Vestische Straßenbahnen GmbH
Die Vestische Straßenbahnen GmbH (kurz Vestische) betreibt einen großen Teil des gesamten öffentlichen Nahverkehr im Kreis Recklinghausen, der Stadt Bottrop und dem nördlichen Teil der Stadt Gelsenkirchen. Der Name der Gesellschaft leitet sich vom Begriff Vest (urspr. "Gerichtsbezirk") Recklinghausen für dieses Gebiet ab.Der Sitz der Verwaltung sowie der Hauptbetriebshof befinden sich in Herten, ein weiterer Betriebshof in Bottrop.
Table of contents |
1.1 Kaiserzeit
2 Weblink1.2 Nach dem Ersten Weltkrieg 1.3 Nach dem Zweiten Weltkrieg 1.4 Seit 1982 ohne Straßenbahn |
Geschichte
Kaiserzeit
Die Geschichte der Vestischen Straßenbahn GmbH beginnt mit der Straßenbahn Recklinghausen-Herten-Wanne. Dieses Unternehmen wurde durch einen Vertrag vom 12 und 23. Juni 1899 der durch die Landgemeinde, den Landkreis und der Stadt Recklinghausen mit den Gemeinden Crange, Herten und Wanne geschlossen worden war. Die seit dem Jahr 1888 auf der Strecke zwischen Recklinghausen, Herne und Wanne betriebenen Pferdeomnibusse sollten durch eine elektrische Straßenbahnverbindung ersetzt werden.
Am 10. Mai 1901 wurde die Strecke zwischen Recklinghausen-Steintor über Disteln, Herne und Crange nach Wanne eröffnet. Die 12,8 Kilometer lange Strecke lag zu einem Drittel in der Straße und zu zwei Drittel in Seitenlage neben der Straße.
Ab dem Jahr 1907 übernahm die Gesellschaft den Bau und Betriebsführung für die Straßenbahnen der Stadt Recklinghausen. Man wollte somit das Netz zwischen den Orten Bottrop, Herne und Recklinghausen verdichten und gleichzeitig sicherstellen, das alles auf ein und denselben System basierte. Die Straßenbahn Recklinghausen-Herten-Wanne eröffnete in den folgenden Jahren die Strecken:
- am 1. Mai 1908 von Herne über Resse und Erle nach Buer
- am 7. April 1909 von Recklinghausen nach Suderwick
- am 28. Mai 1909 von Gladbeck nach Bottrop
- am 15. Juli 1909 von Bottrop nach Osterfeld
- am 2. September 1909 von Gladbeck nach Horst-Nord
- am 15. Dezember 1909 von Recklinghausen nach Erkenschwick
- am 13. Mai 1910 von Horst-Nord nach Horst-Mitte
Ab 1913 wurden folgende Strecke eröffnet.
- am 29. Mai 1913 von Bottrop nach Boy
- am 31. Mai 1913 von Erkenschwick nach Datteln
- am 5. Dezember 1913 von Datteln nach Henrichenburg
- am 31. Dezember 1913 eine Verlängerung in Bottrop
- am 26. Februar 1914 von Sunderwick nach Henrichenburg
- am 1. März 1914 eine Verlängerung in Datteln
- am 5. Mai 1914 von Bottrop zur Zeche Prosper II
- am 27. Mai 1914 von Recklinghausen über Sinns nach Hüls
- am 1. Juli 1914 eine Verlängerung in Sunderwick
- am 30. August 1914 von Recklinghausen nach Röllinghausen
Nach dem Ersten Weltkrieg
Am 25. Mai 1915 wurden alle Linien rückwirkend zum 1. Januar 1915 offiziell zur vom Landkreis Recklinghausen gegründeten Vestischen Kleinbahn GmbH zusammenfasst. Damit wollte er die Verwaltung des zuvor aus fünf einzelnen Vertragsgemeinschaften vereinfachen. Bis zum Jahr 1918 wurden bis auf die Strecke Recklinghausen – Wanne aller Strecke von der Vestischen Kleinbahn GmbH erworben. Von der Gesellschaft wurden während der Ersten Weltkrieges folgende Strecken eröffnet:
- am 29. August 1915 von Recklinghausen über Bockholt nach Marl
- am 26. September 1915 eine Verlängerung in Sunderwick
- am 6. Oktober 1915 eine Verlängerung in Recklinghausen
- am 23. Dezember 1915 von Recklinghausen über Scherlebeck nach Langenbochum und von Buer nach Hassel
- am 24. August 1916 von Buer nach Resse
- am 1. September 1918 von Marl nach Brassert
In dieser Zeit wurde auch der Güterverkehr begonnen. Dieser wurde bis 1924 durchgeführt. Die jährliche Menge an beförderten Gütern lag zwischen 5000 und 6000 Tonnen. Führ diesen Zweck wurden extra 3 E-Loks angeschafft. Zudem wurde eine in Besitz befindliche Dampflok und eine Benzollok für den Güterverkehr eingesetzt.
Auch in den Jahren der Hyperinflation wurden weitere Stecken eröffnet.
- am 13. Juli 1920 von Buer nach Scholven
- am 25. Oktober 1920 eine Verlängerung in Horst
- am 13. Juli 1921 zwischen Marl und Dorsten
- am 9. Dezember 1921 ein Verlängerung in Osterfeld
- am 3. Juli 1922 eine Verlängerung in Osterfeld
- am 22. August 1922 eine Verlängerung in Herten (nur Güterverkehr)
Am 2. Juni 1923 wurde die Betriebsführung der Straßenbahn Herne-Baukau-Recklinghausen durch die Vestischen Kleinbahn GmbH übernommen. Auch der Bau neuer Strecken wurde in den folgenden Jahren weiter vorangetrieben
- am 5. Januar 1923 von Herten nach Langenbochum
- am 1. März 1923 von Scholven nach Gladbeck
- am 19. April 1924 von Buer nach Westerholt
- am 23. Dezember 1924 von Meckinghofen nach Waltrop
- am 1. März 1925 von Buer nach Gladbeck
- am 7. März 1925 eine Verlängerung in Boy
- am 20. Mai 1925 eine Verlängerung in Gladbeck
- am 11. Juli 1925 von Waltrop nach Brambauer
- am 11. April 1925 eine Verlängerung in Westerholt und in Hassel
- am 18. Dezember 1926 in Buer einen Anschluss an die BOGESTRA
- am 24. Dezember 1926 von Hassel nach Marl
- am 1. April 1927 von Herten nach Hochlarmark
- am 4. Juni 1927 eine Verlängerung in Boy
- am 10. September 1927 in Horst eine Verbindung zur BOGESTRA
- am 1. Oktober 1927 von Bottrop nach Sterkrade und eine Verlängerung in Osterfeld
- am 18. Dezember 1927 von Buer nach Schalke
- am 1. März 1928 von Marl nach Hüls
- am 30. November 1928 von Westerholt nach Herten
- am 23. August 1929 von Gladbeck nach Zweckel
- am 30. März 1929 von Rentford nach Kirchhelle
- am 2. Dezember 1930 eine Verlängerung in Dorsten
1930 betrieb man auf diesem ausgedehnten Netz insgesamt 19 Linien. Diese hatten eine Linienlänge von insgesamt 235,4 Kilometern Länge. Insgesamt hatte man ein Streckennetz von 180 Kilometern Länge, wovon 54 Kilometer zweigleisig waren. Auf diesem Netz beförderte man zwischen 8,9 Millionen (1938) und 17,1 Millionen (1933) Fahrgäste. 1934 kamen zwei weitere Strecken hinzu. Am 15. Februar wurde die 6,8 Kilometer lange Strecke zwischen Recklinghausen und dem Bahnhof Süd und am 24. August die 2,1 Kilometer lange Strecke zwischen Boy und Horst eröffnet. Dieses weitgespannte Netz hatte auch zwei für diese Zeit extrem lange Linien: die Linie 2 von Hüls über Recklinghausen und Erkenschick nach Datteln war 21 Kilometer lang und die Linie 3 von Datteln über Henrichenburg, Recklinghausen und Marl nach Dorsten 36,4 Kilometer.
Am 1. Februar 1936 wurde von den Oberhausener Straßenbahnen die Strecke von Bottrop nach Sterkrade übernommen. Die Straßenbahn Herne-Baukau-Recklinghausen ging am 28. Oktober 1939 in den Besitz der Vestischen Kleinbahn GmbH über. An die BOGESTRA musste die Strecke zwischen Buer und Schalke und in Horst am 15. August 1939 verkauft werden. Ein Versuch, im Gegenzug die Strecke Buer nach Horst zu erhalten, gelang nicht. Im Jahr 1939 genehmigte die Reichsbahn die Verlegung von Gleisen über den Bahnübergang in Gladbeck, allerdings ohne Oberleitungen. Somit war man nicht mehr darauf angewiesen, Wagen über das Netz der BOGESTRA zu befördern. Auf dem Gelände der Chemischen Werke Hüls wurden zwischen März und Mai 1939 3,3 Kilometer Gleise.
Zu diesem Zeitpunkt betrieb man auch mit den benachbarten Gesellschaften einige Gemeinschaftslinen. Mit den Oberhausener Straßenbahnen gab es zwei Linien von Bottrop aus. Auch mit der Westfälische Straßenbahn hatte man eine gemeinsame Linie. So befuhr man zusammen mit der BOGESTRA zwei Linien von Gladbeck nach Gelsenkirchen und eine Linie von Recklinghausen über Marl nach Gelsenkirchen.
Am 7. Februar 1940 wechselte die Vestische Kleinbahn GmbH ihren Namen und aus ihr wurde die Vestische Straßenbahnen GmbH. 1941 begann man, wie im Zweiten Weltkrieg üblich, mit dem Transport von Gütern. Durch eine spezielle Einsatztruppe wurden auch die kriegsbedingen Reparaturen am Streckennetz schnell durchgeführt, so dass der Verkehr nie sehr lange unterbrochen wurde. Erst als 1945 die Front näher Rückte, wurde am 27. März der Verkehr eingestellt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Auf Betreiben der Militärregierung nahm die Vestische Straßenbahnen GmbH am 10. April 1945 ihren Betrieb wieder auf. Die erste Linie verkehrt am 28. April von Herne über Hochlar nach Langenbochum. Bis zum 1. Juli 1953 waren alle Linien wieder in Betrieb und man fuhr wieder auf 23 Linien. Im September 1953 hatte das Straßenbahnnetz der Vestischen Straßenbahnen GmbH seine größte Ausdehnung. Nach 1953 wurden zunehmend Straßenbahn- durch Buslinien ersetzt.
In dem Bestreben des Landes Nordrhein-Westfalen, ein gemeinsames Stadtbahnnetz im Ruhrgebiet zu schaffen, war auch die Vestische Straßenbahnen GmbH mit eingeschlossen. Auf ihrem Gebiet sollten die Strecken von Gelsenkirchen über Buer, Hassel, Polsum, Marl und Sinsen nach Recklinghausen, von Horst nach Gladbeck, von Buer über Herten nach Recklinghausen und von Bochum über Herne nach Recklinghausen verlaufen. Von diesen geplanten Stadtbahnen wurde aber keine Strecke gebaut, obwohl die Verlängerung der U35 von Herne nach Recklinghausen immer wieder in der Presse auftaucht.
Seit 1982 ohne Straßenbahn
Seit der Stilllegung der letzten Straßenbahnlinie am 3. Oktober 1982 ist die Vestische ein reiner Busbetrieb. Die Vestische gehört seit dessen Gründung 1980 dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr an.
Heute erbringt das Unternehmen mit ca. 250 eigenen Bussen sowie mit Fahrzeugen von mehreren Subunternehmen eine jährliche Betriebsleistung von gut 20 Mio. Betriebskilometern. Damit gehört die Vestische zu den größten Nahverkehrsunternehmen in Deutschland, die ihre Leistungen ausschließlich mit Bussen erbringen. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Struktur ihres Bedienungsgebietes sind auch die Linien sehr unterschiedlich. Einen wichtigen Bestandteil des Netzes bilden die verschiedenen Schnellbuslinien (Städteschnellbus, CityExpress), die fast alle Städte im nördlichen Ruhrgebiet miteinander verbinden und insbesondere die Städte in der Region ohne eigenen Schienenanschluss mit dem SPNV verknüpfen.