Cuenca (Ecuador)
Cuenca (von span. cuenca "Becken") ist mit 275.000 Einwohnern (2001) die drittgrößte Stadt Ecuadors und Hauptstadt der Provinz Azuay. Sie liegt südlich von Quito, ihrem Namen entsprechend in einem andinen Hochlandbecken in 2.500 bis 2.600 m Höhe. Der Tomebamba durchfließt die Stadt, die kleineren Flüsse Machangara, Yanucay und Tarqui passieren den Nord- bzw. Südrand der Stadt.
Cuenca wurde am 12. April 1557 durch den Gouverneur und Generalkapitän von Quito Gil Ramírez Dávalos als Santa Ana de los Cuatro Ríos de Cuenca gegründet. Den Auftrag dazu hatte er vom 3. Vizekönig von Peru, Andrés Hurtado de Mendoza, erhalten, der vor seinem Amtsantritt 1555 Gouverneur des spanischen Cuenca gewesen war.
Etwa 50 Jahre zuvor hatte hier in blutigen Kämpfen der Inka Túpac Yupanqui die Cañari-Indianer unterworfen. An der Stelle der Cañari-Siedlung Guapondelig wurde nun Tomebamba als religiöses und kulturelles Zentrum am Hauptweg von Cuzco nach Quito errichtet. Als 1547 die ersten spanischen Chronisten Tomebamba erreichten, lag die Stadt in Trümmern. Schuld daran war vermutlich der Inka-Erbfolgekrieg zwischen Huáscar und Atahualpa, bei dem sich die Cañari-Indianer auf die Seite des unterlegenen Huáscar gestellt hatten, worauf eine Strafexpedition des siegreichen Atahualpa folgte. Der deutsche Architekt Dr. Max Uhle entdeckte 1925 Grundmauern des Inka-Palastes Pumapungo und des Viracocha-Tempels. Auf den Grundmauern des Palastes befindet sich heute ein Museum der ecuadorianischen Zentralbank.
Am 3. November 1820 wurde Cuenca durch Simón Bolívar für unabhängig erklärt. Vierzig Jahre später kamen rund 2.000 französische Jesuiten nach Cuenca, die sich auf friedliche Weise niederließen.
Am wichtigsten Platz der Stadt, der Plaza Abdón Calderón, befinden sich die 1557 begonnene alte und die 1885 begonnene, aber wegen diverser Erdbeben nicht endgültig fertiggestellte neue Kathedrale sowie Behörden der Provinz- und Stadtverwaltung in repräsentativen Gebäuden des "republikanischen Stils" des 19. Jahrhunderts. Die Altstadt wurde 1999 auf die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Cuenca gilt als das "Athen Ecuadors".
Wirtschaftlich ist Cuenca ein bedeutendes nationales Zentrum der Keramikindustrie, der Hut- und Korbflechterei (ähnlich den Panama-Hüten), der Lederverarbeitung und der Schmuckherstellung in Gold und Silber. Aus Cuenca und Umgebung stammen überproportional viele der ecuadorianischen Arbeitsemigranten in den USA und Europa.
Der einzige Olympiasieger Ecuadors überhaupt, der Geher Jefferson Pérez, lebt und trainiert in Cuenca. Er gewann am 26. Juli 1996 in Atlanta die Goldmedaille im 20-km-Gehen und wurde 1999 in Sevilla Vize- und 2003 in Paris Weltmeister in derselben Disziplin. Im Anschluss an die Olympischen Spiele von Atlanta hatte der umjubelte Nationalheld die 459 km von Quito nach Cuenca zu Fuß zurückgelegt.