Ethnische Entwicklung der Slowakei
Dieser Artikel beschreibt die ethnische Geschichte der Slowakei seit dem Mittelalter:
Mittelalter
Die Hauptbevölkerung der Slowakei, und bis zum 10. Jahrhundert auch der nördlichen Hälfte des heutigen Ungarns, sind spätestens seit etwa 500 die Slowaken (bzw. ihre slawischen Vorfahren - die so genannten Slověne). Ethnische Ungarn gab es, bis auf einige Adelige und einige Gebiete ganz im Süden, in der Slowakei im Mittelalter, genauer nach 925 und vor 1526, kaum.
Um 1150 kam es auf Einladung des ungarischen Königs hin zur ersten schütteren Besiedlung der Landschaft Zips und der Bergbaustadt Schemnitz (Banska Štiavnica) durch deutschee Siedler. Anfang des 13. Jahrhunderts erfolgte eine zweite Besiedlungswelle durch Deutsche in der Zips, und zwar durch Personen, die vor den Anhängern Philipp von Schwaben flüchteten. Die größte deutsche Besiedlungswelle in der Zips, den mittelslowakischen Bergbaugebieten und in Bratislava (Pressburg) kam jedoch nach dem Mongoleneinfall (1241-1242). Sie erfolgte wieder auf Einladung des Königs. Im 2. Viertel des 14. Jahrhunderts siedelten Deutsche am oberen Neutrafluss (die so genannte Deutschprobener Insel) und in der Kremnitzer Gegend. Seit dem 15. Jahrhundert kamen keine neuen deutschen Siedler mehr. Deutsches Recht wurde in den meisten slowakischen Städten bis zu der Zeit von Maria Theresia angewandt. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts setzte die Assimilierung der Deutschen durch die Slowaken ein. Im 15. Jahrhundert war die Anzahl der Deutschen bereits deutlich zurückgegangen, was unter anderem auf die vorübergehende Anwesenheit von tschechischen Hussiten in der Slowakei zurückzuführen war, vor denen viele Deutsche (nicht nur in der Slowakei) flüchteten. Siehe auch Karpatendeutsche, Hauerland.
Die ersten Zigeuner erreichten die Slowakei im 14. Jahrhundert, sie wurden erst seit dem 18. Jahrhundert zahlenmäßig bedeutsam.
Die ersten Juden kamen schon zur Zeit der römischen Legionen, sie wurden im Ungarischen Königreich, dessen Bestandteil die Slowakei war, stark diskriminiert, aber sie spielten erst ab dem 17. Jahrhundert eine größere Rolle (siehe weiter).
Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts drangen auch die ersten so genannten Wallachen in die Ostslowakei vor. Es handelte sich dabei vor allem um Ruthenen, aber auch Polen und Rumänen, die die Lebensweise der Wallachen (Hirten, wallachisches Recht) übernommen haben. Anfangs war ihre Zahl sehr gering (ein paar Tausend). Erst ab 1450 erreichte die Besiedelung durch die Wallachen ein größeres Ausmaß, wobei damals bereits auch viele Slowaken aufgrund ihrer Lebensweise zu den so genannten Wallachen zählten. Ab dem 16. Jahrhundert waren bereits die meisten Wallachen eigentlich Slowaken. Die Wallachen haben vor allem die Berge in der Nordslowakei besiedelt. Die ethnischen Polen unter ihnen schufen eine einzigartige Kultur und wurden als Goralen (slowakisch Horali) bezeichnet. Im 18. Jahrhundert wurden jedoch aus den Goralen in der Slowakei slowakisiert. Die Kolonisierung durch die Wallachen erreichte ihren Höhenpunkt in den 1540ern und 1550ern. Sie war vor allem für die Landschaft Orava wichtig, in der die Wallachen bis 1606 etwa 40 neue Siedlungen gegründet haben. Die letzten Siedlungen der Wallachen entstanden im 17. Jahrhundert.
Um das Jahr 1400 war die ethnische Situation in der Slowakei wie folgt: Die Mehrheit der Bevölkerung machten die Slowaken aus (bis auf Gebiete im äußersten Süden, wo die Ungarn überwogen), die Deutschen erreichten 20 % und der Anteil der Ruthenen, Juden, Zigeuner und anderer Nationen war (noch) vernachlässigbar gering.
16. und 17. Jahrhundert
Nach der Besetzung des heutigen Ungarns durch die Türken (1541) bestand das Königreich Ungarn praktisch nur noch aus der Slowakei. Es traten daher einige Änderungen der ethnischen Zusammensetzung des Gebietes ein. Viele ethnisch ungarischen Adeligen flohen in die Slowakei (höhere Adelige in die Städte, restlicher Adel aufs Land). Der vorher vorwiegend slowakische niedrige Adel wurde dadurch weitgehend magyarisiert. Außerdem zogen auch viele ungarische Bürger in die Städte Bratislava (Pressburg), Trnava (Tyrnau), Kosice (Kaschau) und Krupina (Karpfen). Die ethnische slowakisch-ungarische Grenze verschob sich deutlich nach Norden - ungefähr dort wo sie bis heute geblieben ist. Im 16. Jahrhundert wuchs die Anzahl der Slowaken, die Anzahl der Deutschen sank weiter. Die Städte der Slowakei, die bis ins 15. Jahrhundert ausschließlich von Deutschen regiert wurden, gingen im 16. Jahrhundert bereits vielerorts in slowakische Hände über. Im 16. Jahrhundert waren die folgenden Komitate ausschließlich oder überwiegend slowakisch: Arwa, Turz, Liptau, Altsohl (Zvolen), Barsch (Tekov), Neograd (Novohrad), Gemer, Zips und Abaujwar (Abov). Auf dem kleinen Gebiet unter türkischer Oberhoheit (die bis ins 17. Jarhundert dauerte) in der südlischen Mittelslowakei gab es natürlich auch einige Türken. Zu den Walachen siehe oben.
Eine andere Folge der Besetzung Ungarns durch die Türken war es, dass im 16. Jahrhundert einige Tausend Kroaten, Slowenen und Serben in die Slowakei kamen. Die Kroaten siedelten sich in den Vororten Bratislavas an, wurden aber relativ schnell assimiliert. Die Serben kamen vor allem nach Komárno/Komorn. Nach der zweiten Besiedlungswelle durch Serben um 1690 in Bratislava und Komárno machten die Serben in Komarno eine bedeutende Gruppe aus, und die Stadt wurde vorübergehend zum Zentrum der Serben in Ungarn. Sie wurden aber danach von den dortigen Ungarn assimiliert. Auch die im 16. Jahrhundert in die Westslowakei geflüchteten deutschen Wiedertäufer (Hutterer) aus Mähren wurden im 17. Jahrhundert weitgehend assimiliert, soweit sie nicht nach Siebenbürgen weiterwanderten.
Im 17. Jahrhundert, jenem Jahrhundert, in dem die Gesamtbevölkerung der Slowakei zurückgegangen ist, waren viele Städte bereits überwiegend slowakisch. Die oben erwähnte Magyarisierung slowakischer Adeliger hat zugenommen. Es entstanden oft ethnische Auseinandersetzung (Nationalitätenkonflikte) zwischen den Deutschen, Slowaken und Ungarn über die Führungspositionen in den Städten. Die Deutschen haben die Assimilierung durch die Slowaken befürchtet, die Deutschen und die Slowaken empfanden die neu angekommenen Ungarn, die zudem auch nicht die alten Vorschriften der Städte einhalten wollten, als Eindringlinge, und die Slowaken verbündeten sich mit den Ungarn gegen die Deutschen, um Führunsgpositionen in den Städten zu gewinnen.
Nach der Schlacht am Weißen Berg (1620) kamen einige Hundert tschechische protestantische Familien, die aus Tschechien geflüchtet sind, in die Westslowakei. Sie wurden dann langsam assimiliert. Außerdem sind weitere Anabaptisten (Habaner) aus Österreich gekommen.
Nach dem Sieg über die Türken von 1683, wurden die entvölkerten Gebiete der Südslowakei und anderer Gebiete des Ungarischen Königreichs durch Slowaken nachbesiedelt (auch noch im 18. Jahrhundert), so dass bis heute slowakische Inseln in Südosteuropa (Ungarn, Rumänien, Serbien usw. ) existieren. Darüber hinaus sind am Ende des 17. Jahrhunderts relativ viele Juden in die Westslowakei (aus Mähren) und Ostslowakei (aus Galizien) gezogen.
18. Jahrhundert und 19. Jahrhundert
Die Volkszählung von Joseph II von 1785 ergab das interessante Ergebnis, dass von den insgesamt 11.379 Gemeinden im ganzen Königreich Ungarn 3.668 Gemeinden ungarisch, 2.762 Gemeinden slowakisch, 1849 kroatisch, 1.029 rumänisch, 890 deutsch, 702 ruthenisch usw. waren, d. h. nicht einmal ein Drittel der Gemeinden war ungarisch. Auf dem Gebiet der Slowakei lebten damals zu 80% Slowaken. Die zweite Volksgruppe waren die Ungarn. In 16 Komitaten auf dem Gebiet der heutigen Slowakei bildeten die Slowaken die gesamte Bevölkerung oder die Bevölkerungsmehrheit, in 4 Komitaten waren sie eine Minderheit. Die vier Komitate waren alles Komitate, deren Großteil sich im heutigen Ungarn befand, nämlich Gran (Esztergom), Komorn (Komarno), Turňa und Abaujwar (Abov). Deutsche lebten in ihren traditionellen Sprachinseln bei Bratislava, im Hauerland und in der Zips. Ruthenen/Ukrainer lebten verstreut in der nordöstlichen Slowakei. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es auch Zuwanderer (religiöse und wirtschaftliche Flüchtlinge) aus Mähren in die Westslowakei. Vor allem nach dem Anschluss Galiziens an die Österreichische Monarchie (deren Bestandteil die Slowakei als Teil Ungarns war) von 1772 gab es vermehrt polnischee Zuwanderer in die Arwa (Orava), jüdische Zuwanderer in die Nordslowakei und ruthenische Zuwanderer in die Nordostslowakei. Eine massenweise Zuwanderung von Juden aus Galizien gab es aber erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (33.000 / 1.9% im Jahre 1787 vs. 103.000 / 4.3% Juden im Jahre 1846). Im Laufe des ganzen 18. Jahrhunderts kamen jüdische Flüchtlinge aus Mähren in die Westslowakei. Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts haben sich die 19000 in der Slowakei lebenden Zigeuner zu einem sozialen Problem entwickelt. Die meisten von ihnen lebten damals in der Südslowakei. Von den Städten hatten am Ende des 18. Jahrhuderts nur drei eine andere als deutlich überwiegende slowakische Bevölkerung, und zwar Nové Zámky/Neuhäsel und Nitra/Neutra (ungarisch) und Pravno/Deutschproben (deutsch). Viele Deutsche und Ungarn gab es noch in Bratislava/Pressburg, der damals größten Stadt Ungarns. Im 18. Jahrhundert sind zudem aus den Goralen in der Slowakei ethnische Slowaken geworden.
Nach der Zählung von 1846 hat die Anzahl der Slowaken in der heutigen Slowakei relativ abgenommen, in den übrigen Teilen des Königreichs Ungarn relativ zugenommen, was beweist, dass die nach 1683 begonnene Auswanderung der Slowaken nach Süden auch in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts fortgesetzt wurde. 1846 lebten in den 10 Komitaten, die vollständig in der heutigen Slowakei liegen, 71% Slowaken, 11, 7% Ungarn, 8, 4% Deutsche, 5.2% Ruthenen und 3,7% Juden. In den Komitaten, die zum Teil im heutigen Ungarn liegen, lebten 28% Slowaken, 55% Ungarn, 2,7% Deutsche, 10% Ruthenen und 3,4% Juden.
Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, insbesondere die Zeit nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867, bedeutete eine starke, auch offiziell als Ziel erklärte Magyarisierung von Nicht-Ungarn, vor allem von Slowaken und Deutschen. In einem ersten Schritt wurden zum Beispiel sämtliche slowakischsprachigen Mittelschulen geschlossen, in einem zweiten Schritt wurde sogar 1907 die Verwendung der slowakischen und deutschen Sprache an den Volksschulen nur eine Stunde in der Woche als Fremdsprache (!) zugelassen. Folgende offizielle Zahlen belegen eindrucksvoll das Ausmaß der Magyarisierung der Völker der Slowakei. Zwischen 1869 und 1900 ist auf dem Gebiet der heutigen Slowakei (hier allerdings ohne das Komarom-Komitat und einschließlich dem Ush-, Abaujwar- und Neograd-Komitat) die Gesamtbevölkerung um 13% gestiegen. Die Anzahl der Slowaken ist dabei um 12% und die der Ungarn um 31% gestiegen. Die Anzahl der Deutschen ist hingegen um 5,8% und die der Ukrainer/Ruthenen um 33% gesunken. Es zu beachten, dass seit 1867 die Juden als Deutsche oder andere Nationalitäten ausgewiesen wurden, so dass der Rückgang der eigentlichen deutschen Bevölkerung in Wirklichkeit noch größer war. Zudem müssen die vier Komitate der Ostslowakei als eine besondere Region betrachtet werden, da es hier neben der Magyarisierung seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer durch Armut verursachten massenhaften Auswanderung vor allem von Slowaken in die USA gekommen ist. In diesen vier Komitaten ist dementsprechend zwischen 1869 und 1900 die Anzahl der Slowaken um 5% und die der Deutschen um 17% gesunken, während die Anzahl der Ungarn um 33% und die der Ukrainer um 7% zugenommen hat. Eine noch stärkere Magyrisierung ist in den 82 Städten und Kleinstädten der Slowakei eingetreten: Während die Gesamtbevölkerung der Städte zwischen 1880 und 1900 um 27% zunahm, stieg die Anzahl der Ungarn um 90% (!), die der Slowaken nur um 12.5%, und die der Deutschen snak sogar um 5,6%. In den zwei größten slowakischen Städten Bratislava/Pressburg und Košice/Kaschau ergab sich folgendes Bild:
- Pressburg 1880 (vs. 1900): 16% (31%) Ungarn, 16% (16%) Slowaken und 68% (51%) Deutsche;
- Kaschau 1880 (vs. 1900): 41% (67%) Ungarn, 42% (23%) )Slowaken und 17% (9%) Deutsche.
Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts
Nach der letzten Zählung im Königreich Ungarn von 1910, die jedoch im Gegensatz zur der von 1880 in vielerlei Hinsicht absichtlich falsche Ergebnisse lieferte, gab es auf dem Gebiet der heutigen Slowakei aufgrund der verwendeten Muttesprache 57,8% Slowaken, 30% Ungarn, 6,8% Deutsche und 3,3% Ruthenen/Ukrainer. Die Deutschen und Ungarn lebten hauptsächlich weiterhin dort, wo sie auch schon 1880 ansässig waren.
Die ersten zwei Volkszählungen der Tschechoslowakei von 1921 (1930) ergaben folgendes Bild für die Slowakei: 64,7% (66,8%) Slowaken, 2,4% (3,6%) Tschechen, 21,2% (17,2%) Ungarn, 4,6% (4,5%) Deutsche, 2,85% (2, 7%) Ruthenen/Ukrainer, 2,4% (2,1%) Juden und ?% (0,8%) Zigeuner. Es ist zu beachten, dass im Gegensatz zu den ungarischen Statistiken die Kategorie Jude wieder eingeführt wurde. Die Volkszählung von 1930 war die erste in jeder Hinsicht objektive Volkszählung in der Geschichte der Slowakei, bei der u. a. sowohl das subjektive Nationalitätsgefühl als auch die Nationalität nach der Muttersprache festgestellt wurde und auch die Möglichkeit bestand, sich als Jude oder Zigeuner zu deklarieren. Von den insgesamt 79 000 Juden in der Slowakei haben oben 9000 ihre Nationalität als Deutsch angegeben. Die jüdische Religion haben aber 135951 Personen angeführt.
Zweiter Weltkrieg und die Nachkriegsjahre
Die Volkszählung von 1940 in der Ersten Slowakischen Republik (1939-1945), deren südliche überwiegend ungarische Gebiete von Ungarn annektiert worden waren, ergab für das damalige Staatsgebiet 86% Slowaken, 1% Tschechen, 2% Ungarn, 3% Ungarn, 3% Juden und 5% Deutsche. Die meisten Tschechen hatten schon am Anfang des Krieges die Slowakei verlassen müssen, vor allem weil sie im neuen Staat nicht mehr als Beamte und Lehrer gebraucht wurden. Im Zuge der Judenverfolgung nach 1941 und vor allem 1944 wanderten von den rund 90.000 Juden in der Slowakei mehr als 10.000 aus, etwa 70.000 kamen in deutschen Konzentrationslagern ums Leben. Gleich nach dem Kriegsende lebten in der Slowakei rund 10.000 Juden, die dann teils assimiliert wurden und teils ausgewandert sind. Ihre Anzahl ist heute vernachlässigbar gering.
Die Deutschen wurden am Kriegsende zum großen Teil evakuiert, zu einem kleineren Teil sind sie zusammen mit den Sudetendeutschen aufgrund des Potsdamer Vertrags vertrieben worden (siehe unter Karpatendeutsche).
Von den Ungarn verließen 31.780 die Slowakei im Zuge der Befreiung (Besetzung) des Gebietes durch die Sowjetarmee, dabei handelt es sich um Personen, die nach der Besetzung der Südslowakei durch Ungarn im Jahre 1938 in den besetzten Gebieten als Besatzungskräfte neu angesiedelt worden waren. Ansonsten ließen die Allierten aber eine Vertreibung der Ungarn in der Form wie die Vertreibung der Deutschen nicht zu. In der Folge passierte Folgendes:
- 1946 erhielten viele Ungarn, die nachweisen konnten, dass sie auch slowakische Vorfahren hatten, die Möglichkeit, sich als Slowaken "umzumelden", was auch 326.000 Personen aus Angst vor Verfolgung getan haben. Nachdem allerdings den Ungarn im Oktober 1948 die ihnen 1945 entzogene tschechoslowakische Staatsbürgerschaft und andere Rechte wieder zuerkannt wurden, bekannten sich die meisten der obigen "reslowakisierten" Ungarn wieder zur ungarischen Nationalität.
- Zudem wurden gleich nach dem Krieg rund 44.000 Ungarn in das nun entvölkerte Sudetenland im heutigen Tschechien zwangsweise (2.489 davon freiwillig) umgesiedelt. Davon kehrten allerdings gleich nach der Aufhebung der anti-ungarischen 1946er Gesetze 24.060 Ungarn 1949 in die Slowakei zurück. Der Rest blieb in Tschechien .
- Die Allierten stimmten einem Bevölkerungsaustausch zwischen der Tschechoslowakei und Ungarn zu. Ein entsprechender Vertrag zwischen der Tschechoslowakei und Ungarn wurde im Februar 1946 unterzeichnet. Es sollten nur so viele Ungarn aus der Slowakei nach Ungarn umgesiedelt werden, wie viele Slowaken aus Ungarn überredet werden können, in die Slowakei umzusiedeln. Obwohl eine zu diesem Zwecke nach Ungarn geschickte Umsiedlungskommission 473.552 Slowaken in Ungarn zählte und sich anfangs 98.805 Slowaken zur Umsiedlung gemeldet hatten, konnten nach systematischem Druck seitens ungarischer Behörden (Entlassungen der Angemeldeten, Wohnungsentzug etc. ) nur 73.273 Slowaken umgesiedelt werden. Im Gegenzug wurden im Zuge des Bevölkerungsaustausches 68.407 Ungarn nach Ungarn umgesiedelt.
- 6.000 Ungarn siedelten freiwillig nach Ungarn um.
Nicht zu vernachlässigen waren auch Umsiedlungen vor allem von Slowaken in das nun entvölkerte Sudetenland in Tschechien sowie die Auswanderung vieler mit der Ersten Slowakischen Republik von 1939-1945 und/oder mit antikommunistischen Standpunkten verbundenen Slowaken nach 1945.
Der letzte Eingriff in die ethnische Struktur der Slowakei erfolgte in 1952, als von der Kommunistischen Partei für die Ruthenen in den Schulen die ukrainische Sprache eingeführt wurde. Von da an bekannten sich viele Ruthenen (deren Sprache zwischen dem Ukrainischen und dem Slowakischen steht) zu den Slowaken und wurden mit der Zeit assimiliert. Dabei ist zu beachten, dass - entgegen den allgemeinen Ansichten - an den ruthenischen Schulen vor dem Krieg, während des Kriegs und dann bis 1952 nicht etwa auf Ruthenisch oder Ukrainisch unterrichtet wurde, sondern auf Russisch. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden sie sogar auch überall offiziell als Russen bezeichnet. Trotzdem empfanden sie den Übergang auf eine ihnen eindeutig nähere Sprache als einen Grund dafür, lieber Slowaken zu sein.
Zeitgeschichte
Ab den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts sind keine bedeutenderen Bevölkerungsverschiebungen in der Slowakei mehr eingetreten, außer dass der Anteil der Roma aufgrund ihrer höheren Geburtenrate zugenommen hat.
Die erste halbwegs objektive Volkszählung der Nachkriegszeit erfolgte erst 1961. Sie ergab folgendes Bild:
- 85,3% Slowaken, 1,1% Tschechen, 12,4% Ungarn, 0,8% Ruthenen und Ukrainer, 0,2% Deutsche, 0,2% andere
- 85, 7% Slowaken, 1,1% Tschechen+Mährer+Schlesier, 10,8% Ungarn, Roma 1,4%, 0,3% Ruthenen, 0,2% Ukrainer, 0,1% Deutsche, und 0,3% andere.