Kleine Hermannsburger Kreuzgemeinde" hingegen blieb bei der Hannoverschen evangelisch-lutherischen Freikirche.Selbständige evangelisch-lutherische Kirche in Hessen
Sie war 1877 von einigen Pfarrern und Gemeinden im damaligen Großherzogtum Hessen (Darmstadt), welche die Einführung der unierten Verfassung der Kirche ablehnten, gegründet worden. Dieser Kirche schlossen sich später auch einige Gemeinden in Hessen-Kassel an.Renitente Kirche ungeänderter Augsburgischer Konfession in Hessen
Sie war 1873/74 von einigen Pfarrern der damaligen preußischen Provinz Hessen-Nassau bzw. genauer gesagt des damaligen Konsistorialbezirks Kassel (bis 1866 Kurfürstentum Hessen bzw. Hessen-Kassel) gegründet worden. Sie protestierten damit gegen das unierte Konsistorium in Kassel und sahen hierin die Auflösung der bisherigen Landeskirche. Die Renitente Kirche hatte sich erst 1950 der (alten) SELK angeschlossen.Evangelisch-Lutherische Bekenntniskirche in der Diaspora
Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche auf dem Gebiet der DDR
Kirchenleitung der SELK
Bischöfe seit 1972
Aufbau der SELK
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