Gertrud Kolmar
Gertrud Kolmar (Pseudonym für Gertrud Käthe Chodziesner, * 10. Dezember 1894 in Berlin, † vermutlich Anfang März 1943 in Auschwitz) war eine deutsche Schriftstellerin.
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Gertrud Kolmar war die Tochter des jüdischen Rechtsanwaltes Ludwig
Chodziesner und seiner Frau Elise, geb. Schoenflies. Sie wuchs im Berliner
Westend auf und besuchte nach mehreren privaten Berliner Mädchenschulen
1911/12 eine haus- und landwirtschaftliche Frauenschule in Elbisbach bei
Leipzig. Sie war zwischenzeitlich in einem Kindergarten tätig, lernte Russisch und absolvierte 1915/16 ein Seminar für Sprachlehrerinnen in Berlin mit
einem Diplom für Englisch und Französisch. Zu dieser Zeit hatte sie eine
Liebesbeziehung zu einem Offizier, die mit der Abtreibung des
gemeinsamen Kindes und der Trennung endete.
1917 erschien ihr erster Gedichtband unter dem Pseudonym "Gertrud Kolmar". In den Jahren 1917/18 arbeitete sie als Zensorin in einem Kriegsgefangenenlager in Döberitz bei Berlin. 1921 zog die Familie Chodziesner in die Berliner Innenstadt, 1923 nach Falkensee bei Spandau in die Villenkolonie Finkenkrug. Gertrud war während dieser Zeit Erzieherin in verschiedenen Berliner Familien, 1927 ging sie in
dieser Funktion auch nach Hamburg. Im gleichen Jahr unternahm sie eine Studienreise nach Frankreich mit Aufenthalten in Paris und Dijon. Ab 1928 übernahm sie wegen einer schweren Erkrankung der Mutter die Führung des elterlichen Haushalts und arbeitete daneben als Sekretärin für ihren Vater.
Seit Ende der 1920er-Jahre erschienen einzelne ihrer Gedichte in literarischen Zeitschriften und Anthologien.
Ihr dritter Gedichtband "Die Frau und die Tiere", der im August 1938 in einem
jüdischen Verlag erschienen war, wurde nach der Reichspogromnacht vom
9. November 1938 eingestampft. Die Familie Chodziesner wurde infolge der
verschärften Judenverfolgung während der Zeit des Dritten Reiches noch im November 1938 zum Verkauf ihres Hauses in Finkenkrug und zum Umzug in eine Etagenwohnung in einem sog. "Judenhaus" in Berlin-Schöneberg gezwungen.
Ab Juli 1941 musste Gertrud Kolmar Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie leisten. Ihr Vater wurde im September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und starb dort im Februar 1943. Gertrud Kolmar wurde am 27. Februar 1943 im Verlauf der sog. "Fabrikaktion" verhaftet und am 2. März 1943 ins Konzentrationslager Auschwitz transportiert. Datum und Umstände ihres Todes sind unbekannt.
Gertrud Kolmar, die zu Lebzeiten relativ wenig veröffentlicht hatte, gilt heute als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen des
20. Jahrhunderts. Nach eher konventionellen Anfängen fand sie in ihren
Gedichten vor allem ab Ende der Zwanzigerjahre zu einem eigenen, unverkennbaren Ton, geprägt von großer sprachlicher Virtuosität und Expressivität, unter gleichzeitiger Beibehaltung traditioneller Formen. In ihrem Werk herrschen Natur- und Frauenthemen vor, oft ins Mystische und Hymnische gesteigert.
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