Ghetto
Ein Ghetto (oder Getto) ist ein Stadtviertel, in dem eine bestimmte Bevölkerungs- oder kulturell geprägte Gruppe in einer mehr oder weniger strengen Isolation zu leben gezwungen ist (ursprünglich waren v.a. gesetzliche Zwänge gemeint, heute treten auch soziale und wirtschaftliche Zwänge in den Vordergrund).
Table of contents |
2 Bekannte Ghettos 3 Soziale Ghettos 4 Siehe auch: 5 Weblinks |
Geschichte
Der Begriff stammt aus dem Italienischen (gheto) und bedeutet Metallguß. Die Jüdische Bevölkerung wurde in Venedig im Metallgießerviertel zusammengepfercht. Das erste amtliche und mit Gesetz für die Juden vorgeschriebene Ghetto wurde 1555 von Papst Paul IV befohlen. In den folgenden Jahrhunderten wurden in den meisten europäischen Städten entsprechenden Judenghettos eingerichtet, sie wurden mit Mauern umzingelt und mit Toren versehen, die nachts verschlossen wurden. Sie wurden zur Gefangenschaft für ihren Bewohner, die dort zwangsweise umgesiedelt wurden. Und sie wurden immer wieder zum Ziel von brutalen Angriffen, Raubzügen und Plünderungen.
Die Auflösung des Ghettosystems verdankt sich weitgehend der Französischen Revolution und den liberalen Bewegungen des 19. Jahrhunderts. 1870 war das römische Ghetto das einzige der Welt und wurde durch den italienischen König aufgelöst.
Bekannte Ghettos
Soziale Ghettos
In den USA werden bestimmte Wohngebiete der farbigen Bevölkerung auch als "Ghettos" bekannt. Als in den 1960er Jahren Bürgerrechtsgesetze Freizügigkeit auch den Farbigen gestatteten, setzten sich die wohlhabenderen Afroamerikaner aus den "Ghettos" in die zuvor weiß besiedelten Bezirke ab. Dies hatte ein Anwachsen der sozialen Krise in den Ghettos verbunden mit Verfall und wachsender Kriminalitätsrate zur Folge. Unvergessen ist das Lied In the Ghetto von Elvis Presley, das das Leben in den amerikanischen Ghettos beschreibt. Selbst in Deutschland werden bestimmte Wohnviertel in Neubaugebieten "Ghettos" genannt, wenn sie überwiegend von bestimmten sozialen Schichten bzw. Volksgruppen - Randgruppen - bewohnt werden.
Auch wenn heute manche Plattenbausiedlung oder Altstadtquartier von einer sozialen oder ethnischen Minderheit bewohnt wird, es ist kein Vergleich zu den abgeschotteten Zwangverhältnissen zum Beispiel in den früheren Judenghettos, im Mittelalter und gar erst nicht während der Hitler-Diktatur.
In fast allen Städten der Welt haben sich zu fast allen Zeiten die Menschen nach bestimmten Merkmalen, wie gemeinsame Sprache, Religion, Berufe oder gemeinsamer Herkunft angesiedelt, aber ein China, Italian oder German Town in einer US-Stadt ist noch lange kein Ghetto, auch wenn es als solches bezeichnet wird wegen seiner (früheren) Bewohner, die aber frei waren, rein und raus durften, Tag und Nacht und meist freiwillig dort wohnten, mehr oder weniger!
Die Bezeichnung Ghetto wird heute umgangssprachlich und abwertend verwendet, um missglückte Stadtplanung und soziale Missstände anzuprangern. Diese Ghetto-Bezeichnung ist mit dem historischen Ghetto-Begriff kaum zu vergleichen.