Zheng He
Zheng He 鄭和 (in anderer Transliteration: Cheng Ho, auch 三寶 San Bao genannt, Geburtsname Ma Ho; * 1371 in der Provinz Yunnan; † 1433 oder 1435) gilt als der berühmteste chinesische Admiral und einer der bedeutendsten Seefahrer des 2. Jahrtausends nach Christus.Zheng He (Cheng Ho, San Bao) |
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Zeichnung von Shen Du (沈度 shen3 du4). Das Bild zeigt eine Giraffe. Zheng He brachte sie von seinen Reisen nach China mit. |
Zheng He unternahm mit gewaltigen Flottenn zwischen 1405 und 1433 sieben große Expeditionen in den Pazifik und den Indischen Ozean. Dabei bekämpfte er nicht nur erfolgreich das Piratenunwesen, sondern erforschte auch die Meere bis nach Arabien und Ostafrika. Seine Dschunken, die mit bis zu 150 m Länge und 9 Masten zu den größten Holzschiffen aller Zeiten gehörten, legten dabei mehr als 50.000 km zurück.
Sein Beiname San Bao hat Spekulationen darüber ausgelöst, dass der Muslim Zheng He das historische Vorbild für die arabische Sagengestalt Sindbad der Seefahrer gewesen sein könnte.
Zheng He wurde zur Zeit der Ming-Dynastie in der südchinesischen Provinz Yunnan als Sohn einer muslimischen Familie geboren. Sein Geburtsname war Ma Ho, sein Vater war Hadschi, hatte also die Pilgerfahrt nach Mekka absolviert. Im Alter von 10 Jahren wurde er mit anderen Kindern zusammen gefangen genommen als die Chinesische Armee in Yünnan einmarschierte. Mit 13 Jahren wurde er kastriert und kam als Diener in den Haushalt des vierten Sohnes des Chinesischen Ming-Kaisers, Prinz Zhu Di.
Ma Ho zeigte sich als außergewöhnlicher Diener und wurde in der Kriegskunst und Diplomatie unterwiesen. Prinz Zhu Di gab Ma Ho den neuen Namen Zheng He (Cheng Ho), nachdem das Pferd des Eunuchen in einer Schlacht bei Zhenglunba getötet wurde. Als weiterer Name Zheng Hes tritt San Bao auf, was drei Juwelen bedeutet. Zheng He war nach den Berichten eine imposante Erscheinung. Er soll über 2 m groß gewesen sein und eine tiefe Stimme gehabt haben (die Kastration erfolgte also nach dem Stimmbruch).
Als Prinz Zhu Di im Jahre 1402 Kaiser wurde, bedeutete dies auch einen erheblichen Machtzuwachs für Zheng He. 1403 ernannte der Kaiser ihn zum Admiral und befahl, eine Flotte von Schatzschiffen zu bauen und damit die Gewässer rund um China zu erkunden. Admiral Zheng He war der erste Eunuch, der eine so hohe militärische Position in China bekleidete.
Die erste Schatzflotte bestand aus 62 Schiffen. Vier davon gehörten zur größten Klasse, den so genannten Schatzschiffen, und waren ca. 122 m lang und 50 m breit.
Sie waren die Flaggschiffe der Flotte und wurden in Nanking am Jangtse gebaut. Unter den Schiffen waren auch 100 m lange Pferdeschiffe, die nur Pferde transportierten, Wasserschiffe, die nur Frischwasser für die Crew beförderten, Versorger und Kriegsschiffe. Die Flotte hatte tausende von Tonnen chinesischer Handelsgüter an Bord. Im Herbst 1405 lief die Flotte mit 27.800 Mann Besatzung aus.
Zur Navigation wurde bereits der Kompass benutzt, der in China im 11. Jahrhundert erfunden wurde. Markierte Räucherstäbchen wurden als Uhren benutzt. Jeder Tag umfasste 10 Wachen zu je 2,4 Stunden (2 h : 24 min). Die geographische Breite wurde durch Messung der astronomischen Höhe des Polarsterns im Norden und des Kreuzes des Südens auf der Südhalbkugel ermittelt. Ziel der ersten Reise war Kalikut in Indien. Indien war bereits im 7. Jahrhundert vom chinesischen Entdecker Hsuan Tsang auf dem Landweg erforscht worden. Die Flotte machte Station in Vietnam, Java, Malakka und fuhr dann nach Westen quer über den Indischen Ozean nach Sri Lanka und an die Südostküste von Indien. Den Winter 1406/1407 verbrachte die Flotte dort mit Handel und Diplomatie. Auf dem Rückweg bekämpfte die Flotte Piraten, die den Handel mit Indien behinderten, und nahm den Anführer gefangen. Die Rückkehr nach Nanking erfolgte noch im Jahr 1407.
Die Zweite Reise der Schatzflotte ging erneut nach Indien, um dort die Macht des Königs von Kalikut zu sichern. Zheng He nahm nicht persönlich teil, da er in China die Aufsicht über die Instandsetzung von Tempeln hatte.
Die dritte Reise, für Zheng He die zweite, wurde mit 48 Schiffen und ca. 30.000 Mann Besatzung durchgeführt. Sie verlief auf einer ähnlichen Route wie die erste Reise. Auf dem Weg wurden Lager für Güter eingerichtet. Der König von Sri Lanka zeigte sich gegenüber den Chinesen feindlich. Zheng Hes Truppen besiegten die Streitkräfte des Königs und nahmen ihn gefangen. Er wurde nach Nanking mitgenommen.
Ende 1412 erhielt Zheng He vom Kaiser den Befehl zu einer vierten Reise. Um den Jahreswechsel 1413/1414 lief die Flotte mit 63 Schiffen und 28.560 Mann aus. Ziel war die Straße von Hormuz am persischen Golf, bekannt für Perlen und Edelsteine. Teile der Flotte segelten entlang der Ostküste von Afrika bis nach Mozambique. Im Sommer 1415 kehrte die Flotte mit arabischen und afrikanischen Diplomaten und zahlreichen Schätzen des Orients nach Nanking zurück.
Die fünfte Reise wurde vom Kaiser 1416 befohlen, um Diplomaten aus Nanking in ihre Heimatländer zurückzubringen. Die Schatzflotte verließ Nanking 1417 und machte ihren Weg über den Persischen Golf zur Ostküste Afrikas. Sie kehrte 1419 zurück.
Die Schatzflotte lief im Frühjahr 1421 aus. Die Reise ging über Südostasien, Indien und den Persischen Golf erneut nach Afrika. Zheng He selbst kehrte Ende 1421 nach China zurück, der Rest der Flotte 1422.
Kaiser Zhu Di starb 1424. Dies bedeutete nicht nur für Zheng He persönlich, sondern auch für die chinesische Seefahrt einen schweren Schlag. Der neue Kaiser Zhu Gaozhi (Zhu Dis Sohn) machte den Reisen der Schatzflotte ein Ende und schickte Schiffbauer und Seeleute nach Hause. Cheng Ho wurde Militärkommandant der Hauptstadt Nanking.
Kaiser Zhu Gaozhi starb 1426. Sein Sohn, Zhu Zhanji, bestieg den Kaiserthron. Er neigte den Interessen seines Großvaters zu und ließ die Schatzflotte reaktivieren. 1430 gab er Order zu einer erneuten Reise. Zheng He wurde wieder als Admiral eingesetzt. Ziel dieser Reise war die Wiederherstellung friedlicher Beziehungen mit den Königreichen von Malakka und Thailand. Ein Jahr später lief die Flotte mit 100 Schiffen und 27.500 Mann aus.
Die Berichte über Zheng Hes Tod sind widersprüchlich. Nach einigen Angaben soll er noch auf der Heimreise im Jahr 1433 gestorben sein, nach anderen 1435 nach der Rückkehr. Zheng Hes Grab liegt bei Nanking (Nanjing). Dort befinden sich noch heute drei der großen Trockendocks, auf denen er seine Schiffe bauen ließ. Das Grabmal wurde 1985 zum 580. Jahrestag der ersten Reise der Schatzflotte restauriert.
Die Nachfolger des Kaisers Zhu Ghaozi schlugen eine völlig andere Seefahrtspolitik ein. Sämtliche Schatzschiffe wurden im 15. Jahrhundert mit großer Wahrscheinlichkeit aus innenpolitischen Gründen zerstört. Der Außenhandel Chinas wurde untersagt. Der Bau von Schiffen mit mehr als 3 Masten wurde mit der Todesstrafe bedroht. Viele Berichte über Zheng Hes Reisen und seine Tätigkeit wurden vernichtet, so dass heute nur noch spärliche Quellen vorhanden sind. Nach einiger Zeit wurden die Außenhandelsrestriktionen gelockert und die chinesische Handelsflotte prägte wieder die Meere Südostasiens.
Der Venezianer Niccolo di Conti reiste um 1430 nach China und berichtete später auch über den chinesischen Schiffbau. Vermutlich gehörten seine Berichte zur Lektüre des portugiesischen Prinzen Heinrich, genannt "der Seefahrer", und bestärkten ihn in seinen Anstrengungen zur Förderung der Seefahrt, der Entwicklung hochseegängiger Schiffe und verbesserter Navigation. Diese wurden - rund 80 Jahre nach Zheng He - zur Grundlage der Entdeckungsfahrten von Vasco da Gama, Ferdinand Magellan und Christoph Kolumbus. Schon 1434, exakt im selben Jahr, in dem die chinesischen Entdeckungsfahrten zum Erliegen kamen, umfuhr der portugiesische Seefahrer Gil Eanes im Auftrag Heinrichs des Seefahrers das Kap Bojador an der Westküste Afrikas, eine entscheidende Etappe auf der Entdeckung des Seewegs nach Indien und damit auch auf dem Weg zur europäischen Expansion.
Nach chinesischen Berichten aus der Qing-(auch Ch'ing- oder Mandschu-)Dynastie (1644-1911) soll Zheng He auch ein Land namens Franca (Portugal / Frankreich) und Holland besucht und die Einwohner Hollands als große Leute mit langen roten Haaren, Bärten und großen Füßen beschrieben haben. Diese Berichte über eine Reise, bei der Zheng He rund 80 Jahre vor Vasco da Gama den Seeweg von Asien nach Europa um das Kap der Guten Hoffnung entdeckt hätte, sind jedoch sehr zweifelhaft. Zum einen fehlen entsprechende Berichte aus Europa, wo die Ankunft chinesischer Schiffe sicher nicht unbemerkt geblieben wäre. Zum anderen waren Holländer und Portugiesen zur Entstehungszeit der Berichte in China längst bekannt.
Unklar ist auch, ob ein Teil von Zheng Hes Flotte nach Amerika gelangte, obwohl vor der Küste Perus Ankersteine gefunden wurden, die von chinesischen Dschunken stammen könnten.
Die riesige Flotte, die über mehrere Flaggschiffe verfügte, konnte leicht aufgeteilt werden. Es gibt Anzeichen dafür, dass ein Teil der Flotte auf einer Reise nach Nordaustralien gefahren ist. So hat man dort chinesische Funde aus der Ming-Dynastie gemacht. 1879 wurde in Darwin, Australien, zwischen Wurzeln eines Banyan-Baumes in 1 m Tiefe ein Bild des chinesischen Gottes Shou Lao gefunden, das aus der Ming-Zeit stammen soll. Auch mündliche Überlieferungen von indigenen Australiern sprechen dafür.
In jüngster Zeit hat der britische Marinehistoriker und pensionierte U-Boot Kommandant Gavin Menzies, gestützt auf verschiedene Quellen, Hypothesen entwickelt, wonach die Schatzschiffe alle Weltmeere bereist hätten. Diese These muss beim gegenwärtigen Stand der Forschung aber als hochspekulativ gelten. So vermutet Menzies, die Schatzflotte habe sich mehrfach aufgeteilt und u.a. die Magellanstraße und die Nord-Ost-Passage nördlich Sibiriens gefunden haben. An verschiedenen Orten in aller Welt u.a. auch in Nordamerika seien Gedenksteine gesetzt, an einigen auch schiffbrüchige Besatzungsmitglieder zurückgelassen worden (etwa an der Bucht von San Francisco). Auf einer der Bahamainseln will Menzies persönlich Beweise für den Schiffbruch eines Teils der Flotte gefunden haben. Bisher wurden seine Angaben jedoch nicht bestätigt. Die verbliebenen zeitgenössischen Quellen sind äußerst lückenhaft. Menzies argumentiert u.a. mit verschiedenen prä-kolumbischen Weltkarten, wie z.B. der Vinland-Karte, aus dem 15. Jahrhundert, in die seiner Ansicht nach die von der Schatzflotte gewonnenen Erkenntnisse eingeflossen und die europäischen Seefahrern wie Vasco da Gama sowie spanischen Christoph Kolumbus und Ferdinand Magellan bekannt gewesen seien, bevor sie ihre Entdeckungen gemacht hätten.
Leben und Reisen Zheng Hes
Kindheit und Aufstieg
Erste Reise (1405-1407)
Zweite Reise (1407-1409)
Dritte Reise (1409-1411)
Vierte Reise (1413-1415)
Fünfte Reise (1417-1419)
Sechste Reise (1421-22)
Siebte Reise (1431-1433)
Tod Zheng Hes und Ende der Flottenpolitik
Folgen für Europa
Spekulationen über weitere Reisen der Schatzflotte
Literatur
Weblinks
Beurteilung:
Exzellenter Artikel