Herschel Grynszpan
Herschel Faibel Grynszpan, bzw. Grünspan, (* 28. März 1921 in Hannover; † vermutlich 1942) war der Sohn polnischer Eltern, die ehemals russische Bürger waren. Im Alter von 15 Jahren verließ er Deutschland, um der Verfolgung und Unterdrückung der Juden durch die Nazis zu entgehen. In Paris lebte er bei seiner Tante Chawa und seinem Onkel Abraham Grynszpan.
Am 28. Oktober 1938 sollten 15 000 (andere Quellen sprechen auch von 17 000) Juden von der deutschen Regierung in einer großangelegten Aktion gewaltsam nach Polen abgeschoben werden. Es handelt sich größtenteils um Juden ohne Staatsangehörigkeit oder mit polnischem bzw. deutschem Paß, die von der deutschen Regierung als "Polen" bezeichnet wurden. Unter ihnen waren auch die Eltern von Grynszpan. Von den polnischen Behörden zurückgewiesen, mußten sie sich unter erbärmlichen Bedingungen im Niemandsland aufhalten.
Am 3. November 1938 erhält Herschel Grynszpan eine Postkarte seiner Schwester, die ihm über die Abschiebung seiner Familie berichtet und ihn um Hilfe bittet.
Herschel Grynszpan kaufte eine Pistole und erschoss am 7. November 1938 Ernst Eduard vom Rath, einen Attaché an der Deutschen Botschaft in Paris. Vom Rath starb zwei Tage später an seinen Verletzungen.
Von der nationalsozialistischen Propaganda wurde dies als Begründung für die Pogrome in der Nacht vom 9 auf den 10. November genommen, die als Reichspogromnacht (Reichskristallnacht) bekannt wurden.
Herschel Grynszpan verbrachte 20 Monate in einem französischen Gefängnis. Nach dem Einmarsch der Nazis in Frankreich wurde er ins Konzentrationslager Sachsenhausen in Brandenburg gebracht, wo er 1942 verschwand.
28. März 1921 Geburt in Hannover, Burgstraße 36 als Sohn des Schneiders Sendel Grynszpan, (* 17. Oktober 1886 in Dmenin, Russland)
1927 bis 1935 Besuch der Volksschule in Hannover, Burgstraße 22. Vorzeitiger Abbruch wegen zunehmender Verunglimpfung.
1935 bis 1936 Besuch der "Rabbinischen Lehranstalt Jeschiwa", Frankfurt am Main, Theobald-Christ-Staße 6, wo die Schüler für den Beruf des Rabbiners bzw. eines Religionslehrers ausgebildet wurden.
April bis Juli 1936 Aufenthalt in Hannover ohne Arbeit
Juli bis August 1936 Aufenthalt bei Verwandten in Brüssel. Dort
wartet er auf die Dokumente, um nach Palästina auszuwandern
August 1936 bis Februar 1937 Illegaler Aufenthalt in Paris bei Verwandten
Februar 1937 bis August 1938 Weiterer Aufenthalt in Paris, jetzt aber legalisiert
ab August bis November 1938 Wieder illegaler Aufenthalt in Paris
28. Oktober 1938 Deportation der Eltern und Geschwister nach Polen
6. Novbember 1938 Einbuchung in das Pariser Hotel "Hotel de Suez", Boulevard de Straßbourg 17 unter dem Namen "Heinrich Halter", Alter: 18 , Adresse: Hannover
7. November 1938 Besuch des Eisenwarenladens "A La Fine Lame", Rue du Faubourg Saint-Martin 61. Kauf eines 6,35 mm Trommelrevolvers.
Vor der Deutschen Botschaft in der Rue de Lille 76 trifft er durch Zufall auf den deutschen Botschafter Graf Welczek. In der Botschaft erschießt er den Legationsrat Ernst Eduard vom Rath mit fünf Schüssen
Dieses Zusammantreffen von Herschel und vom Rath ereignet sich aus einer zuufälligen Konstellation heraus ab. Denn der zuständige Vertreter des Botschafters war der Gesandtschaftsssekretär Ernst Achenbach, der an diesem Morgen sich verspätet hatte. So wurde Herschel
an den gerade schon anwesenden vom Rath verwiesen(1).
November 1938 bis Mai 1940 Haft im Untersuchungsgefängnis Frèsnes bei Paris
1. Juni 1940 Evakuierung aus Paris vor den anrückenden deutschen Truppen nach Bourges
18. Juni 1940 Flucht nach Toulouse
Juli 1940 Haft im Gefängnis von Toulouse
18. Juli 1940 Auslieferung an die deutschen Behörden
Juli 1940 bis Januar 1941 In Haft bei der Gestapo in Berlin
Januar 1941 bis Sommer 1941 Haft im KZ Sachenhausen
Sommer 1941 bis Sommer 1942 Haft im Untersuchungsgefängnis Berlin Moabit
Sommer 1942 bis Fühjahr 1945 Haft im KZ Sachenhausen. Dann gibt es keine Daten mehr über seinen Verbleib. Es gibt Berichte, dass er von der Roten Armee befreit wurde. Andere sprechen von einer Befreiung durch die Amerikaner im Gefängnis Magdeburg
Frühjahr 1945 Vermutlicher Aufenthalt in Paris mit falscher Identität (in "Deutsche Wirtschaftszeitung" vom 24. Juli 1960:
"Nach unseren Informationen aus Paris bestätigte die französische Polizei Grünspans Anwesenheit in Paris und erklärte, sie werde ihn unbedingt decken. Der Mann wolle seine Ruhe haben." Andere Quellen sprechen von seinem Tod vor 1945, aber es werden keine Dokumente vorgelegt.
Chronik von Herschel Grynszpan
Literatur
(1) Lutz van Dick, ''Der Attentäter - Herschel Grynszpan und die Vorgänge um die "Kristallnacht", Hamburg 1993, ISBN 3-499-20527-0Weblinks
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/GrynszpanHerschel/ (Stand der URL: 2004-03-28)