Kurtrier
Kurtrier war eines der sieben ursprünglichen Kurfürstentümer des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Die Erzbischöfe von Trier gehörten mit denen von Mainz und Köln zu den drei geistlichen Kurfürsten. Ihnen stand zusammen mit den Pfalzgrafen bei Rhein, den Markgrafen von Brandenburg, den Herzögen von Sachsen und den Königen von Böhmen seit der Wende vom 12 zum 13. Jahrhundert das Recht zur Wahl des deutschen Königs zu.
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2 Die Trierer Kurfürsten seit dem 13. Jahrhundert |
Geschichte
Entstehung
Das Bistum Trier entstand bereits in spätrömischer Zeit, im 3. Jahrhundert. Seit dem 6. Jahrhundert waren ihm als Erzbistum, die Suffragane von Metz, Toul und Verdun unterstellt. In spätkarolingischer Zeit begannen die Erzbischöfe von Trier mit dem Aufbau einer weltlichen Territorialherrschaft. Dieser weltliche Besitz des Bischofs von Trier, das Erzstift, ist zu unterscheiden von seinem geistlichen Einflussbereich, dem Bistum. Dessen Grenzen waren erheblich weiter gefasst. Andererseits gehörten zum Erzstift Gebiete, etwa das Amt Daun in der Eifel, die geistlich dem Bischof von Köln unterstanden.
Territoriale Entwicklung
Seit 902 waren die Erzbischöfe von Trier auch die weltlichen Herren ihrer Residenzstadt. Bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts blieb der entstehende Kurstaat auf Gebiete um Trier herum beschränkt, das später so genannte obere Erzstift. Dieses wurde 1018 beträchtlich erweitert, als Kaiser Heinrich II dem Trierer Erzbischof Poppo von Babenberg den fränkischen Königshof Koblenz mitsamt dem zugehörigen Reichsgut übertrug. Das Land am Zusammenfluss von Rhein und Mosel und im unteren Westerwald bildete von da an das untere Erzstift. Im 12. Jahrhundert gewannen die Bischöfe auch die weltlichen Besitzungen der Reichsabtei St. Maximin und die Vogteirechte des Pfalzgrafen in ihrem Bistum.
Seit dem Jahr 1198 gehörten die Erzbischöfe von Trier zum Kurfürstenkollegium. Wie auch die beiden anderen geistlichen Kurfürsten waren auch sie Kanzler eines der drei Reichsteile. Das Amt des Erzkanzlers für Burgund wurde aber mit dem weitgehenden Verlust der französischsprachigen Gebiete des Heiligen Römischen Reichs in der frühen Neuzeit zu einem inhaltsleeren Titel.
Unter Erzbischof Balduin von Luxemburg, dem bedeutendsten Kurfürsten von Trier, gelang es zwischen 1307 und 1354, zum Teil durch kriegerische Gebietserwerbungen, eine geschlossenen territoriale Verbindung zwischen dem oberen und dem unteren Erzstift herzustellen. In der Folgezeit gewann Kurtrier weitere Gebiete in Eifel, Hunsrück, Westerwald und Taunus hinzu, etwa die Ämter Manderscheid, Cochem, Hammerstein und Limburg. Mit dem Erwerb der Grafschaft Virneburg 1545 und der Fürstabtei Prüm im Jahr 1576 war die territoriale Entwicklung des Erzstifts im wesentlichen abgeschlossen. Anders als Kurköln und Kurmainz verfügte der Trierer Kurstaat über ein weitgehend geschlossenes Territorium. Es erstreckte sich vom Unterlauf der Saar bei Merzig beiderseits der Mosel bis Koblenz und lahnaufwärts bis Montabaur und Limburg.
Seit Mitte des 17. Jahrhunderts wurde das Erzstift von der zentral gelegenen Residenzstadt Koblenz aus regiert. Im Jahr 1669 erließ die kurtrierische Regierung ein für das ganze Teritorium geltendes Landrecht.
Das Ende des Kurstaats
Unter dem letzten Trierer Kurfürsten, Clemens Wenzeslaus von Sachsen, wurde Koblenz zum Sammelpunkt gegenrevolutionärer, französischer Adliger. 1794, während des 1. Koalitionskriegs besetzten französischen Revolutionstruppen den größten Teil des Kurfürstentums. Seine linksrheinischen Gebiete wurden 1801 Frankreich angegliedert und im wesentlichen auf die Departements Sarre mit Sitz in Trier und Rhin-et-Moselle mit Sitz in Koblenz aufgeteilt. Die rechtsrheinischen Gebiete fielen 1803 an Nassau-Weilburg.
Die Trierer Kurfürsten seit dem 13. Jahrhundert
Name | von | bis |
---|---|---|
Johann I. | 1190 | 1212 |
Dietrich II: von Wied | 1212 | 1242 |
Arnold II. von Isenburg | 1242 | 1259 |
Heinrich II. von Finstingen | 1260 | 1286 |
Boemund I. von Warnesberg | 1289 | 1299 |
Dieter von Nassau | 1300 | 1307 |
Balduin von Luxemburg | 1307 | 1354 |
Boemund II. von Saarbrücken | 1354 | 1361 |
Kuno II. von Falkenstein | 1362 | 1388 |
Werner von Falkenstein | 1388 | 1418 |
Otto von Ziegenhain | 1418 | 1430 |
Hrhabanus von Helmstadt | 1430 | 1438 |
Jakob I. von Sirk | 1439 | 1456 |
Johann II. von Baden | 1456 | 1503 |
Jakob II. von Baden | 1503 | 1511 |
Richard von Greiffenklau | 1511 | 1531 |
Johann III. von Metzenhausen | 1531 | 1540 |
Johann IV. Ludwig von Hagen | 1540 | 1547 |
Johann V. von Isenburg | 1547 | 1556 |
Johann VI. von der Leyen | 1556 | 1567 |
Jakob III. von Eltz | 1567 | 1581 |
Johann VII. von Schönenberg | 1581 | 1599 |
Lothar von Metternich | 1599 | 1623 |
Philipp Christoph von Soetern | 1623 | 1652 |
Karl Kaspar von der Leyen | 1652 | 1676 |
Johann VIII. Hugo von Orsbeck | 1676 | 1711 |
Karl Josef von Lothringen | 1711 | 1715 |
Franz Ludwig von Neuburg bei Rhein | 1716 | 1729 |
Franz Georg von Schönborn | 1729 | 1756 |
Johann IX. Philipp von Walderdorf | 1756 | 1768 |
Clemens Wenzeslaus von Sachsen | 1768 | 1803 |
siehe auch: Bistum Trier