Gregorianischer Kalender
Der Gregorianische Kalender, benannt nach Papst Gregor XIII, ist der heute in den meisten Teilen der Welt gültige Kalender.
siehe auch: Umrechnung zwischen Julianischem und Gregorianischem Kalender
siehe auch: Wie berechne ich den Wochentag
Table of contents |
2 Charakteristika |
Das Erste Konzil von Nizäa bestimmte im Jahre 325, dass das Osterfest immer am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlings-Anfang gefeiert werden sollte. Das astronomische Ereignis des Primar-Äquinoktiums (Frühlings-Tagundnachtgleiche der Nordhalbkugel) fand im Konzilsjahr 325 am 21. März statt, und die Julianische Schalttags-Regelung wurde damals noch nicht als verbesserungsbedürftig erkannt. Der damals gültige Julianische Kalender ging von einem mittleren Sonnenjahr von 365,25 Tagen aus und glich die Differenz von annähernd 6 Stunden alle vier Jahre durch die Einfügung eines Schalttags aus. Gegenüber dem von dem tatsächlichen Gang der Himmelsmechanik astronomisch vorgegebenen Sonnenjahr, das 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden dauert (365,24219879 Tage), war das Jahr des Julianischen Kalenders also etwas mehr als 11 Minuten zu lang. Bis ins 16. Jahrhundert, zur Zeit Papst Gregors XIII, hatte sich dieser Fehler bereits so ausgewirkt, dass das Primar-Äquinoktium im Jahr 1582 schon am 11. März stattfand.
Diese Verschiebung des Kalenders war jedoch schon längere Zeit vorher offenkundig geworden. Seit dem 14. Jahrhundert wurden immer wieder Vorschläge für eine Kalendereform unterbreitet - u. a. durch Nikolaus Kopernikus. Diese waren aber stets abgelehnt worden. Gleichwohl bildeten Kopernikus' Werk "De Revolutionibus Orbium Coelestium" ("Von den Umdrehungen der Himmelskörper") sowie die Prutenischen Tafeln von Erasmus Reinhold die Basis für die schließlich von Papst Gregor XIII. dekretierte Reform.
Um die Frühlings-Tagundnachtgleiche wieder mit dem 21. März in Übereinstimmung zu bringen und Ostern wieder am richtigen Tage feiern zu können, folgte der Papst dem Vorschlag des Astronomen Aloysius Lilius und bestimmte, dass im Jahre 1582 zehn Tage übersprungen werden sollten. Daher folgte auf den 4. Oktober gleich der 15. Oktober. Folgerichtig fand das Primar-Äquinoktium ab dem Folgejahr 1583 wieder exakt am 21. März statt. Damit war die Ausgangslage, wie vom Konzil zu Nicäa 325 festgelegt, wiederhergestellt.
Um ein erneutes schrittweises Abrücken des 21. März vom Zeitpunkt des Primar-Äquinoktiums für alle Zukunft zu vermeiden, legte der neue Gregorianische Kalender die Dauer des mittleren Sonnenjahrs auf 365,2425 statt wie bisher auf 365,25 Tage fest. Diese Verkürzung erfolgte dadurch, dass -abweichend von der Schaltregel des Julianischen Kalenders- diejenigen Jahrhundertjahre keinen Schalttag haben, deren Zahl dividiert durch 400 keine Natürliche Zahl ergibt. Danach stellten die Säkular-Jahre 1700, 1800 und 1900 so genannte Gemeinjahre zu 365 Tagen dar. Die Jahre 1600 und 2000 waren -in Übereinstimmung mit der Julianischen Schaltregel- Schaltjahre zu 366 Tagen.
Nur wenige Länder wie Spanien oder Portugal übernahmen den Gregorianischen Kalender tatsächlich am 4/15. Oktober 1582. Die meisten katholischen Länder Europas folgten in den nächsten Jahren, während die protestantischen Länder den neuen Kalender, weil vom Papst dekretiert, zunächst ablehnten. Beispielsweise führten ihn die meisten katholischen Kantone der Schweiz 1584 ein, das Wallis jedoch erst 1655. Dort folgte damals auf den 28. Februar der 11. März. Die nicht zeitgleiche Einführung des Gregorianischen Kalenders in den verschiedenen Ländern sorgte für Verwirrung, aber auch für interessante Paradoxa: So sind sowohl William Shakespeare als auch Miguel de Cervantes am 23. April 1616 gestorben, obwohl Shakespeare Cervantes um 11 Tage überlebt hat. Denn in England (und auch in den späteren USA) wurde der Gregorianische Kalender erst in der Nacht vom 2. September auf den 14. September 1752 eingeführt.
Die evangelischen Territorien des Deutschen Reichs übernahmen den Gregorianischen Kalender mit Beginn des Jahres 1700. Zuvor mussten beispielsweise Verträge zwischen katholischen und protestantischen Fürsten mit Bruchzahlen datiert werden, etwa als 5./15. Oktober 1582.
Die reformierten Orte der Schweiz folgten ein Jahr später, allerdings mit drei Ausnahmen: Der protestantische Halbkanton Appenzell Ausserrhoden und die protestantischen Teile von Glarus und Graubünden. Der offizielle Übergang zum neuen Kalender sollte dort bis 1812 dauern; der alte Kalender blieb aber noch länger in der Bevölkerung lebendig. Die Appenzeller Silvesterkläuse werden noch immer am 31. Dezember nach dem Julianischen Kalender (13. Januar nach dem Gregorianischen Kalender) gefeiert.
Die orthodoxen Länder Osteuropas behielten den Julianischen Kalender noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts bei. Da die Jahre 1700, 1800 und 1900 in Russland Schaltjahre gewesen waren, machte die Abweichung vom Gregorianischen Kalender dort mittlerweile 13 Tage aus. Die russische "Oktoberrevolution" 1917 fiel deshalb nach dem Gregorianischen Kalender auf den 7. November. An diesem Tag wurde die Revolution denn auch bis zum Ende der Sowjetunion gefeiert, nachdem Russland 1918 die neue Kalenderrechnung eingeführt hatte.
Als bisher letzter Staat übernahm 1927 die Türkei den Gregorianischen Kalender; dort hatte bis dahin der Islamische Kalender gegolten.
Einige orthodoxe Kirchen (z. B. in Russland und Serbien) begehen ihre feststehenden Feste weiterhin nach dem Julianischen Kalender. Ihr Weihnachten (25. Dezember) fällt darum derzeit auf den 7. Januar (greg.). Andere orthodoxe Kirchen (z. B. in Griechenland und Bulgarien) verwenden hierfür den so genannten Neo-Julianischen Kalender, der bis zum Jahr 2700 dem Gregorianischen Kalender entsprechen wird. Alle orthodoxen Kirchen berechnen Ostern und die anderen beweglichen Feste nach dem julianischen Frühlingsanfang sowie nach dem metonischen Vollmond; das Fest fällt daher nur gelegentlich mit dem Osterdatum der westlichen Kirchen zusammen, meist ist es eine, vier, oder fünf Wochen später als im Westen.
Die Regeln des Gregorianischen Kalenders führen zu einer durchschnittlichen Jahreslänge von 365,2425 Tagen.
Tatsächlich ist ein tropisches Jahr - das mit den Jahreszeiten korrespondiert - im gegenwärtigen Mittel 365,24219878 mittlere Sonnentage lang. Danach ist also der Gregorianische Kalender gegenüber der astronomischen Wirklichkeit etwas zu lang, nämlich 0,000301 Tage pro Jahr. Das bedeutet, dass nach rund 3320 Jahren das Primar-Äquinoktium kalendermäßig wieder einen ganzen Tag früher eintreten würde. Sofern bis dahin die Jahresbezifferung beibehalten wird, würde es sich empfehlen, im Jahre 2800 ausnahmsweise den Schalttag entfallen zu lassen, wenn auch zu der Zeit noch die Bindung des Primar-Äquinoktiums an den 21. März gewünscht wird.
Gregorianische Kalenderreform
Einführung des Gregorianischen Kalenders in verschiedenen Ländern
Charakteristika