Alexej Silytsch Nowikow-Priboj
Alexej Silytsch Nowikow-Priboj (Алексей Силыч Новиков-Прибой; * 12./24. März 1877 in Matwejewskoje; † 29. April 1944 in Moskau) war ein russischer Schriftsteller.Aufgrund verschiedener Transkriptionen wird sein Name auch als Nowikow-Priboi oder Novikov-Priboy wiedergegeben.
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2 Werke (ausgewählt) 3 Weblinks |
Alexej Silytsch Nowikow wurde 1877 als Sohn einer einfachen Bauernfamilie im Dorf Matwejewskoje (Gouvernement Tambow) geboren. Er besuchte zunächst eine kirchliche Schule. Auf Wunsch seiner tief-religiösen Mutter sollte er ein Mönch werden. Da er sich jedoch mehr für die Erzählungen durchreisender Matrosen begeisterte, wollte er lieber zur See fahren.
Mit 22 Jahren wurde er 1899 zur Armee eingezogen und auf seinen eigenen Wunsch nach Kronstadt an die Ostsee versetzt. Dort besuchte er so oft es ging die Sonntagsschule und las sehr viel. In Kronstadt veröffentlichte er seinen ersten Artikel in einer Zeitung. Im Jahr 1903 wurde er jedoch unter dem Verdacht revolutionäre Propaganda verbreitet zu haben verhaftet. In der Sonntagsschule hatte er auf Anraten seiner Lehrer verbotene Literatur gelesen. Es konnte ihm jedoch keine Schuld nachgewiesen werden, und so wurde er nach einem Monat wieder aus dem Gefängnis entlassen. Da sich seine Dienstzeit mittlerweile dem Ende näherte, dachte er bereits über ein Studium nach und wollte sich verstärkt seiner Karriere als Schriftsteller widmen.
Nach Ausbruch des Russisch-Japanischen Krieges wurde jedoch eine Flotte zusammengestellt, die in den fernen Osten entsandt werden sollte. Da die Armee bevorzugt so genannte Politische Subjekte aus Russland entfernen wollte, wurde Nowikow zwangsweise auf das Schlachtschiff Orjol versetzt. Das Schiff war Teil der russischen Ostsee-Flotte und wurde zu Beginn des Russisch-Japanischen Kriegs in den fernen Osten verlegt. Die Reise von Russland um das Kap der Guten Hoffnung über Madagaskar bis in die Koreastraße dauerte über 8 Monate.
An der anschließenden Seeschlacht von Tsushima nahm Nowikow als Matrose teil. Die Russische Flotte wurde nahezu komplett zerstört und fast 5.000 russische Seeleute fielen während der Schlacht. Nowikow jedoch überlebte und geriet in japanische Gefangenschaft. Noch im Arbeitslager in Japan begann er mit der Abfassung eines Buches über die Erfahrungen während der 20.000 km langen Reise und die anschließende Schlacht. Dazu interviewte er viele Überlebende und erhielt so ein nahezu komplettes Bild aller an der Schlacht beteiligten russischen Schiffe. Im Januar 1906 durfte er nach Russland zurückkehren. Dort veröffentlichte er seine ersten Essays über die Schlacht. Da er jedoch die Missstände in der russischen Marine schonungslos offenbarte, geriet er in einen Konflikt mit der zaristischen Obrigkeit. Er musste über Finnland nach London fliehen, wo er verschiedene Arbeitsstellen hatte.
Auf Empfehlung von Maxim Gorki, dem er den Vorgang in einem Brief mitgeteilt hatte, wurde die Geschichte seiner Flucht in einer Zeitung veröffentlicht. In der Folge besuchte Nowikow Gorki, der zu jener Zeit auf Capri lebte. Auf der Insel schrieb er verschiedene realistische Erzählungen über das Meer, die schließlich zu einem ersten Erzählband zusammengefasst wurden. Mit Hilfe eines anderen Passes konnte er 1913 nach Russland zurückkehren. Seine Erzählungen wurden jedoch zensiert und konnten erstmals 1917 erscheinen. Ab 1914 konnte er kleinere Zeitschriftenartikel veröffentlichen und benutzte dabei erstmals den Künstlernamen Nowikow-Priboj (Priboj bedeutet Brandung).
Um 1920 begann er mit der endgültigen Fassung seines Hauptwerkes Tsushima (russisch: Цусима). Der erste Band - Die Reise - wurde 1932 und der zweite Band - Die Schlacht - im Jahre 1935 veröffentlicht. Obwohl es erstmals einen vollständigen Überblick über die Schlacht von Tsushima lieferte, wurde es in der Folgezeit auch mehrfach kritisiert. Nowikow-Priboj stellte unter anderem den einfachen Matrosen als Helden dar, während die "zaristischen" Admiräle und Offiziere den für die Russen negativen Ausgang der Schlacht zu verantworten hätten. Besonders umstritten ist seine Darstellung des Admirals Sinowi Petrowitsch Roshestwenski, der von Nowikow-Priboj als einer der Hauptverantwortlichen der Niederlage dargestellt wird. Tatsächlich spielte die schlechte Ausrüstung und die Kombination moderner und veralteter Kriegsschiffe eine entscheidende Rolle, an der auch die Admiräle und die Offiziere auf den Schiffen nichts mehr ändern konnten. Diese Darstellung war zu Zeiten der Sowjetunion für den Autor jedoch unumgänglich.
Sein letztes Werk Der Kapitän wurde kurz vor seinem Tod veröffentlicht. Keine andere Veröffentlichung erreichte jedoch die Dramatik seines Hauptwerkes Tsushima.
Er starb am 29. April 1944 in seiner Moskauer Wohnung.
Ein Motorschiff, das auf der Wolga für Kreuzfahrten benutzt wird, trägt seinen Namen: die MS Nowikow-Priboj.
Lebenslauf
Werke (ausgewählt)
Weblinks
Anmerkung: Das Geburtsdatum wurde gemäß Julianischem Kalender, der bis zur Oktoberrevolution 1917 in Russland galt, und (an zweiter Stelle) nach dem Gregorianischen Kalender, der heute gilt, angegeben.