Erich von Falkenhayn
Erich von Falkenhayn (* 11. November 1861; † 8. April 1922) war ein deutscher Offizier und Militärpolitiker und im Ersten Weltkrieg Chef des Großen Generalstabs.
Falkenhayn war Karrieresoldat und diente zuerst (1896-1903) in China, wo er an der Niederschlagung des Boxeraufstandes beteiligt war. Danach war er in Braunschweig, Metz und Magdeburg in immer höheren Diensträngen stationiert. 1913 wurde er preußischer Kriegsminister. In dieser Position gehörte er zu den Schlüsselgestalten um den Ausbruch des Ersten Weltkriegs; wie die meisten Militärs rechnete er nicht mit dem Krieg und war zum Zeitpunkt des Attentats von Sarajevo wohl eher dagegen, gehörte dann aber sehr schnell zu denjenigen, die Kaiser Wilhelm II zur Kriegserklärung drängten.
Im ersten Kriegsjahr löste er Moltke als Chef des Generalstabs nach der Ersten Marneschlacht am 14. September 1914 ab. Nach dem Scheitern des Schlieffenplans versuchte er zuerst, Frankreich und England durch den "Wettlauf zum Meer" (via Nordfrankreich und Belgien zur Nordsee) auszumanövrieren, was aber nicht gelang und in der Schlacht um Ypern endgültig endete.
An der Westfront bevorzugte Falkenhayn eine Defensivstrategie, was ihn in Konflikt mit Hindenburg und Ludendorff brachte. In dieser Situation entwickelte Falkenhayn jene Strategie der "Ausblutung", die 1916 zum Stellungskrieg vor Verdun, der sogenannten "Blutmühle", führte. Falkenhayn ging dabei keinesfalls davon aus, so gegen die Franzosen und Engländer einen Sieg herbeiführen zu können; vielmehr dachte er, dass die Verluste auf alliierter Seite dort schwerer zu tragen seien als auf deutscher, auch weil aus Deutschland immer wieder neues "Menschenmaterial" in die Schlacht geworfen werden konnte. Diese Strategie scheiterte u.a. daran, dass auch den Alliierten der Ersatz ihrer Truppen gelang. Über eine halbe Million Soldaten starb vor Verdun, am Ende ohne jeglichen Sinn oder Effekt.
Nach dem Misserfolg an der Westfront wurde Falkenhayn von Hindenburg als Chef des Generalstabs abgelöst. Er übernahm nun - erfolgreicher - den Oberbefehl der 9. Armee in Rumänien (Eroberung von Bukarest im Dezember 1916 mit August von Mackensen und darauf türkischer Marschall). Zwar konnte er die Eroberung Palästinas durch die Engländer unter General Edmund Allenby im Dezember 1917 nicht verhindern, wohl aber vorher noch die Zwangsumsiedlung aller Juden aus Palästina, die von der türkischen Regierung unter dem Statthalter Djemal Pascha geplant war und die im Sinne des türkischen Völkermords an den Armeniern hätte vor sich gehen sollen.
Ab Februar 1918 wurde Falkenhayn Oberbefehlshaber der 10. Armee in Weißrussland, in welcher Funktion er auch das Kriegsende erlebte. 1919 schied er aus der Armee aus und zog sich ins Privatleben zurück.
Falkenhayn ist sicher ein Vertreter des negativsten Stereotyps des preußischen Generals; er war sicher Militarist, und seine ganz unbestreitbare politische und militärische Kompetenz - Winston Churchill hielt ihn für den weitaus fähigsten deutschen General im Ersten Weltkrieg - lassen seine Verachtung für Demokratie und Parlament, seine militärische Unbedingtheit nur noch deutlicher werden. Die wahrscheinlich doch wissentliche und sogar absichtliche Herbeiführung der "Blutmühle von Verdun" ist kaum noch nachzuvollziehen; sie erinnert an Menschenverachtung totalitärer Diktatoren späterer Zeiten. Andererseits war Falkenhayn ein loyaler, ehrlicher Freund und Vorgesetzter. Bleibenden Ruhm hat er sich durch sein Verhalten im Judenpogromkonflikt "Ein unmenschlicher Exzeß gegen die Juden in Palästina wurde allein durch Falkenhayns Verhalten verhindert, was vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts einen besonderen - und Falkenhayn auszeichnenden - Stellenwert erhält." (Afflerbach, S. 485)
Literatur
Weblinks