Russlanddeutsche
Der Begriff Russlanddeutsche ist ein Sammelbegriff für die deutschstämmigen Menschen in Russland. De facto sind es Russen, die eine deutsche Abstammung haben, aber russisch sozialisiert sind. Umgangssprachlich werden auch die deutschstämmigen Einwohner der anderen ehemaligen Sowjetrepubliken als "Russlanddeutsche" bezeichnet, obwohl diese korrekterweise als "Ukrainedeutsche", "Kasachstandeutsche" etc. bezeichnet werden sollten. Es handelt sich um eine regional ursprünglich sehr verteilte Gruppe (Wolgadeutsche, Wolhyniendeutsche, Bessarabiendeutsche, Krimdeutsche, Baltendeutsche, Kaukasiendeutsche). Heute leben noch etwa 800.000 Russlanddeutsche in der Russischen Föderation (stark sinkende Tendenz).
Erst 1955 wurde das Regime der Sondersiedlungen aufgehoben. Ab dieser Zeit durften sie wieder einen Wohnort nach Wunsch suchen, aber nicht in ihren früheren Siedlungsgebieten. Am 29. August 1964 wurden die Russlanddeutschen durch ein – allerdings damals nicht veröffentlichtes – Dekret des Obersten Sowjets rehabilitiert. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts begann auch langsam die Ausreise von Russlanddeutschen in die Heimat ihrer Ahnen nach Deutschland. Vor allem siedelten sie in die Bundesrepublik um. Aber auch in der DDR fanden einige Familien eine neue Heimat. Erst in den 80er Jahren und vor allem nach dem Zerfall der Sowjetunion wuchs der Strom der Aussiedler nach Deutschland gewaltig an.
Deportationsproblematik
Nach Beginn des Krieges von Deutschland gegen die Sowjetunion wurden 1.209.430 Russlanddeutsche entsprechend des Erlasses des Obersten Sowjets vom 28. August 1941 innerhalb weniger Wochen unter dem Vorwurf der Kollaboration mit Hitlerdeutschland aus den europäischen Teilen der Sowjetunion nach Osten – vorwiegend Sibirien, Kasachstan und in den Ural – in so genannte Sondersiedlungen deportiert. Gleichzeitig wurden ihre staatsbürgerlichen Rechte aberkannt und ihr Eigentum bis auf ein geringes Handgepäck eingezogen. Die meisten von ihnen – im Alter zwischen 14 und 60 Jahren – mussten in Arbeitslagern unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten. Mehrere hunderttausend – die nicht ermittelte Zahl schwankt um 500.000 – starben in dieser Zeit vor allem an schlechten Arbeits-, Lebens- oder medizinischen Bedingungen.Heutige Situation in Russland
Am 1. Juli 1991 wurde das 1938 aufgelöste deutsche Rayon Halbstadt (Nekrassowo) im Altai wiedergegründet, am 18. Februar 1992 erfolgt der Beschluss ein weiteres neues Rayon in Asowo (bei Omsk) zu gründen. Bei Saratow und Wolgograd sollen weitere Bezirke (Okrugs) gegründet werden.Geschichte
Gründe für die Einwanderung waren vielfältig. Für die pazifistischen Mennoniten war die Befreiung vom Kriegsdienst wesentlich, für viele andere die freie Zuteilung von Land. Als erste rief Katharina die Große im 18. Jahrhundert deutsche Einwanderer im großen Stil ins Land. Vorher gab es schon größere Gruppen in Moskau und Nordwestrussland (Nowgorod, Pskow, St. Petersburg).Siehe auch