Hui-Chinesen
Die Hui (回 Huí) sind eine chinesische Volksgruppe. Sie bilden eine der 56 Nationalitäten, die offiziell durch die Volksrepublik China erkannt werden. Die Hui sind in ihrer Kultur und ihrem Aussehen den Han-Chinesen ähnlich, mit der Ausnahme, dass sie Moslems sind und deshalb einige besondere Gewohnheiten haben, zum Beispiel essen sie kein Schweinefleisch.Zu den Hui zählt man auch andere islamische Chinesen, die keine Han-Chinesen sind, aber nicht als eigene ethnische Gruppe anerkannt sind, wie zum Beispiel einige tausend Menschen auf der südlichen Insel Hainan, die noch eine austronesische Sprache sprechen, die der Sprache der Cham in Vietnam ähnlich ist. Andere Gruppen wie die Uiguren, die auch den Islam praktizieren, zählen nicht zu den Hui.
Die chinesische Bezeichnung für Islam ist entweder die Religion der Hui (回教, Huí jiào) oder die Transkription Yisilan-Religion (伊斯蘭教 Yīsīlán jiào).
Die Hui-Chinesen haben verschiedene Ursprünge. Einige an der Südostküste stammen von arabischen Händlern ab, die seit dem 9. Jahrhundert in China siedelten und sich mit der Zeit an die einheimische Bevölkerung anpassten, sich mit ihr vermischten und letzten Endes nur die andere Religion beibehielten. Für die Mandarin sprechenden Hui von Yunnan und in Nordchina gibt es eine andere Erklärung der Abstammung: Ihre Vorfahren waren mongolische, turkische und andere zentralasiatische Siedler, welche während der Yuan-Dynastie die Elite bildeten. Dokumente belegen, dass ein Großteil der nomadischen oder militärischen Gruppen eigentlich nestorianische Christen waren und während des Sinisierungsdrucks der Ming- und Qing-Dynastien zum Islam übertraten.
Dies erklärt das Ethnonym "Hui", welches eine große Ähnlichkeit mit der Bezeichnung Uiguren hat, obwohl die Bedeutung unterschiedlich und ist. Das Wort "Hui" wurde zumindest seit der Qing-Dynastie als Oberbegriff für chinesischsprachige Moslems und teilweise für Moslems im Allgemeinen benutzt. So konnte zum Beispiel ein Chinese der Qing-Zeit einen Uiguren als "Chantou" beschreiben, der die "Hui"-Religion ausübte. Es wurde benutzt wie das Wort Qingzhen im Südosten Chinas.
Südöstliche Moslems haben eine lange Tradition der Fusion von konfuzianistischen Lehren mit der Scharia und dem Koran. Die Beiträge der Moslems des chinesischen Südostens zum konfuzianistischen Beamtentum sind bis in die Tang-Dynastie belegt.
Unter dem Hui Nordchinas hingegen gibt es starke Einflüsse der zentralen asiatischen Sufi-Schulen wie Kubrawiyya, Qadiriyya, Naqshbandiyya (Khufiyya und Jahriyya) etc. meistens des Hannafi Madhhab (während unter den südöstlichen Gemeinschaften das Shafii Madhhab häufiger ist). Vor der Ihwani-Bewegung, der chinesischen Variante der Salafi-Bewegung, fusionierten die nördlichen Hui gern taoistisches Gedankengut und Kampfsport-Praktiken mit der Sufi-Philosophie. Bis in die frühmodernen Zeiten wurden die nordchinesischen Hui-Dörfer noch als "Blau-Kappen Huihui", "Schwarz-Kappen Huihui" und "Weiß-Kappen Huihui" bezeichnet, um sie hinsichtlich ihres möglicherweise christlichen, jüdischen oder moslemischen Ursprungs zu unterscheiden, obwohl schon damals die Hui Nordchinas im großen und ganzen islamisch waren.
Die Definition der Hui als islamische Chinesen wirft zwei Probleme auf. Das erste ist, dass die Volksrepublik China offiziell atheistisch ist. Die zweite ist, daß man den chinesischen Moslems den ethnischen Gruppenstatus zugesteht und den chinesischen Christen und Buddhisten nicht. Bei der Definition der Hui ist die Regierung dem Problem insofern ausgewichen, als sie die Ethnie anhand ihrer Gruppenidentität maß und die Tatsache ignorierte, daß ihre Gruppenidentität auf der Religion beruht.
Die zentralasiatischen Turkvölker und die Tadschiken bezeichnen die Hui-Chinesen als Dungans, obwohl die westliche Lehre nur eine Hui-Gruppe in Kirgisien als Dungan bezeichnet. In Thailand werden chinesische Moslems als Chin Ho genannt, in Burma und in Yunnan Panthay. Es gibt einige chinesische Moslems oder zum Islam übergetretene Chinesen in Malaysia. Diese werden offiziell als Teil des Bumiputri, der dominierenden Malaiien gezählt. In der Gesellschaft werden sie jedoch als Teil der chinesischen Minderheit gesehen.